Entsorgung

„Kohle“ aus Kompost

Die neue Karbonisierungsanlage des EAD geht in den Probebetrieb. Das Material hat ganz besondere Eigenschaften, die beispielsweise den Wasserabfluss bei Starkregen verbessern kann.
05.08.2022

Die Pflanzenkohle aus der EAD-Karbonisierungsanlage ist sehr vielseitig einsetzbar: im Garten, in der Landwirtschaft, in der Viehhaltung, als Einstreu, Katzenstreu, Filtermaterial sowie in Textilien und Haushaltswaren.

Hinter den Toren des EAD-Geländes in Darmstadt-Kranichstein wird seit einiger Zeit ein Darmstädter Pionierprojekt realisiert. Der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD) baut auf dem Gelände einer Kompostanlage mit Unterstützung der Bloomberg-Stiftung eine Karbonisierungsanlage – eine der Ersten ihrer Art in Deutschland.

In der ersten Augustwoche ging die Anlage nun in den Probebetrieb zur Herstellung von Pflanzenkohle: „Mit der neuen Karbonisierungsanlage leisten wir als Kommune einen weiteren innovativen Beitrag zum Klimaschutz“, erklärt der für den EAD zuständige Stadtkämmerer André Schellenberg. „Durch das Verfahren können wir weiteres erhebliches Potential bei der CO2-Einsparung in Darmstadt heben.“

Kohle entsteht mit Druck und hoher Temperatur

Die Aufnahme des Probebetriebs nutzte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) für einen Besuch der Baustelle: „Ich freue mich außerordentlich über die Begehung und dass der EAD, ein Mitglied des Verbands kommunaler Unternehmen, maßgeblich an einem solch nachhaltigen Projekt zum globalen Klimaschutz und der Ressourcenschonung beteiligt ist“, erklärte Liebing dazu.
 
Mit der Karbonisierungsanlage sollen jährlich 4000 Tonnen holziger Grünschnitt und aufgearbeiteter Bioabfall zu 1000 Tonnen Pflanzenkohle umgewandelt werden. Bei dem Vorgang der thermo-chemischen Pyrolyse von Biomasse werden die Substanzen durch ein Zusammenspiel von Druck und hoher Temperatur verkohlt.
 
Wie ein Schwamm

Pflanzenkohle speichert Wasser und Nährstoffe, bindet Schadstoffe und hält rund die Hälfte des Kohlenstoffs des Ausgangsmaterials langfristig eingeschlossen. Ihre poröse innere Oberfläche (ca. 300 Quadratmeter pro Gramm) kann große Mengen an Nährstoffen und Wasser binden – aber auch wieder freigeben. Sie ist wie ein »Schwamm«, der aus »gewachsenem« Kohlenstoff besteht und bei der Herstellung CO2 aus der Atmosphäre entnimmt. Durch das Einbringen der Pflanzenkohle soll die Widerstandsfähigkeit von Stadtbäumen und anderen Grünflächen gesteigert sowie der Wasserabfluss bei Starkregen verzögert werden.
 
Unterstützt wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt bei dieser Klimaschutzmaßnahme mit 400.000 Euro von der Stiftung Bloomberg Philanthropies. Die Organisation investiert weltweit in die Erhaltung des Planeten und um den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Fertigstellung Ende 2022

Die Zuwendung sei etwas Besonderes, weiß Stadtkämmerer Schellenberg: „Darmstadt ist eine von sieben Städten weltweit, die die Unterstützung der Stiftung im Rahmen der Initiative zum globalen Klimaschutz erhält.“ Die voraussichtliche Fertigstellung und Einweihung der Karbonisierungsanlage ist für Ende des Jahres 2022 vorgesehen. (hp)