Karriere

Beitrag zum "großen Ganzen"

Die Generation Z ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Angeblich hat sie eine gänzlich andere Auffassung von Arbeit. Doch wie ist diese und welche Chancen erwachsen der Arbeitswelt daraus?
06.09.2023

Die Generation Z will Sinn, Spaß und Einflussnahme statt Zähne zusammenbeißen, durchhalten und Demut.

Arbeit ist das halbe Leben. Das war das Credo der Eltern und Großeltern der Generation Z. Doch die jungen Arbeitnehmer:innen, geboren zwischen Mitte der 1990er und Anfang der 2010er Jahre, sehen das anders.

Sie wollen Sinn, Spaß und Einflussnahme statt Zähne zusammenbeißen, durchhalten und Demut. Dieser veränderte Fokus sorgt für Unruhe im Personalwesen. Was müssen Unternehmen von heute berücksichtigen, damit die neuen Arbeitskräfte längerfristig bei ihnen bleiben?

Weiterentwicklung, Nachhaltigkeit und Privatleben

„Bei EnBW liegt die Quote der unter 29-Jährigen aktuell bei 10,3 Prozent“, was etwa 2700 Mitarbeiter:innen entspricht. Johanna Fröwis von der Group Communications der EnBW Energie Baden-Württemberg AG kommt zu folgender Einschätzung: „Auch den Vertreter:innen der Generation Z ist es wichtig, dass sie sich im Beruf gut entwickeln können und Weiterbildungsmöglichkeiten haben.“

Die Besonderheiten der Generation Z liegen eher „in dem grundsätzlichen Wunsch, etwas Sinnvolles umzusetzen, etwas, das zum großen Ganzen beiträgt“,  so Fröwis weiter. Darüber hinaus seien die Themen um Nachhaltigkeit und Diversity für sie wichtig. Eine gute Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf spiele ebenso eine bedeutende Rolle.

Vorurteil versus Realität

Ein kursierendes Klischee ist, dass die jungen Arbeitnehmer:innen mehr fordern, als sie zu geben bereit sind. Dem widerspricht Fröwis. „Dieses Vorurteil können wir nicht bestätigen.“ Die Generation Z sei durchaus sehr leistungswillig und -fähig.

Sie stelle lediglich mit mehr Nachdruck die Sinnfrage in Bezug auf die eigene Arbeit. So würde sie bei der EnBW sehr viel Begeisterung dafür wahrnehmen, „Dinge mitzubewegen und umzusetzen, solange diese als sinnhaft und sinnstiftend erlebt werden“.

Worauf sollten Unternehmen achten?

Personalreferent und Ausbildungsleiter Felix Behm hat sich mit seiner Beratungsgesellschaft auf die Generation Z spezialisiert und gibt Unternehmen drei elementare Tipps mit auf den Weg, um die Newcomer für sich zu gewinnen:

  • Herausstellen der Sinnhaftigkeit der Beschäftigung,
  • kontinuierlich Feedbackgespräche anbieten und
  • weiterführende Perspektiven eröffnen.

Welche Chancen erwachsen den Unternehmen?

1. Technologische Kompetenz und Innovation: Die Mitglieder der Generation Z sind als sogenannte "Digital Natives" aufgewachsen. Sie haben eine enge Beziehung zu Technologie und sind in der Lage, sich schnell an neue digitale Werkzeuge und Plattformen anzupassen. Diese Fähigkeit kann Unternehmen dabei unterstützen, Innovationen voranzutreiben und sich den ständig verändernden technologischen Anforderungen anzupassen.

2. Vielfalt und Inklusion: Die Generation Z zeichnet sich durch ihre Offenheit gegenüber Vielfalt und Inklusion aus. Sie setzt sich aktiv für Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ein. Unternehmen, die diese Werte teilen und in ihre Arbeitskultur integrieren, können so das Engagement junger Arbeitskräfte steigern.

3. Flexibilität und Work-Life-Balance: Flexibilität ist ein zentrales Anliegen der Generation Z. Sie strebt nach flexiblen Arbeitsmodellen wie Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeiten. Dies kann nicht nur die Work-Life-Balance verbessern, sondern auch die Produktivität erhöhen, indem die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, in einer Umgebung zu arbeiten, die ihren individuellen Präferenzen entspricht.

Welche Herausforderungen ergeben sich für die Unternehmen?

1. Aufmerksamkeitsökonomie und Geduld: Die Generation Z ist mit einer Fülle von Informationen konfrontiert, was zu einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne führen kann. Unternehmen müssen Wege finden, wie sie komplexe Aufgaben strukturieren und so die Aufmerksamkeit der jungen Mitarbeiter aufrechterhalten können. Zudem haben einige Angehörige dieser Generation möglicherweise unrealistische Erwartungen an schnelle berufliche Erfolge und sind daher weniger geduldig bei der Karriereentwicklung.

2. Kommunikation und soziale Fähigkeiten: Trotz ihrer technologischen Affinität könnten einige Mitglieder der Generation Z Schwierigkeiten bei der Entwicklung effektiver persönlicher Kommunikationsfähigkeiten haben. Angesichts der zunehmend digitalen Arbeitswelt ist die Fähigkeit, sowohl persönlich als auch virtuell gut zu kommunizieren, von entscheidender Bedeutung.

3. Balance zwischen Technologie und Gesundheit: Die ständige Konnektivität zur digitalen Welt kann zu Überreizung und negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit führen. Daher sollten Unternehmen darauf achten, dass die Generation Z eine gesunde Balance zwischen Arbeit und persönlicher Erholung findet.

Fazit

Die Integration der Generation Z in den deutschen Arbeitsmarkt erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise. Unternehmen sollten von ihren technologischen Fähigkeiten und ihrem Innovationsgeist profitieren und gleichzeitig daran arbeiten, ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu fördern.

Ein ausgewogenes Verständnis der Bedürfnisse und Erwartungen dieser Generation wird es ermöglichen, die Stärken zu nutzen und die potenziellen Herausforderungen zu überwinden. Die Weichen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Generation Z und älteren Generationen am Arbeitsplatz können gestellt werden, indem die Vielfalt der Perspektiven und Fähigkeiten geschätzt und genutzt wird. (Ariane Friedländer/hp)