Entsorgung

EVS investiert 10 Mio. Euro in die energetische Optimierung

In der Kläranlage in Saarbrücken-Brebach sinken die Energiekosten durch aufwendige Umbaumaßnahmen erheblich.
23.11.2021

Künftig kann die ESV-Kläranlage Brebach ihren Strombedarf zu rund zwei Dritteln und ihren Wärmebedarf komplett selbst decken.

 

Die Kläranlage Saarbrücken-Brebach ist mit einer Ausbaugröße von 135.000 Einwohnerwerten die zweitgrößte Kläranlage des Entsorgungsverbands Saar (EVS) im Saarland. Um künftig den im Rahmen der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlamm bzw. das hieraus zu gewinnende Klärgas nutzen zu können, wurde kürzlich mit dem Umbau der Kläranlage zu einer Anlage mit Klärschlammbehandlung im Faulturm begonnen.

Der Schlamm wird in Faulbehältern so behandelt, dass energiereiches Gas entsteht, das zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden kann. Das bautechnisch anspruchsvolle Verfahren erfordert vergleichsweise hohe Investitionen, jedoch senkt die gewonnene Eigenenergie – ca. 3,2 Mio. kWh pro Jahr – die Energiekosten deutlich, zudem wird der ökologische Fußabdruck erheblich verbessert (minus 2 Mio. kg pro Jahr).

Umbau im laufenden Betrieb

Künftig wird die Kläranlage Brebach ihren Strombedarf zu rund zwei Dritteln und ihren Wärmebedarf komplett durch die Nutzung der Energiepotenziale aus den Abwasserreinigungs- und Klärschlammbehandlungsprozessen decken. Ein weiterer positiver Effekt der Umstellung ist die Reduzierung des Schlammvolumens, die bewirkt, dass die Entsorgungskosten sinken und weniger Transporte über die Straße nötig werden.   
 
Alle im Rahmen der Verfahrensumstellung benötigten neuen Bauwerke und Anlagenteile werden auf der Position eines der drei vorhandenen bisherigen Belebungsbecken errichtet, das dafür außer Betrieb genommen wird. Für die Umsetzung der Baumaßnahme und den Betrieb der Anlage, der zu jeder Zeit unter Einhaltung aller Grenzwerte sicher weiterlaufen muss, stellt das eine große Herausforderung dar.

Die Baumaßnahmen im Einzelnen

Zur Umsetzung der benötigten Verfahrensänderung werden im Bereich der Abwasserbehandlung zwei Vorklärbecken mit Primärschlammabzug (Gesamtvolumen: 1134 Kubikmeter) erstellt. Aus diesen Vorklärbecken wird der für die Klärgasgewinnung wertvolle Primärschlamm gewonnen.

In Anschluss daran erfolgt die weitere Reinigung des Abwassers in den Belebungs- und Nachklärbecken und auch die Phosphorelimination. Der in den Nachklärbecken anfallende Überschussschlamm wird ebenfalls der Schlammbehandlung zugeführt.

Neue Prozessstufen

Um das Klärgas verwerten zu können, wird die Schlammbehandlung um die folgenden Prozessstufen erweitert:

  • ein Pumpwerk zur Zugabe von Primärschlamm in den Heizschlammkreislauf,
  • zwei Faulbehälter mit einem Gesamtvolumen von 3500 Kubikmetern,
  • ein Klärgasspeicher mit einem Volumen von 1000 Kubikmetern mit direktem Anschluss an die beiden neuen BHKW-Module und
  • eine Gasfackel für Ausnahmefälle, in denen die BHKWs die anfallende Gasmenge nicht abnehmen können.
  • In einem neuen Technikgebäude wird die benötigte Elektro-, Mess- und Steuerungstechnik untergebracht.

Photovoltaikanlage und Wärmetauscher

Die energetische Umstellung der Kläranlage Brebach wird flankiert von weiteren Maßnahmen, die dazu beitragen, den Energiebedarf der Kläranlage zu reduzieren. So bringt der Einsatz von Photovoltaikmodulen eine jährliche Einsparung von 160.000 kWh pro Jahr und eine CO2-Reduktion um 91.200 kg pro Jahr.

Um die im Abwasser enthaltene Wärme für das Betriebsgebäude der Kläranlage des EVS in Saarbrücken-Brebach nutzen zu können, wird das Abwasser aus dem Belebungsbecken der Kläranlage über einen Wärmetauscher geleitet, der diesem Wärme entzieht und sie zu einer Wärmepumpe transportiert.

Ausblick

Die eingesetzte Gasmotor-Wärmepumpe hebt das Temperaturniveau an und speist die Wärme in das Heizsystem der Kläranlage ein. Die jährliche Einsparung von Erdgas zu Heizzwecken liegt im Durchschnitt bei rund 100.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die umweltbelastenden CO2-Emissionen werden hier um rund 20.000 Kilogramm pro Jahr gesenkt, was eine Reduzierung um 50 Prozent bedeutet. Das gesamte Projekt hat ein Investitionsvolumen von rund 10 Mio. Euro und soll bis Juni 2024 fertiggestellt werden.

Auch für die Kläranlage des EVS in Merzig laufen erste Planungen für einen Umbau zur Faulturmanlage. Mit Abschluss beider Projekte sind alle EVS-Kläranlagen mit mehr als 50.000 Einwohnerwerten technisch in der Lage, Klärgas energetisch zu nutzen. Auf den sich derzeit in Sanierung befindlichen Kläranlagen in Püttlingen und Walpershofen werden ebenfalls BHKWs zur Stromerzeugung errichtet. (hp)