Entsorgung

EnBW plant große Anlage für kommunalen Klärschlamm

In Walheim soll zukünftig Klärschlamm aus der Region verwertet, Wärme erzeugt und Phosphor wiedergewonnen werden. Die beiden Netzreserve-Kohleblöcke an dem Standort werden wohl bald stillgelegt.
08.06.2021

3-D-Montage der geplanten neuen EnBW-Klärschlamm-Verwertungsanlage in Walheim

EnBW will auf ihrem Kraftwerksgelände im baden-württembergischen Walheim in die Verwertung von kommunalem Klärschlamm investieren. In einem ersten Schritt soll dort eine Anlage für die thermische Behandlung von entwässerten Klärschlämmen aus der Region errichtet werden. Gleichzeitig kann mit dieser Anlage auch dezentral „grüne“ Energie in Form von Wärme und ausreichend Strom zur Eigenversorgung erzeugt werden.

Der geplante Neubau wird im Wesentlichen aus einem nach außen abgedichteten Klärschlammbunker, einem Ofen zur Verbrennung des Klärschlamms mit Wärmeauskopplung sowie einer hocheffizienten Rauchgasreinigung bestehen. Ein Schleusensystem sowie spezielle Filter sorgen für eine geruchsneutrale Anlieferung und Lagerung des Materials.

Klärschlamm in der Landwirtschaft in BaWü verboten

„Neben der Projektierung der Anlage prüfen wir derzeit den Aus- und Aufbau eines Nah- und Fernwärmenetzes in Walheim und den benachbarten Gemeinden“, berichtet EnBW-Projektleiter Andreas Pick. „Mittelfristig ist zudem eine bauliche Erweiterung angedacht, um zusätzlich aus der anfallenden Asche Phosphor zurückgewinnen zu können.“

Auf Städte und Gemeinden komme früher oder später ein Entsorgungsproblem zu, wie Pick weiter erläutert. Denn der direkte Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft ist in den meisten Bundesländern nur noch sehr eingeschränkt möglich. In Baden-Württemberg ist dies überhaupt keine Option mehr. Daher wird Klärschlamm aktuell überwiegend in Zementwerken und Kohlekraftwerken mitverbrannt. Letztere aber werden bald nicht mehr zur Verfügung stehen, da der Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossene Sache ist.

Gesetzeslage ab 2023

Bei der EnBW hat man sich frühzeitig mit dieser Problematik auseinandergesetzt. „Schließlich wollen wir unseren Kunden auch weiterhin eine gewohnt zuverlässige Verwertung ihrer Klärschlämme bieten“, erklärt Leo Homann, Geschäftsführer der MSE Mobile Schlammentwässerungsgesellschaft. Die EnBW-Tochter MSE soll in Zukunft die geplante Anlage beliefern. MSE ist unter anderem spezialisiert auf die Verwertung von Klärschlämmen und deren Verbrennungsrückständen.

Der Bedarf für eine solche Anlage sei groß und wäre für die gesamte Region von Bedeutung. „Das Thema Klärschlamm betrifft viele Kommunen“, so Homann, "zumal Betreiber kommunaler Kläranlagen künftig gesetzlich verpflichtet sind, Phosphor zurückzugewinnen.“ Spätestens ab dem Jahr 2032 bedarf es wegen der Novellierung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) neuer Verwertungswege.

Weiterer Ablauf des Projekts

Bevor das Projekt in Walheim umgesetzt werden kann, durchläuft es ein mehrmonatiges Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Stuttgart. Vorbehaltlich eines positiven Bescheids und der endgültigen Investitionsentscheidung der EnBW könnte mit dem Bau der Anlage frühestens 2023 begonnen werden und nach etwa zweijähriger Bauzeit die Inbetriebnahme erfolgen. Das Unternehmen rechnet für die Realisierung des Vorhabens mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag.

Im Jahr 2023 könnten möglicherweise die beiden Kohleblöcke in Walheim endgültig stillgelegt werden, die derzeit noch als Netzreserveanlagen in Betriebsbereitschaft gehalten werden müssen. Diese Entscheidung treffen letztlich jedoch die Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW. „Damit stellt die Entscheidung zur Planung der Klärschlammverwertungsanlage für den Kraftwerksstandort in Walheim den Startpunkt einer Transformation hin zu einem modernen Umwelttechnikstandort dar“, heißt es in einer Mitteilung der EnBW. (hp)