IT

Bitkom: Hohes Wachstumstempo in der Digitalwirtschaft hält an

Beschäftigung und Umsätze in der ITK-Branche legen weiterhin kräftig zu. Doch die Branche bemängelt den geringen Stellenwert in der Bundespolitik.
14.02.2018

Das Wachstum in der Digitalwirtschaft hält an.

Im vergangenen Jahr haben die Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsbranche (ITK) mit 45.000 zusätzlichen Jobs ihren historisch stärksten Beschäftigungszuwachs innerhalb eines Jahres erzielt. Für das laufende Jahr rechnet der Digitalverband Bitkom mit einem Plus von 42.000 Stellen in der Branche. Demnach werden zum Jahresende 1.134.000 Menschen im ITK-Sektor beschäftigt sein, teilte der Verband am Mittwoch mit. Das entspricht einem Zuwachs von 3,8 Prozent im Vergleich zu 2017. "Der Stellenzuwachs könnte höher ausfallen, wenn mehr Fachkräfte zur Verfügung stehen würden", erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg.

Auch die Umsätze klettern weiter. Für 2018 erwartet Bitkom ein Plus von 1,7 Prozent auf 164,0 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr legte der Markt um 2,2 Prozent auf 161,3 Milliarden Euro zu. Im Bereich der Informationstechnik sollen die Erlöse im laufenden Jahr am stärksten steigen, um 3,1 Prozent auf 88,8 Milliarden Euro. Mit Abstand das größte Wachstum verzeichnet das Software-Segment. "Die Auftragsbücher von Software-Anbietern und IT-Dienstleistern sind voll", sagte Berg. Während sich Cloud Computing inzwischen in der Mehrheit der Unternehmen als Basis für weitere Digitalisierungsschritte etabliert habe, gebe es auf dem Markt für Big Data und das Internet der Dinge (IoT) noch hohes Wachstumspotenzial.

"Warum ein Landwirtschaftsminister und kein Digital-Staatsminister im Kanzleramt?"

In der Telekommunikation zeigt sich ein gedämpftes Wachstum. Die Umsätze steigen voraussichtlich um 0,4 Prozent auf 65,9 Milliarden Euro. "Die Netzbetreiber stehen vor der Herausforderung, bei stagnierenden Umsätzen Milliardenbeträge in den Ausbau der 5G- und Gigabit-Netze investieren zu müssen", sagte Berg.

Mit Blick auf die Regierungsbildung in Berlin forderte der Bitkom-Präsident einen höheren Stellenwert für die Digitalpolitik. "Die herausragende Bedeutung der Digitalisierung sollte auch institutionell durch die Einrichtung eines Digital-Staatsministers im Kanzleramt abgebildet werden. Wir hoffen, dass die kommende Bundesregierung hier nachjustiert", sagte Berg. "Mit welcher Leichtigkeit bekommt das Thema Heimat eine Heimat in der neuen Bundesregierung? Und mit welcher Selbstverständlichkeit sitzt die Landwirtschaft seit Jahrzehnten am Kabinettstisch?", fragte Berg und verwies darauf, dass die Landwirtschaft gerade mal 0,7 Prozent zur Bruttowertschöpfung in Deutschland beitrage. "Nichts gegen Heimat. Nichts gegen Landwirtschaft", betonte der Bitkom-Präsident. Er frage sich aber, weshalb sich die großen Volksparteien mit dem Digitalen so schwer tun würden. "Weshalb entwickelt man keine Vision, keinen Plan, wie man vom Analogen heute zum Digitalen morgen kommt?"

"Bundesbürger sollten das Recht erhalten, alle Behördenangelegenheiten online zu erledigen"

Immerhin nehme im Koalitionsvertrag von Union und SPD die Digitalisierung eine stärkere Stellung ein, als es nach den Sondierungen zunächst zu erwarten gewesen wäre. Auch das Ziel, bis 2025 flächendeckend Gigabit-Internet auszurollen, werde begrüßt. Die Digitalisierung von Verwaltung und öffentlichen Dienstleistungen müssten Union und SPD jedoch noch stärker vorantreiben und alle Schriftformerfordernisse beim Umgang mit Behörden abschaffen. "Die Bundesbürger sollten das Recht erhalten, alle Behördenangelegenheiten online zu erledigen. Niemand sollte mehr gezwungen werden, aufs Amt zu gehen", sagte Berg. (hil)