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"Mobility as a Service ist Sache des ÖPNV"

Das Konzept verfolgt ein gesellschaftliches Ziel und sollte deshalb vom ÖPNV umgesetzt werden – nicht von profitorientierten Privatanbietern, schreibt Martin Timmann in einem Gastbeitrag.
09.07.2022

Martin Timmann ist Geschäftsführer bei HanseCom – einem Unternehmen der INIT-Gruppe, das Softwarelösungen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) entwickelt.

Martin Timmann ist Geschäftsführer von HanseCom. Das Unternehmen hat sich auf eine Mobilitätsplattform spezialisiert.

Die Energiekosten steigen sprunghaft und die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Diese Entwicklung wird den Trend, den unter anderem auch die neuen Möglichkeiten zur Heimarbeit ausgelöst haben, weiter verstärken: Menschen werden daher zunehmend aus den Städten aufs kostengünstigere Land ziehen.

Für das Klima ist das keine gute Nachricht, denn mangels Anbindung an den ÖPNV werden diese Menschen dann noch häufiger als ohnehin schon private PKW nutzen. Das macht eine erfolgreiche Verkehrswende dringender denn je. Sie muss gelingen, denn sonst lassen sich die erforderlichen Klimaziele nicht erreichen.
 

Unterschiedliche Dienste miteinander kombiniert

Ein großer Hoffnungsträger ist dabei das Konzept der Mobility as a Service (MaaS). Die Idee dahinter: Fahrgäste sollen verschiedene Mobilitätsdienstleistungen wie öffentlichen Personennahverkehr, Ridesharing und On-Demand-Angebote oder E-Bike-Sharing flexibel miteinander kombinieren können, um so ihre individuellen Reiseketten abzudecken. Indem MaaS die Nutzung alternativer Verkehrsmittel so einfach wie möglich macht, bringt es die Menschen dazu, ihre Autos stehen zu lassen und trägt dazu bei, den motorisierten Individualverkehr nachhaltig zu reduzieren.

Die technische Umsetzung dieses Konzepts erfolgt in Form von Mobilitätsplattformen. Sie integrieren an zentraler Stelle alle erforderlichen Systeme und Daten und ermöglichen es Nutzern, über einfache digitale Zugänge ihre Reiseketten in einer einzigen Transaktion ganzheitlich zu routen, zu buchen und zu bezahlen.

ÖPNV am besten geeignet bei der Umsetzung

Sein Versprechen kann MaaS am besten einlösen, wenn der ÖPNV es umsetzt. Private Anbieter sind in aller Regel profitorientiert und können sich deshalb nicht wie öffentliche Verkehrsunternehmen auf das übergeordnete gesellschaftliche Ziel der Verkehrswende ausrichten. Zudem haben sie viel stärker mit einem generellen Problem der Mobilität zu kämpfen: Die meisten Menschen sind nach wie vor nicht bereit, sich Mobilität so viel kosten zu lassen, wie sie tatsächlich wert ist.

Das macht es privaten Anbietern bis auf weiteres schwer, wirklich Geld zu verdienen. Nicht umsonst finden auf dem privaten Mobilitätsmarkt ständig neue Finanzierungsrunden statt und einige Anbieter sind inzwischen auch schon wieder vom Markt verschwunden. Öffentliche Verkehrsunternehmen, die vom Staat unterstützt werden, eben weil sie gesamtgesellschaftlichen Zielen dienen, sind diesem Kostendilemma weit weniger ausgesetzt.

Private Anbieter als Partner der ÖPNV gesteuerten Plattform

Eine nachhaltige Zukunft eröffnet sich privaten Anbietern deshalb vor allem als Partner und Teilnehmer an den vom ÖPNV gesteuerten Mobilitätsplattformen. In dieser Rolle können sie auch maßgeblich bei der Anbindung der ländlichen Räume an den ÖPNV helfen. Neben On-Demand-Angeboten können Mobilitätsdienste wie Elektro-Scooter oder Bike- und Car-Sharing dazu beitragen, die Menschen zu den nächstgelegenen ÖPNV-Haltestellen zu befördern.

Politik und Verkehrsunternehmen sind gefragt, gemeinsam zielführende Konzepte für Stadtverkehre ebenso wie für die Versorgung der ländlichen Regionen zu entwickeln und die privaten Anbieter dabei einzubinden. Eine technische Lösung für die Buchung und Umsetzung der nötigen Verkehrsmodelle steht mit Mobilitätsplattformen wie der HanseCom Mobilitätsplattform jedenfalls schon bereit.