Habeck zu Dunkelflaute und Strompreishoch: "Werden wir immer wieder haben"
Von Andreas Baumer
Es war mal wieder eine turbulente Woche auf dem deutschen Strommarkt und auf der Berliner Polit-Bühne mit Dunkelflaute und Strompreishoch hier sowie Kraftwerksgesetz-Aus da. So war es auch keine Überraschung, dass Bundeswirtschaftsminister und Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck auf dem "Handelsblatt"-Industriegipfel gefragt wurde, was er denn von all dem halte.
Habeck versuchte zu beruhigen. "Wir werden in der Zukunft immer wieder zwei, drei Wochen haben, in denen die Strompreise sehr hoch sind", ordnete er ein. "Das wird so sein bei Witterungsbedingungen wie jetzt." Allerdings werde es auch 50 Wochen geben, in denen die Strompreise sehr niedrig seien. Habeck bezog sich offenbar auf Wochen pro Jahr. Ein Jahr hat gut 52 Wochen.
Medienbericht: Schwedens Energieministerin "wütend auf die Deutschen"
Der Wirtschaftsminister rechnete vor, dass der Strompreis im vergangenen Jahr im Durchschnitt bei 95 Euro pro Megawattstunde (MWh) gelegen sei. In diesem Jahr würden es 75 Euro pro MWh sein.
Laut der Fraunhofer-Plattform Energy-Charts lag der durchschnittliche Day-Ahead-Preis im vergangenen Jahr tatsächlich bei 95 Euro pro MWh. Stand Freitagmittag befand sich der Durchschnittswert für dieses Jahr allerdings bei 80 Euro pro MWh. In welche Richtung sich die Strompreise bis zum Jahresende bewegen, dürfte vor allem vom Wetter abhängen. Weht viel Wind und fällt der Stromverbrauch über die Weihnachtstage erfahrungsgemäß ab, würde das preissenkend wirken. Weht kaum Wind und müssten verstärkt fossile Kraftwerke einspringen, würde das die Preise nach oben treiben.
So gelassen wie Habeck reagierten Energieministerkollegen aus dem Ausland in den vergangenen Tagen übrigens nicht. Das Boulevardblatt "Bild" zitierte genüsslich die schwedische Energieministerin und Konservative Ebba Busch, die laut einer schwedischen Zeitung gesagt haben soll, sie sei "wütend auf die Deutschen", weil diese ihr Land anders als Schweden nicht in Strompreiszonen geteilt und ihre Kernkraftwerke abgeschaltet hätten. Schweden hat vier Strompreiszonen. Rund 30 Prozent der schwedischen Stromerzeugung stammen aus der Kernkraft.
Laut "Financial Times" nannte der norwegische Energieminister Terje Aasland das deutsche Strompreishoch, das auch in seinem Land die Preise noch oben zog, "eine absolut beschissene Situation". Demnach will die regierende Mitte-Links-Partei mit Blick auf die nächsten Parlamentswahlen für ein Ende der Stromleitung nach Dänemark im Jahr 2026 werben. Zur Erinnerung: Norwegen selbst setzt vor allem auf heimische Wasserkraft und exportiert Stromüberschüsse regelmäßig ins Ausland.
Habeck hat bei Kraftwerksgesetz noch "Resthoffnung"
Habeck gab auf dem Industriegipfel zu, dass der Zubau von Kraftwerken helfen würde, um Preisspitzen in Phasen geringer Wind- und Solarstromeinspeisung zu dämpfen. Dass sein Ministerium mangels Mehrheiten im Bundestag und angesichts großen Widerstands in der Energiebranche das Kraftwerkssicherheitsgesetz aufgab, nannte er "sehr, sehr ärgerlich".
Wobei Habeck die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben zu haben scheint. Das Gesetz komme "wohl" nicht mehr, sagte er. Er habe eine "Resthoffnung", dass es doch noch gehe, in den Prozess einzusteigen. Vielleicht könne man eine "Rechtsgrundlage" schaffen, dass man die ersten zwei Auktionen durchführen könne und den Zubau von zwei bis drei Gigawatt an "modernen Kapazitäten" ermögliche. "Das wäre wirklich wichtig."
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