Gas

Stadtwerke Emmerich wollen regionalen Wasserstoff-Transport organisieren

Zwischen Emmerich und Bocholt soll eine bestehende Thyssengas-Erdgasleitung für den Wasserstoff-Transport umgestellt werden. Abnehmer für den Wasserstoff stehen schon bereit.
19.06.2023

Drei Männer, ein Ziel: Arne Dammer (Leiter Strategie und Innovation Thyssengas), Udo Jessner (Geschäftsführer Stadtwerke Emmerich) und Steffen Borth (Technischer Leiter/Prokurist Stadtwerke Emmerich)

Der Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas aus Dortmund und die Stadtwerke Emmerich arbeiten gemeinsam an der Wasserstoff-Versorgung der Region Niederrhein. In den Prozess ist auch die BEW (Bocholter Energie- und Wasserversorgung) eingebunden, die sich für eine Wasserstoff-Anbindung des Industrieparks Bocholt im Stadtteil Mussum engagiert. Gemeinsam wurde nun eine konkrete Transportverbindung identifiziert: Zwischen Emmerich und Bocholt kann eine bestehende Thyssengas-Erdgasleitung für den Wasserstoff-Transport umgestellt werden. Diese soll für die örtlichen Unternehmen aus Industrie und Mittelstand sowie die kommunale Wärmeplanung eine H2-Versorgungsperspektive bis 2030 und damit Planungs- und Investitionssicherheit schaffen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Die notwendigen Wasserstoff-Mengen sollen sowohl aus den Niederlanden importiert als auch mithilfe von Windstrom an der Nordseeküste oder über Elektrolyseure in NRW und Niedersachsen erzeugt werden.

Steffen Borth, Technischer Leiter und Prokurist der Stadtwerke Emmerich betont, dass es bei den Unternehmen in der Stadt ein großes gebe, künftig Wasserstoff für die Produktion zu nutzen. Auch für die Wärmewende spiele Wasserstoff eine wichtige Rolle. „Wir wollen unser Wärmenetz in Zukunft auch mit Wasserstoff betreiben.“ Deshalb sei es wichtig, frühzeitig die Weichen für den Einstieg Emmerichs in das Wasserstoff-Zeitalter zu stellen.

Bedarfe frühzeitig identifizieren

Arne Dammer, Leiter Innovation und Strategie bei Thyssengas, unterstreicht, wie wichtig es ist, dass die lokalen Unternehmen jetzt über Wasserstoff als Zukunftsenergieträger nachdenken: "Als Fernleitungsnetzbetreiber führen wir aktuell viele Gespräche mit potenziellen H2-Verbrauchern in unserem Netzgebiet. So wollen wir sicherstellen, dass ausgehend von dem geplanten H2-Kernnetz insbesondere auch mittelständische Unternehmen bereits in wenigen Jahren Aussicht auf eine Wasserstoff-Versorgung haben. Voraussetzung dafür ist, dass wir die konkreten Bedarfe kennen und die Versorgungsleitungen ausreichend dimensionieren können.“  

Thyssengas hat im engen Austausch mit den Unternehmen in seinem Netzgebiet zunächst sechs Potenzialregionen, sogenannte H2-Cluster, definiert. Diese verteilen sich auf die Regionen Emsland, Münsterland, Ruhrgebiet und Rheinland. Im Cluster "Niederrhein", zwischen Emmerich, Bocholt, Xanten, Wesel, Voerde und Duisburg, befinden sich zahlreiche energie- und emissionsintensive Unternehmen, die ihre Energieversorgung künftig mithilfe von Wasserstoff dekarbonisieren möchten. Die H2-Cluster sollen als Keimzellen die Entwicklung hin zu einer integrierten H2-Infrastruktur einleiten.

Planungen nehmen Gestalt an

Im Dialog zwischen den Stadtwerken Emmerich, der BEW (Bocholter Energie- und Wasserversorgung) sowie weiteren Unternehmen vor Ort wurden in den vergangenen Wochen die Planungen für die Wasserstoff-Leitung zwischen Emmerich und Bocholt konkretisiert.

Mit dem Ziel, weitere Unternehmen zum Thema Wasserstoff abzuholen, planen die Stadtwerke Emmerich einen Runden Tisch zur H2-Versorgung der Region. Der erste Termin, zu dem gezielt Unternehmen aus Emmerich und Umgebung eingeladen werden sollen, ist für den 13.07.2023 geplant. Nach den Sommerferien soll ein zweiter Termin stattfinden, an dem dann auch Thyssengas teilnehmen wird, um über die H2-Netzplanung zu informieren und die Wasserstoff-Bedarfe zu konkretisieren. (amo)