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Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung stockt

Vier Monate ist die DSGVO in Kraft. Jedoch hat nur ein Viertel der Unternehmen in Deutschland diese bislang vollständig umgesetzt. Fünf Prozent haben gerade erst damit begonnen, ergibt eine Umfrage von Bitkom.
27.09.2018

Anfang Mai 2018 hatten 24 Prozent der Unternehmen geschätzt, die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bis Ende 25. Mai – ihrem Inkrafttreten – vollständig umgesetzt zu haben. Nun ergibt eine weitere repräsentative Befragung des Digitalverbands Bitkom vier Monate danach: Tatsächlich ist erst ein Viertel der Unternehmen in Deutschland DSGVO-konform.

40 Prozent haben die Regeln größtenteils umgesetzt, drei von zehn teilweise. Gerade erst damit begonnen haben fünf Prozent der Unternehmen. Die große Mehrheit beklagt höhere Aufwände durch die DSGVO im laufenden Betrieb. Acht von zehn Unternehmen (78 Prozent) geben dies an, davon sprechen 45 Prozent sogar von einem deutlichen Mehraufwand.

Was den Unternehmen am meisten zusetzt

Vor allem die erweiterten Dokumentations- und Informationspflichten machen den allermeisten zu schaffen, so Bitkom. So habe für 96 Prozent der Aufwand für die Erfüllung der Dokumentationspflichten zugenommen, 87 Prozent bestätigen dies für die Erfüllung der Informationspflichten. Ebenso haben die Unternehmen Mühe damit, das eigene Personal zu den neuen Datenschutzregeln zu schulen (78 Prozent). "Für die Unternehmen bleibt die DSGVO auch langfristig ein Kraftakt", kommentierte Susanne Dehmel, Geschäftsleiterin Recht & Sicherheit bei Bitkom.

Fast alle – 96 Prozent – fordern daher, die neuen Regeln nachzubessern. Sechs von zehn Befragten sagen sogar: Die DSGVO muss auf jeden Fall vereinfacht werden. An erster Stelle stehen der Umfrage zufolge grundsätzliche Erleichterungen für kleinere Betriebe. Das meinen 90 Prozent derer, die Nachbesserungen fordern. 83 Prozent fordern, die Informationspflichten der DSGVO praxisnäher zu gestalten. Gut ein Drittel (37 Prozent) wünscht sich, die Pflicht zur Bestellung eines Datenschutzbeauftragten einzuschränken.

Stimmungsbild verschlechtert sich

Bei der allgemeinen Bewertung der DSGVO hat sich das Stimmungsbild innerhalb eines Jahres deutlich verschlechtert, heißt es. Fast zwei Drittel der Unternehmen (63 Prozent) sagen derzeit, die DSGVO mache ihre Geschäftsprozesse komplizierter. Im September 2017 waren das nur 42 Prozent. Nur noch 30 Prozent denken, dass ihnen die DSGVO Vorteile bringt. Ein Jahr zuvor waren es noch 39 Prozent. Jedes achte Unternehmen (12 Prozent) ist sogar der Meinung, die DSGVO stelle eine Gefahr für ihr Geschäft dar.

Allerdings sehen viele Befragte auch positive Effekte: 62 Prozent finden, die neuen Datenschutzregeln führen zu einheitlicheren Wettbewerbsbedingungen in der EU. 46 Prozent sehen einen Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen.

"ePrivacy-Verordnung" kommt

Als nächstes steht die "ePrivacy-Verordnung" an. Sie soll die DSGVO im Bereich elektronische Kommunikation ergänzen und wird derzeit auf EU-Ebene verhandelt. Die meisten Unternehmen (68 Prozent) haben schon von dieser Verordnung gehört, drei Viertel davon (75 Prozent) setzten sich schon mit der Thematik auseinander. Von denjenigen, die sich mit der Verordnung inhaltlich auseinandergesetzt haben, sagen drei Viertel (79 Prozent), die Verordnung schaffe einheitliche Wettbewerbsbedingungen für unterschiedliche Kommunikationsanbieter. Vier von zehn meinen jedoch, dass mit der "ePrivacy-Verordnung" der Online-Wettbewerb in Europa einbrechen könnte. Acht Prozent gaben an, dass damit Innovationen verhindert werden.

Bei der Bitkom-Umfrage wurden 502 Unternehmen aus Deutschland befragt. Vorgestellt wurde sie auf der Privacy Conference in Berlin. (sg)