Entsorgung

Beschäftigte in der Ver- und Entsorgung kritisieren Arbeitsbedingungen

Laut einer Verdi-Umfrage fühlen sich viele Beschäftigte überlastet und haben gesundheitliche und finanzielle Sorgen. Vor allem kleinere Betriebe kümmern sich zu wenig um Weiterbildung.  
28.09.2022

In der Verdi-Befragung gibt ein großer Teil der Beschäftigten an, unter den derzeitigen Anforderungen die jetzige Tätigkeit „wahrscheinlich nicht“ ohne Einschränkungen bis zum Rentenalter ausüben zu können.

 

Im Frühjahr hat Verdi die Beschäftigten in der Ver- und Entsorgung bundesweit dazu befragt, wie sie ihre Arbeitsbedingungen einschätzen. Angesprochen wurden Beschäftigte in kommunalen und privaten Betrieben der Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft. 14.570 Beschäftigte haben geantwortet.

Dabei wurde auf erhebliche Probleme aufmerksam gemacht, teilt Verdi mit. Die Umfrage habe ergeben, dass viele der Befragten – trotz hoher Identifikation mit der eigenen Arbeit – nicht für eine Tätigkeit im eigenen Betrieb werben würden, weil sie sich unzureichend geschult, strukturell überlastet sowie gesundheitlich angegriffen fühlen oder finanzielle Sorgen haben.

Arbeitsintensität hat zugenommen

Bezüglich der Weiterbildung kritisieren die Beschäftigten, dass sie häufig nur unzureichend über Angebote informiert werden. Nur ein kleinerer Teil der Beschäftigten gibt an, dass ihr Betrieb berufliche Entwicklungsprogramme anbietet. Insbesondere in kleineren Betrieben kümmert sich laut Befragung kaum jemand um Fort- und Weiterbildung. Ein überraschend großer Anteil der Beschäftigten gibt an, für die aktuellen Arbeitsaufgaben nicht ausreichend qualifiziert zu werden. Ein noch größerer Teil fühlt sich für künftige berufliche Anforderungen nicht ausreichend qualifiziert. Dies betrifft alle Branchen, Sparten und Betriebsgrößen, wenn auch mit unterschiedlichen Ausprägungen.
 
Ein großer Teil der Befragten kritisiert, dass die Arbeitsintensität in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Die Belastungssituation sei so dramatisch, dass hier sofortiger Handlungsbedarf bestehe und dringend Fachpersonal eingestellt werden müsse, heißt es in einer Presseerklärung von Verdi.

Hohe soziale und emotionale Belastungen

Ein großer Teil der Beschäftigten gibt an, unter den derzeitigen Anforderungen ihre jetzige Tätigkeit „wahrscheinlich nicht“ ohne Einschränkungen bis zum Rentenalter ausüben zu können. Bei den Belastungen, die dazu beitragen, überwiegen soziale und emotionale Probleme. In der Wasser- und Abfallwirtschaft kommen körperliche Belastungen hinzu.
 
Angebote, die die Gesundheit erhalten oder wiederherstellen, gibt es laut Umfrage nur in einem Teil der Betriebe. Weniger als die Hälfte der Befragten erklären, dass es bei ihnen solche Angebote gibt; in der Abfallwirtschaft und den Bädern sind es sogar nur ca. ein Fünftel.

Drei besonders brisante Themen
 
Die Befragten machten Verdi zudem auf drei Themen besonders aufmerksam: Branchenübergreifend hat das Geld für sie klaren Vorrang. Hier spiegeln sich die kritischen Einschätzungen der Befragten zu ihrem Einkommen wider. Viele fühlen sich nicht leistungsgerecht bezahlt. Des Weiteren, wenn auch mit großem Abstand zum finanziellen Anliegen, wünschen sich die Beschäftigten gute Regelungen zu mobiler Arbeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Verdi wird gemeinsam mit den Beschäftigten in den Betrieben Maßnahmen entwickeln, die zu schnellen und gezielten Verbesserungen führen sollen, vor allem dort, wo der dringendste Handlungsbedarf besteht“, betont Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz und fordert die Arbeitgeber auf, hierbei mitzuwirken, um in der Ver- und Entsorgung die Arbeitsbedingungen zu verbessern. (hp)