Abfallwirtschaft

Versteckte Gefahren der Verkehrswende: Fahrrad contra Müllfahrzeug

In Städten wird es immer enger, die Gereiztheit nimmt zu. Auch Müllmänner werden immer häufiger beschimpft. Manchmal kann es sogar gefährlich werden – auch für andere Verkehrsteilnehmer.
03.04.2024

Mitarbeiter von Entsorgungsbetrieben geraten bei der Arbeit immer wieder in gefährliche Situationen.

Straßen, Schienen, Bürgersteige und Radwege – der Verkehrsraum ist besonders in Städten ein hart umkämpfter Bereich. Auf dem begrenzten Platz müssen sich Pkws, öffentliche Verkehrsmittel, Lieferfahrzeuge, Fußgänger und Fahrradfahrer miteinander arrangieren und nebeneinander funktionieren. Einer der wichtigsten Verkehrsteilnehmer wird jedoch oft vergessen: die Abfallwirtschaft und Straßenreinigung.

Nicht zuletzt durch die hochgesteckten Klimaziele und die daraus resultierende Notwendigkeit für eine Verkehrswende wird die Koexistenz der vielen verschiedenen Verkehrsteilnehmer immer komplizierter. Das Resultat drückt sich in Unmut und Konfrontationen aus. So rufen beispielsweise Entsorgungsbetriebe in Essen zu mehr Respekt vor ihren Mitarbeitern auf, da diese immer öfter beleidigt und sogar angegriffen werden.

Mehr Respekt, Wertschätzung und Geduld

Auch Bonns Abfallwirtschaft und Straßenreinigung „bonnorange AöR“ hat mit Auseinandersetzungen zu kämpfen. Das Kommunalunternehmen gibt an, dass die Probleme vermehrt dort auftreten, wo im Rahmen der Verkehrswende der Raum für Fahrradfahrer und den motorisierten Verkehr neu aufgeteilt wird. Es stellte sich die Frage, wo sich in diesen veränderten Strukturen die Abfallsammlung und die Straßenreinigung einsortieren soll.

Ein konkretes Beispiel für diese Fragestellung tritt bei Abfallbehältern an Radfahrstreifen auf. Um diese zu leeren, müssen die Müllfahrzeuge je nach den örtlichen Gegebenheiten die Radfahrstreifen befahren und sich für einen möglichst schnellen Ablauf am Fahrbahnrand bereitstellen.

Fahrräder müssen ausweichen

Das ist gemäß Paragraph 35 der Straßenverkehrsordnung auch ausdrücklich erlaubt. Fahrräder müssen ihr Tempo drosseln, warten oder gegebenenfalls auf die Autospuren ausweichen. Autofahrer wiederum sind angehalten, auf die Radfahrer Rücksicht zu nehmen. Werden diese Regeln nicht eingehalten, kann die Situation für alle Beteiligten extrem gefährlich werden.

Die Transformation des Verkehrsraumes zugunsten des Klimaschutzes stellt Kommunen aufgrund der heiklen Mischung aus Dringlichkeit und Komplexität vor große Herausforderungen. Klimaresiliente, umweltfreundliche und lebenswerte Städte sind ein Ziel, das es noch zu erreichen gilt. (hb)