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Bitkom fordert Digitalisierung des Energiesystems

Laut Bitkom ist die deutsche Energieversorgung nicht resilient gegenüber Cyberangriffen. Im Prinzip ist ein System nötig, dass sich im Falle einer Störung selbst repariert. Dies gehe aber nur mit einer vollständigen Digitalisierung.
31.05.2018

Des Digitalverband Bitkom fordert aus Sicherheitsgründen eine Neuregelung des deutschen Energiesystems. Entsprechende Vorschläge hat der Verband in einem aktuellen Positionspapier „Digitalisierung des Energieversorgungssystems – Von der Robustheit zur Resilienz“ zusammengefasst.

Dezentrale Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, weniger großer Kraftwerke, komplexere Verteilernetze, eine steigende Stromnachfrage für Elektromobilität und im Wärmesektor sowie die zunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe – Deutschland müsse die Sicherheit der Energieversorgung "völlig neu denken“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Digitalwirtschaft und Energiewirtschaft sollten gemeinsam mit der Politik ein Energiesystem aufbauen, das bei Störungen funktionsfähig bleibt und die Störungen selbsttätig behebt.

Das Redundanzprinzip reicht nicht

Traditionell werde die Sicherheit des Energiesystems dadurch sichergestellt, dass es von für die Versorgung wichtigen Teilen wie Leitungen oder Transformatoren, aber auch Kraftwerken immer eines mehr gebe, als bei Höchstlast benötigt werden. Dadurch entstehe eine sogenannte Robustheit des Systems. Künftig müsse das deutsche Energiesystem statt auf Robustheit auf Resilienz ausgerichtet sein, fordert Bitkom. „Eine moderne, sichere Energieversorgung kann nicht darauf aufbauen, Störungen vollständig zu verhindern. In einem zunehmend komplexeren Energienetz können nicht jedes angeschlossene Gerät und jede angeschlossene Anlage hundertprozentig abgesichert werden, stattdessen muss das System so ausgestaltet sein, dass Störungen keine gravierenden Folgen haben“, erläutert Rohleder.

Nach Ansicht des Bitkom sind digitale Technologien unerlässlich, um die notwendige Resilienz des Energiesystems herzustellen. So können digitalisierte Netze laufend Daten über das Energiesystem liefern, die automatisiert analysiert werden. Im Falle einer Störung gibt es auf diese Weise in Echtzeit ein Lagebild, auf dessen Grundlage die richtigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Systems eingeleitet werden können. Die Daten liefern darüber hinaus auch Hinweise auf strukturelle Schwächen des Systems. Zugleich lassen sich durch solche Datenanalysen Störungen sogar im Vorfeld erkennen, etwa mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

Auf diesem Weg können Maßnahmen eingeleitet werden, bevor überhaupt ein Schaden eintritt. „Die Energieversorgung ist ein interessantes Ziel für Cyberkriminelle. Mit der Energiewende kommen viele vernetzte Stromerzeuger und Stromverbraucher“, so Rohleder. „Wenn ein Cyberangriff erfolgreich ist, droht im traditionellen System eine Ausbreitung in der Fläche. Ein resilientes System erkennt einen Cyberangriff rasch, verhindert die Ausbreitung und behebt die Störung schnell.“

Das Positionspapier „Digitalisierung des Energieversorgungssystems – von der Robustheit zur Resilienz“ steht zum kostenlosen Download bereit.