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DSW21 will mit Steag-Millionen Stadtenergie-Schaden begleichen und verkündet neuen Chef

Nach der fristlosen Kündigung der Vorstandsvorsitzenden hat das Unternehmen einen neuen. Der bisherige Finanzvorstand rückt auf.
22.07.2024

Jörg Jacoby ist neuer Vorstandssprecher von DSW21.

Nach dem Abrechnungsbetrug bei der DSW21-Vertriebstochter Stadtenergie soll ein großer Teil des Schadens aus dem Verkauf der Steag-Anteile ausgeglichen werden. Das erklärten die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) nach einer Aufsichtsratssitzung am vergangenen Montag. Dort wurde auch der neue Konzernchef bestätigt.

Laut dem kommunalen Unternehmen kostet der Betrugsskandal etwa 46 Mio. Euro. DSW21 müsse aus diesem Grund auf die eingeplante Ergebnisabführung von der Energietochter DEW21 in Höhe von 30 Mio. Euro verzichten und zudem für die Enegietochter DEW21 die Garantie-Dividende an deren kleineren Gesellschafter Westenergie (11,7 Mio. Euro) übernehmen.

Diese Kosten werden zum Teil durch ein Vorziehen von 30 Mio. Euro aus dem Steag-Verkauf in die Bilanz 2023 kompensiert. Zur Erinnerung: Das DSW21 soll laut dem Beschluss des Dortmunder Rats 100 Mio. von 600 Mio. aus dem Verkaufserlös der Dortmunder Steag-Anteile bekommen.

Der Aufsichtsrat beschloss in seiner Sitzung zudem den Jahresabschluss 2023. Gegenüber den im April präsentierten vorläufigen Zahlen veränderte sich das Ergebnis demnach von 91,1 auf 75,1 Mio. Euro.

Jacoby ist neuer DSW21-Chef

Zudem besetzte der Aufsichtsrat den leer gewordenen Chefsessel: Jörg Jacoby ist nun offiziell zum neuen Vorstandssprecher von DSW21 gewählt. Der Aufsichtsrat habe einstimmig abgestimmt, teilte DSW21mit.

Am 10. Juli hatte das Gremium die frühere Chefin Heike Heim fristlos entlassen. Neben dem Fiasko bei Stadtenergie gab es brisante Ergebnisse aus einem internen Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC: Einem Bericht der Zeitung "Ruhrnachrichten" zufolge hat sich der Versorger während der jüngsten Energiekrise für drei Jahre zu sehr hohen Preisen mit Energie eingedeckt: Den Schaden beziffern die Prüfer auf rund 100 Mio. Euro, davon sollen 40 Mio. Euro unwiderruflich weg sein.

Jörg Jacoby soll seine neue Funktion bis zu seiner endgültigen Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden in einer der nächsten regulären Aufsichtsratssitzungen ausüben. Er übernimmt fortan zudem die Position als Sprecher der Geschäftsführung der Dortmunder Stadtwerke Holding GmbH, während DSW21-Arbeitsdirektor Harald Kraus die Geschäftsführung der Dortmunder Stadtwerke Beteiligungsgesellschaft mbH verstärkt.

Dreier-Spitze in Dortmund

Darüber hinaus habe der Aufsichtsrat festgelegt, dass die Konzernmutter der kommunalen Gruppe künftig nur noch von einem dreiköpfigen Vorstand geführt wird, einem Vorstand weniger als zu Heim-Zeiten also. Neben Jacoby und Kraus gehört ihm Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger an.

"Vollstes Vertrauen in Jacoby und seine beiden Vorstandskollegen"

"Die Ernennung von Jörg Jacoby zum Vorstandssprecher ist ein klares Signal, dass der Aufsichtsrat von DSW21 vollstes Vertrauen in ihn und seine beiden Vorstandskollegen hat. Die nun eingeleitete Neuordnung des Vorstands werden wir in aller Ruhe in den regulären Sitzungsterminen nach den Sommerferien formal abschließen", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Thomas Westphal.

Jörg Jacoby steht seit 2008 in Diensten von DSW21 und war vorher für das Klinikum Dortmund tätig. "Er kennt sich in der Kommunalwirtschaft bestens aus und kennt ebenfalls die kommunale Unternehmensfamilie in Dortmund und alle handelnden Akteure aus dem Effeff", betont Westphal.

Erst im April 2024 hatte der Aufsichtsrat Jacoby einstimmig für weitere fünf Jahre als Finanzvorstand bestätigt. (pfa)