IT

Mehr als nur eine IT-Partnerschaft

Die Stadtwerke aus Flensburg und Heidelberg arbeiten ohne gemeinsame Dienstleistungstochter seit fast einem Jahr zusammen. Die Art der Partnerschaft habe sich bewährt, trotz der räumlichen Entfernung gebe es weitaus mehr Vor- als Nachteile, sagen beide.
10.10.2018

Von links: Norbert Mundt, Abteilungsleiter Energieprozesse bei den Stadtwerken Flensburg,

Andreas Ostmann, Einzelprokurist und kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Flensburg,

Maike Carstens, Stabsstellenleiterin Zentrales Projektmanagement der Stadtwerke Heidelberg,

Rudolf Irmscher, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg,

sowie Andreas Jankiewicz, Prokurist und Partner Counsel der Becker Büttner Held Consulting AG.

Von Anfang an haben sich die Stadtwerke Heidelberg und Flensburg bei ihrer IT-Zusammenarbeit gegen eine zwischengeschaltete Dienstleistungsgesellschaft entschieden. Die beiden Kommunalversorger wollten, dass der direkte Kontakt und der Austausch zwischen den Werken und den beteiligten Mitarbeitern im Vordergrund steht. "Die Weitergabe und der Aufbau von Wissen und Kompetenzen im eigenen Haus war beiden Partnern wichtig und stellt auch heute noch das Fundament der Zusammenarbeit dar", sagen beide über ihre interkommunale Kooperation.

Dazu gehöre auch die regelmäßige Vorort-Präsenz von Mitarbeitern des einen Partners beim anderen. "Dabei ist es nicht zielführend, diese Präsenz als Zeitblocker zu sichern, sondern diese muss bedarfsgerecht umgesetzt werden", raten beide. Bestehe kein aktuelles und dringendes Thema, werde die Präsenz auch kurzfristig abgesagt. Auf keiner der beiden Seiten bestehe die Notwendigkeit, Stunden unterzubringen und abzurechnen, die Arbeitsleistung könne auch sinnvoll im eigenen Haus eingebracht werden.

Vorteile der räumlichen Distanz

  • Keiner der beiden Unternehmen kommt dadurch auf die Idee eines noch engeren Zusammenschlusses. Beide Häuser bleiben eigenständig und unabhängig. Die Zusammenarbeit lasse sich intensivieren, aber wachse auch nicht über bestimmte Grenzen hinaus.
  • Der Umgang mit Reisen falle deutlich rationaler aus: Statt inhaltlich und zeitlich nicht abgestimmter und geplanter Besuche, stellen schon allein die Genehmigungsprozesse eine Hürde für Reisen ohne konkreten Hintergrund dar.

Nachteile

Allein der Umstand bleibe, dass es Manchem einfach praktikabler sei, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und ein Thema zu klären, so die beiden Stadtwerke. Mit modernen Medien sei die Kommunikation jedoch jederzeit gewährleistet. Die Absprache gemeinsamer Termine strukturiere zudem die Tagesabläufe und verhindere Kurzfristaktionen.

Basis der Zusammenarbeit

Die Stadtwerke Flensburg verfügen über ein eigenes Rechenzentrum, das gebaut wurde, um regionale Hosting-Kunden zu gewinnen. Für die Heidelberger steht damit auch für ihre Systeme genügend Infrastruktur zur Verfügung. Die Stadtwerke aus dem Norden bieten den Heidelbergern ihre SAP IS-U basierenden Abrechnungslösungen "prompt>N" und "prompt>L" für Strom, Gas, Fernwärme, Wasser und sonstiger Dienste als Template in den Marktrollen Netz und Lieferant.

Eigene Entwicklungen beider Stadtwerke können in die jeweiligen Mandantenkopie mit unternehmensindividueller Ausprägung übernommen werden. So bleibe eine gemeinsame Basis und könne für grundsätzliche Weiterentwicklungen genutzt werden, ohne die unternehmensindividuellen Gesichtspunkte zu vernachlässigen.

Vorteile gegenüber Dritten

Durch die Abwicklung von 500 000 Marktlokationen für alle energiewirtschaftlichen Sparten haben die beiden mittelständischen Partner nach eigenen Angaben in ihrer Gesamtheit auch eine andere Verhandlungsposition gegenüber Dienstleistern, Lieferanten und sonstigen Partnern. Als wahrnehmbarer Akteur im Markt der SAP IS-U-Lösung habe sich ein veränderter Kanal zum Walldorfer Unternehmen ergeben. Künftige Entwicklungsrichtungen wolle man hier intensiver und mit der Möglichkeit prozessualer oder technischer Einflussnahme diskutieren.

In der originären Aufgabenstellung im Gas- und Stromvertrieb sei man natürlich weiter Wettbewerber. Auf der IT-Ebene agiere man jedoch professionell unter Berücksichtigung aller Vertraulichkeit und Datenschutzregeln, die auch auf einen fremden Dritten zutreffen.

Verstärkter persönlicher Austausch auf Entscheidungsebene

Der Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg, Rudolf Irmscher, und der Kaufmännische Leiter mit Einzelprokura aus Flensburg, Andreas Ostmann, sitzen als Letztentscheider routinemäßig an einem Tisch und können dort richtungsweisende und nötige Entscheidungen treffen. Direkte Kommunikation mit kurzen Entscheidungswegen hätten sich hier bewährt, lautet das Fazit der beiden Stadtwerke. (sg)