Nach Linnemann-Absage: Zwei neue Favoriten für Habeck-Nachfolge

Jens Spahn und Carsten Linnemann gelten beide als Vertreter einer stark CO2-preisgetriebenen Energiewende.
Bild: © Kay Nietfeld/dpa
Von Andreas Baumer
Die große Überraschung aus dem politischen Berlin übermittelte am Dienstag die "Bild". "Merz' wichtigster Mann will NICHT Minister werden", titelte sie. Gemeint war CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Dabei galt der 47-Jährige als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Wirtschafts- und Energieministers.
Bleibt die Frage, wer Robert Habeck (Grüne) dann an der Scharnhorststraße nachfolgen könnte. Gehandelt werden vor allem zwei CDU-Politiker: Jens Spahn und Andreas Jung. Beide befassten sich in der vergangenen Legislaturperiode in ihren Funktionen als stellvertretender Fraktionsvorsitzender (Spahn) und energiepolitischer Sprecher der Fraktion (Jung) intensiv mit Energiepolitik. Beide verfassten auch die im Herbst vorgestellte Energieagenda der Union.
Jens Spahn: Durch Energiewende entsteht kein Wachstum
Zuerst zu Spahn. Der Unionspolitiker zählt zum wirtschaftsliberal-konservativen Lager der Partei. Seine These: Durch die Energiewende entsteht kein Wachstum. Er bezeichnete die Energiewende beim VKU-Stadtwerkekongress als "das größte, teuerste, intensivste Infrastruktur-Investitionsprojekt in der Geschichte Deutschlands." Zugleich gestand er ein, dass Deutschland die Energiewende "aus gutem Grund" mache.
Geht es nach Spahn, ist ein Aufweichen des Kohleausstiegs 2038 ebenso vorstellbar wie eine Kürzung der Heizungsprogramms BEG, das unter anderem den Kauf von Wärmepumpen fördert. Spahn plädierte früh für eine Strompreisentlastung durch eine Absenkung der Stromsteuer und eine deutliche Reduzierung der Netzentgelte. Zudem will er möglichst kosteneffizient neue Gaskraftwerke bauen lassen. Dabei setzt er eher auf die umstrittene Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 und weniger auf wasserstofffähige Gaskraftwerke.
Andreas Jung: "Klimaschutz ist Herzensangelegenheit"
Von einem anderen Schlag ist Andreas Jung, 49. Der Baden-Württemberger gilt als "grünes Gewissen" der CDU. Er leitete das CDU-Team in der Arbeitsgruppe Klima und Energie und ist auch in der SPD ein geschätzter Kollege.
Aus Jungs Sicht braucht es einen Turbo, damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. "Wir werden die 100 Prozent dann erreichen, wenn wir konsequent auf technologische Innovationen setzen. Das heißt: Wenn wir effizienten Klimaschutz mit wirtschaftlicher Stärke verbinden", sagte er jüngst der "Frankfurter Rundschau". "Klimaschutz muss Geschäftsmodell sein. Und das ist möglich." Bei der VKU-Verbandstagung betonte er: "Klimaschutz ist uns eine Herzensangelegenheit."
In Sachfragen unterstützt aber auch Jung die Öffnung von Gaskraftwerken für die CO2-Speichertechnologie oder eine Rücknahme des Heizungsgesetzes, was als Rücknahme einiger strikter Regeln aus dem Gebäudeenergiegesetz zu verstehen ist. Auch die aus seiner Sicht zu frühe Fokussierung auf grünen Wasserstoff will er lockern.
Welcher CDU-Politiker am Ende neuer Wirtschafts- und Energieminister wird, wird wohl erst dann bekannt gegeben werden, wenn die SPD-Mitglieder dem Koalitionsvertrag zugestimmt haben, sprich frühestens am 30. April.
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