Höhere Stadtwerke-Gehälter: Worauf sich die Tarifparteien nun geeinigt haben

Verdi-Chef Frank Werneke auf dem Weg zu den Tarifverhandlungen in Potsdam: Am Sonntag stand die Einigung.
Bild: © Michael Bahlo/dpa
Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter des öffentlichen Dienstes haben sich am Wochenende auf einen neuen Tarifvertrag (TVöD) geeinigt. Sie folgten dem Vorschlag der Schlichter. Damit haben auch Stadtwerke mehr Klarheit darüber, wie viel sie künftig Mitarbeitern bezahlen müssen, sofern sie etwa nach dem mitverhandelten Tarifvertrag Versorgungsbetriebe (TV-V) vergüten. Der TV-V orientiert sich am TVöD. Hier ein Überblick:
Um wie viel Prozent steigt das Gehalt im TVöD?
In einem ersten Schritt werden die Entgelte um glatt drei Prozent erhöht. Diese Erhöhung soll rückwirkend ab April gelten. Eine Besonderheit gibt es für die unteren Entgeltgruppen. Denn monatlich soll das Entgelt um mindestens 110 Euro steigen. Das heißt, dass hier die Erhöhung prozentual höher ausfallen kann.
In einem zweiten Schritt wird um weitere 2,8 Prozent erhöht. Dieser Zuschlag soll ab Mai nächsten Jahres gelten.
Was wurde speziell für Versorgungsbetriebe vereinbart?
Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) wurde unter anderem eine "umfassende Reform" der Vergütungstabelle vereinbart. Laut Gewerkschaft Verdi soll es am 1. Juni so weit sein. Dadurch sollen die Gehälter um 4,7 bis 7,8 Prozent steigen.
Ab Juni 2026 soll es eine weitere Erhöhung um 1,25 Prozent geben. Im Vergleich zur heutigen Tabelle sollen die Gehälter über die Laufzeit um gut sechs bis über neun Prozent steigen. Die dynamisierten Zulagen und Zuschläge sollen zu den gleichen Terminen erst um 5,1 und dann 2026 noch einmal um 1,25 Prozent erhöht werden.
Ferner haben sich die kommunalen Arbeitgeber laut Verdi verpflichtet, in Verhandlungen zu Eingruppierungsmerkmalen und Tätigkeiten im TV-V einzusteigen. Laut VKA gibt es rund 1000 Versorgungsbetriebe, die nach TV-V bezahlen. Sie beschäftigen rund 135.000 Menschen.
Wie lange gilt der Tarifvertrag?
Insgesamt 27 Monate – rückwirkend von Januar 2025 bis März 2027.
Womit können Auszubildende und dual Studierende im TVöD rechnen?
Sie erhalten rückwirkend ab April 75 Euro monatlich mehr Geld. Ab Mai 2026 kommen weitere 75 Euro monatlich dazu. Zudem wird eine Regelung zur unbefristeten Übernahme von Auszubildenden und dual Studierende eingeführt.
Was wurde bei Urlaubstagen vereinbart?
Ab dem Jahr 2027 soll es einen zusätzlichen Urlaubstag geben. Dies gilt auch für den TV-V.
Was soll sich bei der Jahressonderauszahlung (13. Monatsgehalt) ändern?
Ab 2026 soll die Jahressonderzahlung auf einheitlich 85 Prozent erhöht werden. Teile der Jahressonderzahlung können in bis zu drei freie Tage umgewandelt werden.
Was soll bei der wöchentlichen Arbeitszeit möglich sein?
Auf beidseitig freiwilliger Basis kann die wöchentliche Arbeitszeit auf bis zu 42 Stunden erhöht werden. Dies gilt auch für den TV-V.
Wie bewerteten die Tarifparteien die Einigung?
"Es ist ein schwieriges Ergebnis in schwierigen Zeiten", sagte der Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführer Frank Werneke. "Letztendlich konnte ein Tarifergebnis mit prozentualen Einkommenssteigerungen oberhalb der zu erwartenden Preissteigerungsrate durchgesetzt werden, außerdem Verbesserungen bei einigen Zuschlägen und der Arbeitszeit."
"Mit dieser Einigung ist es gelungen, einen nachhaltigen Kompromiss zu finden, der sowohl den Interessen der kommunalen Arbeitgeber als auch der Beschäftigten gerecht wird", kommentierte Karin Welge, Präsidentin und Verhandlungsführerin der VKA. "Angesichts der finanziellen Herausforderungen der Kommunen haben wir ein Gesamtpaket geschnürt, das die Handlungsfähigkeit der kommunalen Arbeitgeber sichert und gleichzeitig attraktive Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten schafft."
Hinweis: Dieser Artikel wurde um Details zur TV-V-Reform ergänzt.
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