Karriere

Große Unterschiede bei Gehältern im Top-Management öffentlicher Unternehmen

Für eine Studie der Personalberatung LAB und der Zeppelin Universität wurden die Daten von 10.000 Führungskräften untersucht und Vergütungstrends analysiert. Die Offenlegungsquote ist noch relativ gering.
22.08.2023

In den Branchen Energie- und Wasserversorgung und Stadtwerke sowie Verkehr, ÖPNV und Transport liegt die Vergütung von Topmanagern bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 231.000 Euro.

 

Was in Geschäftsführungs- und Vorstandspositionen öffentlicher Unternehmen verdient wird, bleibt häufig im Verborgenen. Gerade einmal 20,8 Prozent der Top-Managementmitglieder auf kommunaler Ebene legen ihre Vergütung personenbezogen offen, auf Bundes- und Länderebene sind es immerhin 46,8 Prozent.

Zugleich unterscheiden sich die Gehälter je nach Branche und Unternehmensgröße erheblich. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Public Pay Studie 2023 der Zeppelin Universität (ZU) in Friedrichshafen hervor. Die Untersuchung wurde gemeinsam mit der Executive-Search-Beratung LAB & Company erstellt.

Substanzielle Unterschiede auch bei ähnlichen Unternehmen

Die Studie zeigt, dass in öffentlichen Unternehmen in Städten und Landkreisen 42,8 Prozent der Geschäftsführungs- und Vorstandspositionen eine Vergütung von weniger als 150.000 Euro erhalten. Während 41,3 Prozent zwischen 150.000 Euro und 300.000 Euro verdienen, bekommen 15,9 Prozent mehr als 300.000 Euro. Immerhin 2,3 Prozent der Top-Managementmitglieder erhalten über 500.000 Euro.

In den Branchen Energie- und Wasserversorgung und Stadtwerke sowie Verkehr, ÖPNV und Transport liegt die Vergütung mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 231.000 Euro beziehungsweise 184.000 Euro substanziell höher als etwa in der Branche Gesundheit- und Sozialwesen mit einem jährlichen Durchschnittsgehalt von 111.000 Euro. Dies erklärt sich zum Teil über die in den Branchen sehr unterschiedlich großen Unternehmen – jedoch bestehen auch bei gleichgroßen Unternehmen derselben und auch unterschiedlicher Branchen substanzielle Unterschiede.

Krisenmanager verdienen überdurchschnittlich

„Bezüglich der Vergütungsentwicklung von Organmitgliedern bei Stadtwerken und kommunalen Verkehrsunternehmen beobachten wir zwei Tendenzen: Zum einen stellen wir in der Tat fest, dass sich die Vergütung von Organmitgliedern in Zeiten der multiplen Krisen eher moderat entwickeln und insbesondere großzügige Altersversorgungsregelungen zurückgefahren werden“, sagt  Klaus Aden, Gesellschafter und Senior Partner von LAB. „Parallel dazu gibt es aber auch einen expansiven Trend: Die Verhandlungsposition von besonders qualifizierten Krisenmanager:innen hat sich deutlich verbessert.“

„Die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen, wird gerade von der kommunalen Seite honoriert“, sagt Heike Schoon-Pernkopf, Geschäftsführende Gesellschafterin von LAB. „So sind immer mehr Kommunen bereit, hier tiefer in die Tasche zu greifen als zu Zeiten, wo z.B. die Energieversorgung noch nicht so krisengeschüttelt, sondern eher ein Selbstläufer war.“  

Als Langfriststudie angelegt

Die vorliegende Studie untersucht 7034 öffentliche Unternehmen der Städte mit mehr als 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, der Landkreise sowie von Bund und Ländern in Deutschland. In die Studie eingegangen sind Vergütungsdaten von 10.333 Top-Managementmitgliedern aus 1.243 öffentlichen Unternehmen für das aktuell verfügbare Geschäftsjahr 2021.

Unter den Kommunen mit mindestens fünf öffentlichen Unternehmen haben im Geschäftsjahr 2021 sieben Kommunen eine personenbezogene Offenlegungsquote von 100 Prozent. Bei weiteren sieben Kommunen sind es mindestens 75 Prozent, bei 27 Kommunen zwischen 50 und 75 Prozent. Beachtlich sei, dass bei insgesamt 242 Kommunen eine personenbezogene Offenlegungsquote von null Prozent vorliegt, heißt es in einer Mitteilung der ZU.

Transparenz erhöht Vertrauen in den Staat

"In der Diskussion um Vertrauen in den Staat verdeutlichen die Befunde die dringende Notwendigkeit, Transparenzgesetze und Public Corporate Governance Kodizes mit klaren Regelungen überall zeitnah einzuführen. Es muss eine vollständige Vergütungstransparenz, einschließlich häufig umstrittener Altersversorgungen, hergestellt und die Vergütung in der Vergleichsgruppe diskutiert werden. Übergreifend braucht es Fair Pay und keine Neiddebatten!", sagt Ulf Papenfuß, Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy an der ZU. (hp)

Hier geht es zum Link der Studie auf der Website von LAB und hier auf der Website der Zeppelin Uni.