Karriere

Glücklicher durch hybrides Arbeiten?

Eine neue Studie zeigt: Immer mehr Angestellte leiden unter psychischen Problemen. Je jünger, desto häufiger sind sie betroffen. Was bereits helfen kann, ist ein Mischmodell aus Büro und Homeoffice.
15.01.2024

Wer sowohl im Betrieb als auch zu Hause arbeiten darf, hat nachweislich die beste Laune unter den Angestellten.

Verschiedene Generationen haben sich seit der Pandemie auf den virtuellen Arbeitsplatz als neue Normalität eingestellt. Doch parallel sind Stress, Burnout, Einsamkeit und Angstzustände in die Höhe geschnellt. Das zeigt die neue Studie "2023 Workplace Mental Health Trends Report: The Future of Work" von Calm Business.

Befragt wurden 2000 Angestellte zwischen 18 und 65 Jahren. Die größte Überraschung: Je jünger die Menschen sind, desto häufiger zeigen sich mentale Probleme.

Jeder Zweite leidet unter Ängsten

Gerade die Generation Z ist besonders betroffen. Von ihnen geben 58 Prozent an, also mehr als jeder Zweite, dass sie häufig oder ständig unter Ängsten leiden. Bei der Belastung durch beruflichen Stress ist die Zahl noch höher.

Sie erwarten laut der Studie, dass der Arbeitgeber ihnen bei der Bewältigung ihrer mentalen Probleme hilft. Sieben von zehn würden im Job gerne offen darüber reden, was täglich auf ihre Stimmung drückt. Aktuell fühlt sich nur ein Drittel bezüglich ihrer psychischen Probleme am Arbeitsplatz gut aufgefangen.

Verdienst und mentale Stärke

Die Baby-Boomer zeigen sich dagegen weniger angegriffen. Zuviel Stress im Job nennen nur 26 Prozent der Befragten als Problem, aber auch hier leiden 32 Prozent unter Ängsten. Die Millenials liegen nicht nur vom Geburtstjahr, sondern auch von den Belastungszahlen zwischen beiden Generationen.

Neben dem Alter bestimmt auch der Verdienst die mentale Stärke: Während bei Geringverdienern jeder Zweite psychische Probleme kennt, geht die gefühlte Belastung bei besser Verdienenden deutlich nach unten. Diese können in ihrer Freizeit eher für die nötige Entspannung sorgen.

Das Arbeitsmodell beeinflusst das Wohlbefinden

Abhilfe schaffen könnte eventuell ein verändertes Arbeitsmodell. Laut Studie ist es wenig ratsam, nur im Homeofffice zu arbeiten. In der Regel fehlt dort der soziale Austausch und das Gefühl, ein wichtiger Teil des Teams zu sein.

Auch der reine Bürojob macht Mitarbeiter nicht dauerhaft zufrieden. Am glücklichsten waren die Befragten, die in ihrem Beruf hybrid arbeiten können. Sie sind weniger gestresst, weniger ängstlich und traurig. Diese Menschen fühlen sich einerseits durch ihre Zeit im Büro dem Betrieb verbunden. Und gleichzeitig haben sie zu Hause durch den gesparten Arbeitsweg mehr Zeit, Sport zu treiben, Musik zu hören oder zwischendurch Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.

Brauchen Manager ein Empathie-Training?

Da dies nicht in allen Branchen umsetzbar ist, sind 32 Prozent der Angestellten dafür, dass die Manager zu mehr Empathie ausgebildet werden. 40 Prozent hoffen auf ein entspannteres Arbeitsklima. Und gerade Frauen äußerten den Wunsch, mehr Unterstützung zu erhalten, wenn die eigene Care-Arbeit mal in den Job hinein greift. Sie haben bei der Kombination von Beruf und Familie häufig weniger Zeit, ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Interessanterweise geben 48 Prozent der Männer in der Studie an, dass sie sich, seitdem sie Kinder habe, mehr um ihre eigene mentale Gesundheit kümmern können.

Was aber alle Befragten eint: Sie wünschen sich von ihren Vorgesetzten Maßnahmen, um extremen Stress und Ängste am Arbeitsplatz gar nicht erst entstehen zu lassen. Personal- und Leistungsverantwortliche stehen nun vor der Herausforderung, die psychische Gesundheit ihrer Angestellten mit auf ihre Prio-Liste zu nehmen. Denn je mehr Ältere in Rente gehen, desto größer wird das Thema für ein Unternehmen werden.

Besser wird die Situation sicher schon dadurch, wenn Chefs diesen Faktor bei ihren Mitarbeitern mit berücksichtigen und je nach Situation auch ansprechen. Denn wer sich mit seinen Nöten gesehen und nicht allein gelassen fühlt, ist auch schneller bereit, wieder mit ganzer Kraft zu arbeiten. (ah)