Karriere

EWE will mehr Frauen auf Führungspositionen

Um mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, will der Oldenburger Energiekonzern bis zum Jahresende Zielzahlen für die verschiedenen Leitungsebenen festlegen.
30.11.2018

Marion Rövekamp gehört seit dem 1. Mai dieses Jahres dem Vorstand der EWE an. Die 57-jährige aus Berlin stammende Volljuristin war vor ihrem Wechsel nach Oldenburg bei der Deutschen Bahn als Vorstand Personal DB Regio AG und Leiterin Personal Personenverkehr DB Mobility Logistics AG.

Es gehe nicht um eine feste Quote, sondern darum, eine Orientierung vorzugeben, sagte EWE-Personalvorständin Marion Rövekamp in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn man keine Ziele hat, weiß man auch nicht, wofür man Sachen macht. Wenn es eine Messgröße gibt, kann ich viel fokussierter darauf hinarbeiten. Deswegen halte ich eine Zielzahl für ein wichtiges Element, solange es sich noch nicht in der Organisation durchgesetzt hat, dass Frauen viel stärker Teil einer Führungsmannschaft sein sollten", erklärte die Managerin, die seit Anfang Mai dem Vorstand des Oldenburger Energiekonzerns angehört.

Eine wichtige Aufgabe sei, gute Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen. "Die Flexibilisierung von Arbeitszeiten ist ein Thema. Außerdem müssen wir Frauen ermutigen, Führungspositionen anzunehmen. Wir brauchen noch mehr Beispiele, die zeigen, dass es funktioniert. Die Besetzung von Positionen muss transparent sein. Es muss einen fairen Prozess geben, der es Frauen ermöglicht, eine Stelle zu bekommen. Wir machen in dem Bereich schon viel: Wir haben eine Kita, Mentoring-Programme, wir haben ein riesiges Netzwerk für Frauen. Es ist auch möglich, Führungspositionen zu teilen", erklärte Rövekamp.

Bei IT-Fachkräften "total unter Druck"

Darüber hinaus werde das Thema Vielfalt in ihrer Arbeit eine wesentliche Rolle spielen, so die EWE-Personalvorständin. "Wir müssen das Thema Frauenförderung stärker in den Fokus stellen, aber auch andere Elemente, denn Vielfalt heißt Vielfalt der Kulturen. Ein Element ist zum Beispiel, dass die älteren Kollegen von den jungen Kollegen etwa im Bereich Digitalisierung lernen. Wir müssen gesellschaftsübergreifender arbeiten und Experten für bestimmte Themen zusammenholen, um dann in größerer Geschwindigkeit Lösungen zu erarbeiten. Es ist nachgewiesen, dass Vielfalt deutlich bessere Ergebnisse erzielt", sagte Rövekamp.

Den Fachkräftemangel bekomme auch EWE zunehmend zu spüren, gerade in den digitalen Geschäften, wo es um IT gehe, speziell bei Software-Spezialisten. "Da merken wir, dass wir total unter Druck kommen und bundesweit suchen müssen. Auszubildende für die technischen Berufe zu gewinnen, ist auch deutlich schwieriger geworden. Früher rannte man uns die Bude ein, jetzt haben wir mehr Nöte. Im Trainee-Bereich ist es auch schwerer geworden, denn das Angebot für junge Studierende ist deutlich größer geworden. Wir setzen darauf, mehr zu werben", betonte die EWE-Vorständin.

Skandinavien als Vorbild für Vielfalt

Derzeit liegt der Anteil von Frauen im EWE-Konzern bei 29 Prozent, der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 13 Prozent. Im Vorstand ist Rövekamp die einzige Frau. Neben ihr gehören vier Männer zur Führungsriege, Vorsitzender ist seit Jahresanfang Stefan Dohler. EWE-Chef Dohler hatte sich für eine bessere Frauenförderung ausgesprochen. "In Skandinavien habe ich erlebt, wie wertvoll Vielfalt ist. Die Rahmenbedingungen bei EWE müssen so verbessert werden, dass das Unternehmen zum Beispiel für Frauen attraktiver wird", sagte er im April. Ziel sei, dass die EWE-Belegschaft insgesamt vielfältiger werde. (dpa/hil)