Wasser

„Die erweiterte Herstellerverantwortung ist richtig“

Anlässlich der Mitte März geplanten Verabschiedung der Nationalen Wasserstrategie haben wir eine kleine Interview-Serie zu dem Thema durchgeführt. Hier die Antworten von Henning R. Deters, Vorstandsvorsitzender, sowie Dirk Waider, Vorstand von Gelsenwasser (Teil 5).
14.03.2023

Dirk Waider (li.), Vorstand, und Henning R. Deters, Vorstandsvorsitzender von Gelsenwasser.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Pluspunkte der Nationalen Wasserstrategie?
Henning R. Deters: Wir stehen als Gelsenwasser für wirksamen Ressourcenschutz. Diese Orientierung leben und zeigen wir seit über vierzig Jahren mit dem blauen Fluss in grüner Landschaft in unserem Logo. Dazu gehört erstens das Vorsorgeprinzip, um die Umwelt und damit auch die Trinkwasserressourcen möglichst wenig zu belasten, sowie zweitens das Verursacherprinzip: Wer Verunreinigungen verursacht, hat Sorge zu tragen, dass der unbelastete Zustand wiederhergestellt wird. Die erweiterte Herstellerverantwortung auch für die Finanzierung der vierten Reinigungsstufe auf Kläranlagen ist also richtig, denn sie gibt auch Anreize zur Reduzierung von Gewässer-Belastungen durch Spurenstoffe und Schadstoffe. Ebenso wichtig finden wir die Vorrangstellung der öffentlichen Trinkwasserversorgung, denn die Daseinsvorsorge muss auch in Situationen der Knappheit gewährleistet werden.

Damit wir Knappheiten vermeiden und der Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung möglichst selten greifen muss, ist der zwingende erste Schritt die Transparenz über aller Wassernutzungen. Ohne den vollen Überblick kann man nicht steuern.

Was sind die größten Kritikpunkte?
Dirk Waider: Die Nationale Wasserstrategie adressiert alle relevanten Themen und dies zum Teil sehr umfassend. Das ist gut, birgt aber die Gefahr, sich zu viel vorzunehmen und nicht ins Ziel zu kommen. Bei den zahlreichen Herausforderungen unserer Zeit scheint eine Priorisierung geboten zu sein. Wenn wir zunächst wenige Themen in den Fokus nehmen und politisch umsetzen, haben wir in einigen Jahren schon viel erreicht.

Welches Problem sollte als erstes in den Fokus genommen werden?
Henning R. Deters: Damit wir Knappheiten vermeiden und der Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung möglichst selten greifen muss, ist der zwingende erste Schritt die Transparenz über aller Wassernutzungen. Ohne den vollen Überblick kann man nicht steuern.
Dirk Waider: Gleichzeitig müssen wir jetzt beginnen, unsere Infrastruktur dort, wo es nötig ist, zu verstärken und auch auszubauen. Um den Folgen des Klimawandels zu begegnen, müssen wir resilienter werden. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht dafür schlankere Planungsprozesse und sicher auch mehr Ressourcen für die Wasserbehörden und die Wasserversorger.

(Die Fragen stellte Elwine Happ-Frank.)
 

In der Interview-Serie finden Sie außerdem Statements von Detlef Schumacher, Geschäftsführer der NEW NiederrheinWasser (Teil 1), Helge-Uve Braun, Geschäftsführer Technik bei den Stadtwerken München (Teil 2), Elisabeth Jreisat, Geschäftsführerin von Hessenwasser (Teil 3), und Herbert Marquard, Geschäftsführer der Stadtwerke Pforzheim (Teil 4).

Mehr zur Nationalen Wasserstrategie finden Sie in der ZfK-März-Ausgabe. Zum Abo geht es hier.