Strom

Von EEG-Kosten bis RWE-Chef: Wie die große Dunkelflaute nachwirkt

Am Mittwoch springen die Strompreise wegen schwacher Erneuerbaren-Einspeisung erneut in die Höhe. Derweil wird immer klarer, welche Auswirkungen die Dunkelflaute im November hatte.
10.12.2024

Eine Windflaute trug Anfang November dazu bei, dass die Strompreise nach oben kletterten. Dieses Bild wurde von Künstlicher Intelligenz generiert.

Von Andreas Baumer

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen schlagen die Strompreise auf den Kurzfristmärkten wegen schwacher Wind- und Solarstrommengen nach oben aus. Für Mittwoch meldete die Börse Epex Spot einen Tageswert von satten 267 Euro pro Megawattstunde (MWh) Grundlast. In der Spitze ging es auf bis zu 445 Euro pro MWh hoch.

Die erste ausgedehnte Dunkelflaute dieses Jahres im November hatte die Strompreise noch auf mehr als 800 Euro pro MWh in der Spitze hochschnellen lassen,. Ein Nebeneffekt dabei: Die Förderkosten sanken spürbar,  wie aus dem neuen Monatsbericht der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber hervorgeht. Als Dunkelflauten werden Zeitabschnitte bezeichnet, in denen witterungsbedingt kaum bis gar kein Wind- und Solarstrom produziert wird.

Knapp 800 Millionen Euro lagen zum Monatsende auf dem sogenannten EEG-Konto, über das Einnahmen und Ausgaben im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) miteinander verrechnet werden. Das waren rund 400 Millionen Euro mehr als im Vormonat.

RWE-Chef: "System kam an seine Grenzen"

Alles in allem konnten die Erlöse aus der Vermarktung von Grünstrom aber auch im November die Förderkosten nicht decken. Knapp 1,5 Milliarden Euro schoss der Bund diesmal zu. Das heißt im Umkehrschluss: Trotz Dunkelflaute überstiegen die Ausgaben die Einnahmen um 1,1 Milliarden Euro.

In den ersten Novembertagen legte sich dichter Nebel über große Teile Deutschlands. In der Folge brachen die Erträge aus Windkraft- und Solaranlagen kräftig ein. "Das gesamte System kam an seine Grenzen", kommentierte jüngst RWE-Chef Markus Krebber im Podcast "Handelsblatt Disrupt". Seine Warnung: "Das Energiesystem sollte nicht auf Kante genäht sein."

In der ersten vollen Novemberwoche allein wurden laut Fraunhofer-Plattform Energy-Charts netto 1,4 Terawattstunden (TWh) Strom nach Deutschland importiert – ein neuer Rekordwert in diesem Jahr. Auch über den gesamten November hinweg blieb die Republik Netto-Stromimporteur – eine Premiere.

Auch heimische steuerbare Kraftwerke knackten Rekorde. Die beiden Trianel-Gaskraftwerksblöcke in Hamm (Nordrhein-Westfalen) steuerten doppelt so viel Strom bei wie im vorherigen Spitzenmonat in diesem Jahr, wie Energy-Charts-Daten zeigen. Das Steinkohekraftwerk Lünen (Nordrhein-Westfalen) steigerte seinen Monatsertrag auf mehr als 0,4 TWh. Noch mehr Strom erzeugte die Anlage zuletzt im September des Energiekrisenjahres 2022.

Solareinbruch entlastet EEG-Konto

Ganz anders sah es im Erneuerbaren-Segment aus: Insgesamt produzierten Solar- und Windkraftanlagen im November 14 TWh Strom. Das war ein neues Rekordtief in diesem Jahr. Vor allem die Solarstromproduktion brach massiv ein – auf 1,6 TWh. Zum Vergleich: Im überwiegend sonnigen Juli wurde fünfeinhalb Mal so viel Solarstrom produziert wie im November.

Vor allem der Solareinbruch dürfte das EEG-Konto im November entlastet haben. Die reinen Förderkosten sanken im November auf gerade einmal 1,2 Milliarden Euro, nachdem sie im Juni noch einen Höchstwert von 2,3 Milliarden Euro erreicht hatten.

Kraftwerksgesetz für Schublade

Experten gehen davon aus, dass Dunkelflauten dem deutschen Strommarkt künftig noch stärker zusetzen werden, wenn planmäßig weitere Kohlekraftwerke aus dem Markt gehen werden.

Die Ampelregierung wollte dem entgegenwirken, indem sie den Neubau von Gaskraftwerken fördern wollte. Das entsprechende Kraftwerkssicherheitsgesetz wird aber noch immer regierungsintern beraten und in der Energiebranche in der jetzigen Fassung für zu restriktiv gehalten. Union und FDP haben zudem bereits kundgetan, dass sie dem Vorhaben vor geplanten Neuwahlen am 23. Februar nicht mehr zustimmen wollen.

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