Gas

BEE-Chefin Peter: Dekarbonisierung beschleunigen, Gasinfrastruktur anpassen

Simone Peter kritisiert das Legislativpaket Wasserstoff und Gasmarktdekarbonisierung in deutlichen Worten. Die EU-Kommission sei beim Ausstieg aus Erdgas viel zu zögerlich. Es brauche klare Zwischenziele.
13.04.2022

Die ehemalige Grünen-Politikerin Simone Peter ist seit März 2018 Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) ist unzufrieden mit dem Legislativpaket zu Wasserstoff und Gasmarktdekarbonisierung. Dieses stellt den zweiten Teil des Fit for 55-Plans der EU-Kommission dar. Es umreißt die Maßnahmen, mittels derer der Gasmarkt an die Ziele des Green Deals angepasst werden soll. Nach Überzeugung des BEE wird das Ziel, den europäischen Gasmarkt grundlegend zu reformieren und auf die europäischen Klima- und Energieziele auszurichten, mit dem Papier jedoch nicht erreicht.  

„Das uns zur Stellungnahme vorgelegte Legislativpaket unterscheidet in der Anreizsetzung nicht ausreichend zwischen erneuerbaren und so genannten kohlenstoffarmen Gasen. Dies geht deutlich zulasten des Ausbaus erneuerbarer Gasanteile und verfestigt demgegenüber fossile Strukturen. Die Bemühungen zur Unabhängigkeit von fossilen Gasimporten werden dadurch konterkariert. Um Investitionen in die richtige Richtung zu lenken, sollten erneuerbare Gase deshalb gegenüber kohlenstoffarmen Gasen klar bessergestellt werden“, kommentiert BEE-Chefin Simone Peter in einer Pressemitteilung.

Enddatum viel zu spät angesetzt

Der BEE begrüße grundsätzlich die in dem Legislativpaket enthaltene Festlegung eines finalen Enddatums für die Nutzung von Erdgas. Dieses sei in der aktuellen Fassung mit dem Jahr 2049 viel zu spät angesetzt. Das Enddatum sollte nicht nur deutlich vorverlegt, sondern zusätzlich mit klaren Zwischenzielen flankiert werden, fordert Peter. Somit könnte der Übergang erleichtert und Investitionssicherheit gewährleistet werden, so die Einschätzung des Verbandes. Der BEE plädiert daher dafür, konkrete Zwischenziele in die geplante Gasmarktverordnung aufzunehmen.

„Entsprechend den veränderten Bedürfnissen muss auch die europäische Gasinfrastruktur dringend angepasst und auf 100% erneuerbare Gase ausgerichtet werden. Dabei muss oberste Maßgabe sein, ob geplante Infrastrukturmaßnahmen dem Transport sowie der dezentralen Einspeisung und Speicherung von erneuerbarem Wasserstoff und anderen erneuerbaren Gasen Vorschub leisten“, so Peter weiter. Entscheidend sei dabei, dass Dritte bereits ab 2026 und damit vier Jahre eher als derzeit geplant geregelten Zugang zu den Wasserstoffnetzen erhalten und diesen nicht erst mit den Netzbetreibern verhandeln müssen.

Wasserstoff boomt

„Angesichts der aktuellen geopolitischen Situation ist zu erwarten, dass mehr Wasserstoffnetze deutlich früher als ursprünglich geplant zur Verfügung stehen müssen. Eine gezielte Beschleunigung des Ausbaus bei gleichzeitiger Schaffung des notwendigen internationalen Regulierungsrahmens muss daher Priorität haben“, fordert Peter. (amo)