Zukunft Gas: Warum sich der Verband umbenennt
Von Julian Korb
Der Branchenverband Zukunft Gas heißt künftig "Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft". Das haben die Mitglieder am Donnerstag bei ihrer Versammlung beschlossen.
"Die Gaswirtschaft hat sich den Herausforderungen der Energiewende gestellt und positioniert sich als eine zukunftsgerichtete Branche, die Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz vereint“, wird Vorstand Timm Kehler zitiert. "Unser neuer Name verdeutlicht die Veränderung der Branche: Erdgas ist unsere Gegenwart, Wasserstoff und andere neue Gase sind unsere Zukunft."
Wasserstoff habe zuletzt an Bedeutung für eine klimaneutrale Energieversorgung gewonnen. Der Verband nennt unter anderem die Genehmigung des Wasserstoffkernnetzes durch die Bundesnetzagentur und den Förderstart für europäische IPCEI-Wasserstoffprojekte.
Doch es gab auch Rückschläge: So verzögern sich Importprojekte von grünem oder blauem Wasserstoff aus Dänemark und Norwegen. Mit dem neuen Namen will der Verband daher auch ein Bekenntnis für Wasserstoff als "zentralem Energieträger der Zukunft" abgeben.
Forderung nach Grüngasquote
Vorstandschef Kehler fordert von der künftigen Bundesregierung bereits klare Maßnahmen. "Für einen zügigen Hochlauf von Wasserstoff und Biomethan benötigen wir einen verbindlichen und klaren Marktrahmen und eine Grüngasquote." Der Fokus müsse auf der erzielbaren CO2-Minderung von Maßnahmen liegen.
Damit könnte er bei der Union auf offene Ohren stoßen. Der einflussreiche CDU-Politiker Jens Spahn hatte sich zuletzt für deutlich mehr Pragmatismus in der Energiewende ausgesprochen. Auch in der Biogasbranche waren zuletzt Hoffnungen auf einen Regierungswechsel lautgeworden.
Mit einer anderen Forderung dürfte Kehler zudem in der Kommunalwirtschaft auf Zustimmung treffen. So spricht sich der Verbandschef dafür aus, dass das Gasverteilnetz seine Bedeutung behält. "Die Gasverteilnetze spielen eine zentrale Rolle für rund 1,8 Millionen Gewerbebetriebe, die auf eine sichere, verlässliche und wirtschaftliche Energieversorgung angewiesen sind Aber auch für eine sichere und resiliente Stromerzeugung ist eine erfolgreiche Transformation der Netze unabdingbar", wird Kehler zitiert.
Auf der anderen Seite warnen Umweltverbände davor, Wasserstoff bei der Energiewende eine zu hohe Bedeutung beizumessen. Die Befürchtung: Für Kommunen könnte dies sonst zur Kostenfalle werden. Auch die Denkfabrik Agora Energiewende hatte sich in diese Richtung geäußert.
Zweite Umbenennung
Der Verband "Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft" zählt weit über 100 Mitglieder. Darunter befinden sich auch mehr als 60 kommunale Unternehmen. Bereits 2021 nannte sich der Verband von "Zukunft Erdgas" in "Zukunft Gas" um. Mit der Umfirmierung soll die Bedeutung von Wasserstoff und anderen klimaneutralen Gasen nochmal hervorgehoben werden.
Kritiker werfen dem Verband vor, die Nutzung von fossilen Gasen unnötig zu verlängern. In den vergangenen Jahren waren einzelne Stadtwerke auf Druck von Nichtregierungsorganisationen und Vereinen aus dem Verband ausgetreten. Andere kommunale Energieversorger und Netzbetreiber haben sich demgegenüber offensiv für die Mitgliedschaft ausgesprochen.