Wasser

Viel Regen gleicht Dürre wohl nicht aus

In Hessen sind die Böden zwar mittlerweile „übersättigt“. Trotz des aktuellen Hochwassers wirken die Folgen warmer Sommer nach.
04.02.2021

Bei durchgetrockneten Böden dauert es länger, bis sie wieder Wasser aufnehmen können.

 

Selbst die vielen Niederschläge der vergangenen Wochen werden das Defizit der im Sommer ausgetrockneten Böden wohl nicht ausgleichen können. Zwar hat das aktuelle Hochwasser manche Gebiete in Hessen in temporäre Seenlandschaften verwandelt, etwa in der Wetterau und im Main-Kinzig-Kreis. Die oberen Bodenschichten in weiten Teilen Hessens sind mittlerweile durchaus «gesättigt bis übersättigt», sagt Andreas Brömser, Agrarmeteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Allmählich komme das Wasser in unteren Schichten an, «aber sehr langsam».

Tau- und Regenwetter sorgen seit Tagen für Hochwasser in Hessen. Nach zwischenzeitlicher Entspannung sind an mehreren Gewässern die Pegelstände wieder angestiegen. Dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zufolge waren am Donnerstag insbesondere an Fulda, Kinzig, Nidda und Nidder sowie am Rhein Meldestufen überschritten. Das Geschehen verlagere sich zunehmend in die Mittel- und Unterläufe der Gewässer. Angesichts neuer Regenfälle, die in den kommenden Tagen erwartet werden, «könnte es in den hessischen Gewässern zu einer weiteren Hochwasserwelle kommen», so das HLNUG.

Tiefe Bodenschichten sind noch trocken

In tieferen Bereichen wirkt aber der Sommer laut Brömser noch nach. Unter anderem im Rheingau dürfte der Boden laut DWD nur bis in geringe Tiefen durchfeuchtet sein. Den Angaben von Brömser zufolge dauert es bei durchgetrockneten Böden länger, bis sie wieder Wasser aufnehmen können. Bis vor einiger Zeit waren die Wasserspeicher demnach bis zum Ende des Winters gut gefüllt. Mit den wiederholt sehr warmen und trockenen Sommern in den vergangenen drei Jahren sei dies jedoch nicht mehr so gewesen.

Auch die relativ nassen Winter dieses und des vergangenen Jahres hätten nicht gereicht, um die Speicher wieder aufzufüllen, sagte Brömser. Damit sei wahrscheinlicher, dass die Böden in den Folgemonaten erneut austrockneten. Bei Pflanzen komme es dann zu Trockenstress, in der Landwirtschaft zu Ernteeinbußen oder in den Wäldern zu Schäden durch absterbende Bäume.

Mehr Regen hilft jetzt nicht 

Selbst wenn die Böden nach dem Winter wieder komplett aufgefüllt seien, reiche das nicht unbedingt, sagte Brömser. Wenn es die Vegetationsperiode über dauerhaft warm und trocken sei, gebe es mehr Verdunstung. «Damit keine Trockenheitsprobleme auftreten, müsste es auch in der Vegetationsperiode immer mal wieder regnen.» Laut DWD würde sich auch die Situation in den Wäldern nur so nachhaltig entspannen.

Weitere Niederschläge werden dem Agarmeteorologen zufolge in den kommenden Tagen vorerst nichts mehr bringen. Idealerweise sollte nun eine Trockenphase von bis zu zwei Wochen folgen. «Danach dürfte es gerne ab und zu flächendeckenden, mäßigen Regen geben.» (dpa/hp)