Wasser

„Schutz des Grundwassers darf keine Frage des Geldes sein“

Anlässlich der Mitte März geplanten Verabschiedung der Nationalen Wasserstrategie haben wir eine kleine Interview-Serie zu dem Thema durchgeführt. Hier die Antworten von Herbert Marquard, Geschäftsführer der Stadtwerke Pforzheim (Teil 4).
13.03.2023

Herbert Marquard, Geschäftsführer der Stadtwerke Pforzheim.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Pluspunkte der Nationalen Wasserstrategie?
Die Nationale Wasserstrategie stellt im aktuellen Entwurfsstatus eine ganzheitliche Problembetrachtung der Wasserversorgung in Deutschland dar. Viele wichtige Herausforderungen werden angesprochen – der Klimawandel, der Schutz von Gewässerökologie und letzten Endes die Versorgungssicherheit mit sauberem Trinkwasser. Bei den Stadtwerken Pforzheim verfolgen wir ähnlich formulierte Ziele bereits seit dem Jahr 2020, in dem wir unsere wasserwirtschaftliche Strategie vorgestellt haben.

Das Bundesministerium hat einen breit angelegten Plan vorgestellt, der viele wichtige Themen anspricht und konkrete Handlungsvorschläge zielgenau formuliert. Doch die Frage der Finanzierung ist hier der entscheidende Faktor.

Was sind die größten Kritikpunkte?
Das Bundesministerium hat einen breit angelegten Plan vorgestellt, der viele wichtige Themen anspricht und konkrete Handlungsvorschläge zielgenau formuliert. Doch die Frage der Finanzierung ist hier der entscheidende Faktor. Können es sich klamme Kommunen leisten, ihre letzten unversiegelten Flächen zu behalten oder wird im Zweifel doch ein neues Gewerbegebiet verwirklicht, für das Flächen versiegelt werden und eine mögliche Grundwasserverschmutzung in Kauf genommen wird? Umweltschutz und der Schutz von Grundwasservorkommen dürfen auf absehbare Zeit keine Frage des Geldes mehr sein. Ein finanzieller Ausgleich für bewusst nicht genutzte Flächen, die unversiegelt bleiben, wäre ein wichtiger Schritt.

Welches Problem sollte als erstes in den Fokus genommen werden?
Die einzelnen Punkte des Papiers lassen sich nur schwer voneinander trennen. Ohne eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung, bei der ökologische Belange ebenso ernst genommen werden wie ökonomische, gibt es keinen gesunden Wasserkreislauf. Dennoch müssen wir gerade die akuten Herausforderungen im Auge behalten und schnelle Lösungen finden. Die Grundwasservorkommen nehmen stetig ab. Gleichzeitig nimmt die Verschmutzung der Gewässer zu. Für die Versorger bedeutet dies ein Mehraufwand in der Gewinnung von Rohwasser und der anschließenden Aufbereitung. Über einen akuten Mangel an Grundwasser können wir uns in unserer Region zum aktuellen Stand nicht beklagen. Doch auch wir beobachten die abnehmenden Grundwasserpegel.
Mit unserer Ultrafiltrations- und Umkehrosmose-Anlage befreien wir unser Rohwasser von jeglichen Schadstoffen und sind in Sachen Aufbereitung bestmöglich für die Zukunft aufgestellt. Um jedoch eine bundesweit einheitliche Wasserqualität langfristig gewährleisten und auch in trockeneren Regionen eine bestmögliche Versorgungssicherheit herstellen zu können, muss im Allgemeinen kräftig in die Wasseraufbereitung investiert werden.

Die Fragen stellte Elwine Happ-Frank.

In der Interview-Serie finden Sie außerdem Statements von Detlef Schumacher, Geschäftsführer der NEW NiederrheinWasser (Teil 1), Helge-Uve Braun, Geschäftsführer Technik bei den Stadtwerken München (Teil 2), Elisabeth Jreisat, Geschäftsführerin von Hessenwasser (Teil 3), und Henning R. Deters, Vorstandsvorsitzender, sowie Dirk Waider, Vorstand von Gelsenwasser (Teil 5).

Mehr zur Nationalen Wasserstrategie finden Sie in der ZfK-März-Ausgabe. Zum Abo geht es hier.