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Digitalisierung: Bürger sehen Chancen für ihre Kommune

Die Ergebnisse einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigen, dass die Bürger in der Digitalisierung viele Chancen für ihre Kommunen sehen und klare Vorstellungen von ihrem zukünftigen Wohnort haben. Jedoch sind sie ebenso besorgt.
22.10.2019

Achim Berg, Präsident des Bitkom, stellt die Studienergebnisse auf der Smart Country Convention vor.

Zwei von drei Bürgern (66 Prozent) trauen ihrer Stadtverwaltung einen kompetenten Umgang mit Digitalthemen zu. Gleichzeitig fordern 69 Prozent ihre Stadtverwaltung auf, die Digitalisierung mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Das ist das Ergebnis der Bitkom-Umfrage unter mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland, die anlässlich der Smart Country Convention in Berlin vorgestellt wurde. "In den meisten Städten und Gemeinden stehen alle Zeichen auf digital. Dem Vertrauensvorschuss in der Bevölkerung müssen die Rathäuser jetzt gerecht werden. Sie steigern damit Standortattraktivität und Lebensqualität und kommen wieder näher an Bürger und Unternehmen", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Kommunen bräuchten das nötige Geld, Know-how und einen engen Austausch von Bürgern, Politik und örtlicher Wirtschaft.

Sechs von zehn Bürgern (63 Prozent) könnten sich vorstellen, in einer Kommune mit vielen digitalen Angeboten zu leben, teilte der Bitkom mit. Obwohl in den vergangenen Jahren deutschlandweit immer mehr Smart-City-Initiativen angestoßen wurden, sagt jeder zweite Bundesbürger (56 Prozent): "Meine Stadt ist nicht digital." Immerhin würden mehr als ein Drittel (37 Prozent) den Digitalisierungsgrad ihrer Gemeinde als fortgeschritten bewerten. Den größten Verbesserungsbedarf an ihrem Wohnort würden die Befragten in den Bereichen Wohnen (86 Prozent), Verwaltung (79 Prozent), Verkehr (78 Prozent), Sicherheit (77 Prozent) und Umwelt (76 Prozent) sehen.

Viele Lebensbereiche vor dem Umbruch

Stadt und Land stehen vor großen Herausforderungen und bei vielen könne die Digitalisierung helfen: Zu diesem Schluss kommt jedenfalls die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung. Acht von zehn Bundesbürgern (81 Prozent) stimmen der Aussage zu, dass abgehängte Städte und Gemeinden von der Digitalisierung besonders profitieren könnten. Zwei Drittel (64 Prozent) meinen, der Einsatz digitaler Technologien wie etwa Überwachungskameras könnte die Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen. Für sechs von zehn Bürgern (61 Prozent) ist klar: Die Digitalisierung böte eine große Chance, das Leben in der Stadt und auf dem Land lebenswerter zu machen.

Dahingegen sorgen sich sieben von zehn Bürgern (71 Prozent), dass ihre persönlichen Daten durch die Digitalisierung in Kommunen weniger sicher seien. Jeweils sechs von zehn stimmen der Aussage zu, die Digitalisierung verringere zwischenmenschliche Kontakte (62 Prozent) und bei Digitalisierungsprojekten bestünde die Gefahr, dass sie wie andere Großprojekte scheiterten (61 Prozent). "Die Bürger haben ein differenziertes Bild von der Digitalisierung: Einerseits sind sie von den Chancen überzeugt, andererseits sehen sie auch mögliche Gefahren", so Berg. Bei der Entwicklung smarter Städte und Regionen müsste aufgrund dessen, vor allem das Thema Datensicherheit mitgedacht werden.

Weniger Umweltbelastung in Smart Cities

In Städten und ländlichen Regionen könnten digitale Lösungen an den jeweils spezifischen Problemen ansetzen. Im städtischen Raum würden die Bürger in neuen Mobilitäts- und Verkehrskonzepten (73 Prozent) sowie in der Entlastung der Verwaltungen (71 Prozent) die größten Chancen sehen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) gingen nach der Umfrage davon aus, dass durch die Digitalisierung die Wirtschaftskraft gesteigert werde. 62 Prozent würden Vorteile in einer Reduzierung der Verkehrsbelastung sehen. Hierbei spielen ebenso die modernen Verkehrskonzepte im ÖPNV eine Rolle, die viele durch Digitalisierung als möglich betrachten (62 Prozent).

Eine große Mehrheit der Deutschen wünscht sich vor allem eine Verwaltungsdigitalisierung:  Vier von fünf (89 Prozent) würden automatische Prozesse bei der Beantragung, Verlängerung und Zusendung von Dokumenten wie Reisepass und Personalausweis beführworten. Ähnlich viele (84 Prozent) würden gerne Verwaltungsanliegen über das Internet erledigen, wie den Wohnsitz ummelden oder Kindergeld beantragen. 77 Prozent würden ein einheitliches Servicekonto nutzen, über das sich Bürger sicher identifizieren und authentifizieren können, um Zugang zu allen digitalen Verwaltungsdienstleistungen zu haben. Zwei Drittel (69 Prozent) würden die sichere Identifizierung bei Behördengängen online gerne über den elektronischen Personalausweis durchführen.

Mehrheit möchte digitale Bürgerbeteiligungen

Darüber hinaus wollen die Bürger mehr Beteiligungsmöglichkeiten durch die Digitalisierung: Neun von zehn Befragten (90 Prozent) wollen stärker in Vor-Ort-Entscheidungen einbezogen werden. Besonders die Mängelmelder, die auf Probleme im öffentlichen Raum hinweisen, erfreuen sich großer Beliebtheit (73 Prozent). Auch konkrete Verbesserungen zur Steigerung der Lebensqualität möchten zwei Drittel online vorschlagen können (67 Prozent). Knapp jeder Zweite (49 Prozent) möchte sich online an Planungs- und Entscheidungsprozessen in Politik und Verwaltung beteiligen.

41 Prozent würden die Möglichkeit nutzen, in Bürgerhaushalten auf lokaler Ebene Vorschläge zur Verwendung von Steuereinnahmen einzureichen. Vier von zehn (40 Prozent) würden über das Internet ihre Stimme bei Wahlen abgeben. Und knapp jeder Fünfte (19 Prozent) würde an Online-Petitionen teilnehmen, hißet es seitens des Bitkom. Berg kommentiert dies: "Der Wunsch der Bürger, sich zu beteiligen, wächst – und der leichteste Weg ist via Internet. Kommunen sollten flächendeckend digitale Dienste anbieten, die bürgerliche Partizipation und Engagement erleichtern." (ab)