Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei Auftritten in Bezug auf die Stimme?

Viele Menschen kämpfen mit ihrem Atem und fühlen sich atemlos – oft haben sie jedoch zu viel Luft. Bei anderen wird die Stimme brüchig oder zittrig, bei manchen rutscht sie vor Anspannung "nach oben". Einige haben mit Nervosität und Lampenfieber zu kämpfen.
 
Ziel eines Coachings ist es, Auftrittskompetenz zu erlangen. Manchmal heißt das, Blockaden zu lösen, eigene Glaubenssätze zu hinterfragen, zum Beispiel die Angst, nicht gut genug zu sein. Besonders die Gefahr, in eine Perfektionismusfalle zu tappen, ist groß. Hilfreicher ist es, eine gewisse Lässigkeit zu erreichen, die man letztlich auch durch Erfahrung gewinnt. Dazu gehören die Arbeit mit dem ganzen Körper und der Aufbau von Selbstvertrauen durch Training im Vorfeld eines Auftritts. Dabei gibt es Atem- und Lockerungsübungen, die fantastisch helfen.

Welche Atemübungen schlagen Sie konkret vor?

Schon im Alltag sollte man auf seinen Atem achten, nicht erst kurz vor dem Auftritt. Je achtsamer der Umgang damit ist, desto zuverlässiger funktioniert die Atmung auch in Stresssituationen. Viele kommen bei Stress in eine panische Hochatmung, in die sogenannte Brustkorbatmung. Wenn ich vorab spüre zu überspannen, kann ich bewusst gegensteuern. Dabei ist ein gutes Körperbewusstsein das A und O.

Direkt vor dem Auftritt ist ein Warm-up sinnvoll. Natürlich gibt es Präsentationen, die man mitten in einer Sitzung halten muss. Hier hilft es, wenn man sich am Morgen darauf vorbereitet. Mit Artikulationsübungen und Summen kann man die Stimme lockern und für Durchblutung sorgen, Lockerungsübungen entspannen auch den Kiefer. Es gibt also einen kleinen „Handwerkskoffer“, der extrem hilfreich ist, und die Übungen dauern nicht lang.

Wenn sich ein:e Manager:in gründlich auf einen wichtigen Auftritt vorbereiten will: Wie lange dauert ein Training dafür?

Manchmal werde ich vor einer wichtigen Veranstaltung als „Feuerwehr“ gerufen. Auch bei einer kurzen Vorbereitungszeit kann man mit Basisübungen schon viel erreichen. Dann kann man wenigstens die Einleitung und Vorstellung sowie die Schlusssätze trainieren.

Im Idealfall sollte man aber schon zehn Stunden Coaching einplanen. Das ist nicht allzu aufwendig, lässt aber Raum für praktische Übungen und das Aneignen einer gewissen Routine. Dann ist auch Zeit dafür da, sich mit dem Inhalt der Veranstaltung auseinanderzusetzen, um zum Beispiel zu schauen, wo es gute Geschichten zu erzählen gibt.

Das Interview führte Elwine Happ-Frank

Nicola Tiggeler gibt auf dem Online-Event des Netzwerks „Frauen in der Kommunalwirtschaft – powered by ZfK“ am Montag, den 6. November, um 8:30 Uhr den Impuls-Workshop „Stimmklang“. Zur Anmeldung geht es hier.