Karriere

„Die großen Herausforderungen in kleine Scheiben packen“

Janina Mütze erzählt, was ihr bei ihrem bisherigen Weg als Unternehmensgründerin geholfen hat und wie sie den Wandel der Demokratie sieht.
25.04.2024

Janina Mütze (u.l.) im Gespräch mit Moderatorin Christiane Wolff (o.l.), Organisatorin Laura Partikel (o.r.) und Impulsrednerin Anja Keßler-Wölfer.

 

Beim neusten Treffen des ZfK-Frauennetzwerkes hat Topspeakerin Janina Mütze spannende Einblicke in ihre Karriere als junge Gründerin im Tech-Bereich gegeben.

Aufgeteilt in zwei Blöcke nahm sie die Teilnehmerinnen in der ersten Hälfte des Beitrags mit hinter die Kulissen ihres beruflichen Werdegangs. Wie fühlt es sich an, schon mit Anfang 20 ein Unternehmen zu gründen? Wie geht sie mit großen Herausforderungen um? Wie das Thema Netzwerken angehen, bevor man ein Netzwerk hat? Für den zweiten Teil hatte Mütze ein Thema vorbereitet, das ihr besonders am Herzen liegt: Den Wandel der Demokratie und welche Verantwortung Unternehmen und Betriebe im gesellschaftlichen Diskurs einnehmen.

Eine Gründung mit Erfolg

Janina Mütze ist Mitbegründerin des digitalen Markt- und Meinungsforschungsunternehmens Civey. Darüber hinaus engagiert sie sich als Mitglied im Beirat für Gründungen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, ist Kolumnistin für verschiedene Tages- und Fachmedien, darunter das Handelsblatt und die Zeitung für kommunale Wirtschaft und arbeitet als TV-Analystin

Den Schritt zur Gründung ihres Technologieunternehmens im Jahr 2015 bezeichnet Mütze mit einem lachenden Gesicht als eine Kombination aus totalem Irrsinn und maximaler Naivität. Eine Mischung, die offensichtlich erfolgsträchtig ist. Das mit Gerrit Richter gemeinsam geführte Unternehmen beschäftigt inzwischen über 100 Mitarbeiter.

Schritt für Schritt

Den Weg dorthin beschreibt die Unternehmerin als persönlichen Lernprozess, auch was das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen betrifft. Besonders geholfen habe ihr der Perspektivenwechsel von großen ausschweifenden Visionen hin zu der Frage, was konkret der nächste Handlungsschritt sein sollte. „Mit jeder Herausforderung wird man besser und lösungskompetenter und auch das Vertrauen in sich selber wächst so von Schritt zu Schritt."

Statt dem verbissenen Festhalten an möglicherweise überambitionierten Zielen erklärt Mütze, dass es helfen kann, sich eine gewisse Anpassungsfähigkeit zu bewahren: „Unternehmertum ist nicht, heute zu wissen, was ich in zehn Jahre mache, sondern mich auf diese Reise zu begeben und einzulassen. Es ist gut, eine Vision zu haben, aber ich glaube, man muss auf dem Wag dorthin auch flexibel sein.“

Jeden Kontakt nutzen

Das gut aufgestellte und gepflegte Netzwerke eine enorme Hilfe im Berufsleben bedeuten können, wird von den Topspeakerinnen des ZfK-Frauennetzwerkes regelmäßig betont. Doch wie entstehen diese Kontakte, besonders dann, wenn die Karriere schon so früh beginnt?

Janina Mütze erzählt, dass die Kombination der sehr unterschiedlichen Familien und Freundeskreise von ihr und ihrem Mitgründer den Grundstein ihres Netzwerkes gelegt haben. Egal, ob eine neue Bekanntschaft den Anschein von nur wenigen Gemeinsamkeiten hat, die Firmengründerin betont: „Es lohnt sich immer, diesem Kontakt nachzugehen und sich mal eine halbe Stunde auf einen Kaffee zu treffen.“ So werden Erfahrungen geteilt, wertvolle Tipps ausgetauscht und es entwickle sich ein Mechanismus, durch den wiederum neue Kontakte entstehen.

Unternehmen als Ort politischer Begegnung

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging Mütze darauf ein, wie sich die Demokratie in Zeiten von Krisen, des Rechtsrucks und politischen Entwicklungen gewandelt hat, welche Verantwortungen auf Unternehmen zukommt und im Speziellen, wie diese immer mehr zum Ort politischer Begegnungen werden.

Sie fußt diese Debatte unter anderem auf die Ergebnisse des Edelman-Trust-Barometers 2024. Laut diesem würden aktuell nicht einmal 42 Prozent der Menschen in Deutschland sagen, dass sie der Regierung vertrauen – was die Grundresignation gegenüber der Politik und den Führungskompetenzen der Ampel widerspiegele. Ganze 76 Prozent gaben dagegen an, ihrem eigenen Arbeitgeber zu vertrauen. Hier liegt laut Mütze großes Potenzial, um durch Erhebungen identifizierte Probleme in Deutschland, wie das Gefühl der Unsicherheit, sinkende Zufriedenheit und die Sorge vor fehlendem gesellschaftlichen Zusammenhalt anzugehen.

Eine gesunde Debattenkultur

Der in früheren Zeiten gerne zitierte Satz "Über Religion und Politik spricht man am Arbeitsplatz nicht" dürfe aus Sicht der Netzwerkveranstaltung wohl mehr als ausgedient haben. Stattdessen wird sowohl durch die Ausführungen der Speakerin als auch durch Beiträge der Teilnehmerinnen klar: Dass Unternehmen Haltung beziehen und sich für oder gegen bestimmte Werte aussprechen, ist wichtig. Nicht durch das Aufzwingen von Meinungen, sondern dadurch, dass Debatten und Diskussionen initiiert werden, die die Menschen wieder in einen Dialog miteinander bringen.

Die Vielfalt von Ansichten, Ausgangspunkten und Wahrnehmungen, die gerade in großen Unternehmen mit vielen verschiedenen Angestellten zu finden sind, bergen laut Mütze viel Potenzial für einen solchen Austausch. "Unternehmen gehören heute zu den wenigen Orten der Auseinandersetzung, an denen wir unsere digitalen Filterblasen für einen Moment hinter uns lassen und auf Kolleginnen und Kollegen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen treffen." (hb)

Die nächste Veranstaltung des Netzwerks „Frauen in der Kommunalwirtschaft – powered by ZfK“ wird am 21. Mai 2024 um 8:30 Uhr stattfinden. Als Topspeakerin wird Diana Rauhut, Vorständin der Mainova AG, zu Gast sein. Sie wird über das Thema "Smart City – Zukunftsvisionen für die nachhaltige regionale Entwicklung" sprechen. Anmelden können Sie sich bereits jetzt über diesen Link.