IT

Digitale Plattformen in der Energiewirtschaft

Wohin geht die Reise bei ERP-Systemen? Das Beratungshaus Horizonte-Group beschäftigt sich mit dieser Frage und hat hierzu eine Umfrage durchgeführt und eine Webinar-Reihe organisiert.
20.09.2022

In die Befragung der Horizonte-Group zu digitalen Plattform haben knapp 40 Teilnehmende ihr Know-how und ihre Anforderungen eingebracht.

Die Energiewirtschaft steht vor der Systemfrage: Spätestens wenn der Branchenprimus SAP die Wartung für die bei vielen Stadtwerken und EVUs im Einsatz befindliche Client-Server-basierte IS-U-Lösung 2027 einstellt, müssen die betroffenen Kunden auf SAP S/4HANA oder eine alternative Software- und Systemlösung migriert haben.

Doch wie lassen sich Massenprozesse im Bereich der Anbindung dezentraler Erzeugungsanlagen bewerkstelligen, die ständigen Anpassungen in den energiewirtschaftlichen Marktprozessen kostengünstig umsetzen und die individuellen Abhängigkeiten von knappen Ressourcen bei IT-Anbietern und Beratungshäusern reduzieren?

Breit aufgestellter und unübersichtlicher Markt für digitale Plattformen

Hier können zentral bereitgestellte und von verschiedenen Unternehmen nutzbare, über das Internet zugängliche Software-Lösungen mit offenen Schnittstellen die nötige Flexibilität bieten, die monolithische Systemlösungen nicht mehr bereithalten. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff digitale Plattformen? Der Terminus ist nicht geschützt und nicht zuletzt deshalb ist die Marktsituation Ende 2022 unübersichtlich.

Die Horizonte-Group will daher Transparenz in das Thema bringen. Dabei sollen die Anforderungen von Energieversorgern im Fokus stehen.

Umfrage: Großteil der EVUs wird mittelfristig auf eine Plattform wechseln

Hierzu hat die Horizonte-Group eine Branchenbefragung durchgeführt. Knapp 40 Teilnehmende haben darin ihr Know-how und ihre Anforderungen an Plattformen eingebracht. Gemäß dieser Umfrage begegnen EVUs digitalen Plattformen in Bezug auf IT-Sicherheit, Abhängigkeiten vom Plattformanbieter, komplizierten Migrationsprozessen sowie ggf. unzureichenden Funktionsumfängen noch skeptisch.

Dennoch halten es demnach ca. 70 Prozent der befragten EVUs für wahrscheinlich, in den nächsten fünf Jahren auf eine Plattform zu wechseln.

Frage zur Migration drängt

Auf der einen Seite spielen oft auslaufende Lizenzen eine Rolle, wie bspw. bei der IS-U-Ablösung. Aber auch organisatorische Anpassungen, Kostensenkungsprogramme oder der Wunsch, innovative Geschäftsmodelle, etwa auf Basis von Big Data, besser ausprägen zu können wird viele EVUs zu einem Wandel zwingen.

Der Wechsel von einem monolithischen on-premise-System auf Cloud-basierte Plattformen stellt allerdings eine große Transformation und erhebliche Kraftanstrengung dar. „Neben grundsätzlichen strategischen Überlegungen und Entscheidungsprozessen, ist vor allem für kommunale Unternehmen in den meisten Fällen auch eine zeitintensive Ausschreibung, ggf. sogar eine EU-Ausschreibung mit strengen Vergaberegeln, zu beachten“, sagt Jochen Buchloh, Senior-Partner beider Horizonte-Group.

Projektmanageentteam für Transformationsprojekte

Eine solche Ausschreibung bedarf intensiver Vorbereitung – von Anforderungsmanagement und Lastenheft bis zur Vertragsunterschrift sind Fachbereiche, Einkauf und Rechtsabteilung einzubinden, betont Senior-Consultant Frank Hirschi. Nicht selten binden solche Vorhaben ihm zufolge selbst in bestens organisierten Projekten viele Ressourcen und nehmen mehr Zeit in Anspruch als vorher gedacht. Und auch nach der Beauftragung sind Migrationsprozesse oft zäh und stellen Mitarbeiter*innen bei der Ausprägung von Prozessen und beim Testmanagement vor zeitintensive Aufgaben.

Damit das Know-how der MitarbeiterInnen auch wirklich genutzt wird und das veranschlagte Budget nicht überschritten wird, empfiehlt Buchloh, sich ein methodisch gut aufgestelltes Projektmanagementteam für die Transformationsprojekte zu benennen. Nur mit klaren Verantwortlichkeiten, elaborierten aber umsetzbaren Projektplänen und sauberen Entscheidungsstrukturen kann man der Komplexität gerecht werden.

In einer Webinar-Reihe wolle man daher die klassische ERP-Plattformen, Meter-to-Cash-, bzw. MSB-Plattformen, Lieferanten-Plattformen sowie Marktrollen-übergreifende Plattformen untersuchen. Das erste Event findet am 27. September statt – in den folgenden Wochen sollen dann namhafte Plattformanbieter ihre Lösungen vorstellen und auch Fragen der Webinar-TeilnehmerInnen beantworten. (sg)