Karriere

Die Wahrheit über die Generation Z

Zu faul zum Arbeiten? Auf die Generation Z trifft dieses Argument nicht mehr zu. Das bewies jetzt die Studie "Azubi-Recruiting Trends 2023". Ein Überblick, was dem Nachwuchs wichtig ist und wo er noch Hilfe bräuchte, damit das System runder läuft als bisher.
20.09.2023

Die Generation Z ist arbeitswillig, solange sie nicht am Wochenende in die Firma soll.

Bisher wurde die Generation Z gern so beschrieben: ökologisch orientiert, wenig leistungswillig, dafür aber besonders sinnhungrig. Bei näherem Hinsehen ist die Gen Z jedoch ganz anders. Das zeigt die repräsentative Studie "Azubi-Recruiting Trends 2023". An der Untersuchung zum Azubi-Marketing und -Recruiting haben 4284 Schüler:innen und Azubis sowie 1639 Ausbildungsverantwortliche teilgenommen. Die  u-form Testsysteme GmbH & Co. KG (Solingen) führte die Befragung durch, ausgewertet hat die repräsentative Umfrage zur Studie das Marktforschungsinstitut Trendence.

Die Generation Z ist den Arbeitgebern ähnlicher als gedacht

In der Studie zeigt sich die "Generation Z" zunächst als deutlich weniger ökologisch orientiert als ihr Ruf. Den Umfrageteilnehmenden wurden 23 Kriterien für die Auswahl von Ausbildungsbetrieben zur Bewertung angeboten. "Gute Arbeitsmarktchancen in dem gelernten Beruf" finden demnach 92,1 Prozent wichtig, ein "hohes Gehalt nach der Ausbildung" 82,8 Prozent. Nur auf drei der Kriterien legt die Mehrheit der Gen Z weniger Wert. Dazu gehört überraschenderweise das "Engagement der Firma in Sozial-, Umwelt- und Klimathemen", für das sich nur 46,8 Prozent entscheiden.

Und wie sieht es aus mit der Work-Life-Balance? Bisher galt die Generation Z als freizeitorientiert, wenig leistungswillig und von Anfang an darauf bedacht, Arbeit zeitlich zu reduzieren. Doch das stimmt nicht. In Wahrheit tickt die Gen Z im Hinblick auf Arbeitszeiten nicht vollkommen anders als die älteren Angestellten: Der jungen Generation sind freie Wochenenden (84,9 Prozent) und keine Schichtarbeit (60,2 Prozent) wichtig. Doch das gilt in noch größerem Maß auch für die Generation der Ausbildungsverantwortlichen: Von ihnen stimmen 90,4 Prozent für freie Wochenenden, keine Schichtarbeit zu haben, wünschen sich sogar 83,4 Prozent. Eine geringe Wochenarbeitszeit ist nur 44,8 Prozent der Gen Z wichtig. Bei den Ausbildungsverantwortlichen sind es 50,8 Prozent. Demnach lässt sich mangelnder Leistungswille bei der Gen Z nicht von diesen Zahlen ableiten.

"83,1 Prozent der Generation Z würden auch dann eine Ausbildung machen, wenn ihnen ein Lottogewinn lebenslang ein müheloses Einkommen verschaffen würde."
Ergebnis der respräsentativen Studie "Azubi-Recruiting Trends 2023"

Der Wunsch nach Selbstverwirklichung ist ihr größter Antrieb

Aktuell würden 83,1 Prozent dieser Generation auch dann eine Ausbildung machen, wenn ihnen ein Lottogewinn lebenslang ein müheloses Einkommen verschaffen würde. Die Ausbildungsverantwortlichen haben im Vergleich eine geringere Zahl: Hier möchten 80,7 Prozent weiter arbeiten nach einem großen Lottogewinn.

Weiter fragte die Studie die Gen Z nach dem wichtigsten Grund, trotz Lottogewinn eine Ausbildung zu machen. Am häufigsten entschieden sich die Befragten mit "Trifft voll zu" für die Option "Ich möchte mich durch die Ausbildung persönlich und/oder fachlich weiterentwickeln" (68,8 Prozent). Bei dem Satz "Ich möchte einen Beitrag zu einem sinnvollen Zweck des Ausbildungsbetriebs leisten" entschieden sich nur 24 Prozent für ein "Trifft voll zu". Es geht der Gen Z also mehrheitlich nicht darum, bei der Arbeit die Welt zu retten, sondern um Selbstverwirklichung.

Wie Betriebe die Auszubildenden besser an sich binden

Wo es noch hapert: Die Gen Z wünscht sich mehr Betreuung durch die Arbeitgeber. 92 Prozent der Befragten fänden es hilfreich, in der Phase zwischen der Zusage für einen Ausbildungsplatz und dem Antritt der Ausbildung einen Ablaufplan für den ersten Ausbildungstag zu erhalten. 70,8 Prozent wünschen sich sogar einen Buddy als direkte Kontaktperson. In der Praxis erhalten aber nur 61,9 Prozent einen Ablaufplan und nur 25,5 Prozent einen persönlichen Ansprechpartner.

Hier gibt es eine Betreuungslücke. Möglicherweise der Grund, warum immer mehr Azubis trotz unterschriebenem Vertrag ihre Ausbildung nicht antreten. Wenn auf dem zukünftigen Ausbildungsmarkt die Zahl an Talenten noch weiter schrumpft als bisher, könnte sich das Phänomen "Azubi kommt nicht" sogar noch verstärken. (dpa/ah)