Kampf gegen explosiven Müll
Ein ohrenbetäubender Knall erschüttert die Halle. Eine riesige Stichflamme schießt aus dem Schredder der Abfallbehandlungsanlage. Der automatische Feueralarm wird ausgelöst, die Mitarbeiter verlassen fluchtartig ihre Arbeitsplätze. Nach kurzer Zeit trifft die Berufsfeuerwehr Oldenburg mit mehreren Fahrzeugen am Unglücksort ein, um den entstandenen Brand zu löschen.
„Dieses Szenario hat der Abfallwirtschaftsbetrieb in seiner Abfallbehandlungsanlage in Neuenwege in den vergangenen Jahren mehrmals erleben müssen“, berichtet Julia Figura, Finanzdezernentin der Stadt Oldenburg. Nur glücklichen Umständen sei es zu verdanken, dass es bisher noch keine Unglücksfälle bei Mitarbeitern gegeben habe. Allerdings entstanden hohe Schäden an den Anlagen. Der bislang größte Schaden hatte im Juli 2017 zu einem fünfwöchigen Anlagenausfall und Zusatzkosten in Höhe von rund 50.000 Euro geführt. In der Vergangenheit gab es jährlich zwei bis acht größere oder kleinere Vorfälle, mit steigender Tendenz.
Informationen zu ordnungsgemäßer Entsorgung
Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) Oldenburg nimmt das zum Anlass, um eine Aufklärungskampagne zu initiieren. „Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbebetriebe über Gefahren, die bestimmte Stoffe im Abfall verursachen können, aufzuklären und über die ordnungsgemäße Entsorgung zu informieren. Wir erhoffen uns dadurch, dass solche gefährlichen Ereignisse der Vergangenheit angehören“, so Figura.
Der AWB startet die Aufklärungskampagne am 1. November 2021. Wie schon bei der erfolgreichen Bioabfallkampagne werden die Mitarbeiter des AWB Info-Anhänger mit gezielten Informationen an den Restabfallbehältern anbringen. 53.000 Tonnen-Anhänger sollen auf diese Weise verteilt werden. Wohnungsbaugesellschaften sowie Hausverwaltungen werden zusätzlich angeschrieben und mit Flyern und Plakaten versorgt, die dann an die Mieterinnen und Mieter weitergeleitet werden.
Wie Unfälle entstehen
Der gefahrvollste und kritischste Moment der Abfallbehandlung ist der Schreddervorgang, weiß Volker Schneider-Kühn, Betriebsleiter des AWB. Die Abfälle werden unter großen mechanischen Kräften bearbeitet. Leicht entzündliche oder explosive Stoffe in den Abfällen verursachen dann die Explosionen und Brände. „Aber nicht nur in der Abfallbehandlungsanlage, sondern auch in den Müllsammelfahrzeugen ist es beim mechanischen Verdichtungsvorgang der Abfälle schon zu Bränden und Explosionen gekommen“, stellt der AWB-Chef fest. (hp)