Karriere

Homeoffice führt zu Neid und Ungerechtigkeiten im Team

Immer mehr Angestellte arbeiten jede Woche einige Tage von zu Hause aus. Für andere, oft im selben Betrieb, besteht diese Möglichkeit aufgrund ihrer Tätigkeit nicht. Das schürt Unmut. Wer hier als Chef nicht vorsorgt, riskiert die Spaltung der Belegschaft.
18.12.2023

15 Prozent der Beschäftigten sollen täglich Präsenz zeigen, während Kollegen das Homeoffice genießen.

Bisher lag der Blick beim Homeoffice in der Regel auf den Vorteilen: Die Mitarbeiter lieben die neu gewonnene Freiheit seit Corona, der Arbeitgeber wirkt allein durch das Angebot großzügig und somit attraktiv für Bewerber. Fast 70 Prozent aller Betriebe bieten deshalb das mobile Arbeiten an. Doch was ist mit den 15 Prozent an Angestellten, die aufgrund ihrer Tätigkeit gar nicht zu Hause arbeiten können?

Der Unmut wird lauter

Gerade Stadtwerke kennen das Problem: Viele Mitarbeiter, etwa in den Leitstellen oder Entstörungsteams sowie auch Busfahrer oder Angestellte in den Bädern, haben keine Möglichkeit zum Homeoffice. Es trifft alle Beschäftigten, die im Kundenkontakt stehen oder aus einem anderen Grund regelmäßig im Betrieb sein müssen. Wenn dann Kollegen aus derselben Firma gefühlt regelmäßig ihr Wochenende verlängern, da sie immer freitags und montags von zu Hause arbeiten, wird das schnell als unfair empfunden. Neid entsteht, die Stimmung zwischen beiden Gruppen verschlechtert sich.

Nur jedes dritte Unternehmen hat Regelungen zum mobilen Arbeiten

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat in einer aktuellen Studie 5026 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte zum Stand befragt: Demnach hat bisher nur jedes dritte Unternehmen eine formale Regelung zum mobilen Arbeiten. Dabei wäre eine Betriebsvereinbarung oder ein Absatz dazu in den Arbeits- und Sozialregelungen leicht zu erstellen. Inhaltlich könnten CEOS darüber zum Beispiel festlegen, dass auch Angestellte, die im Homeoffice arbeiten dürfen, an mindestens drei Tagen die Woche in den Betrieb kommen müssen.

Büroangestellte zeigen sich besonders betroffen

Die empfundene Ungerechtigkeit würde dadurch natürlich nicht komplett behoben, jedoch abgemildert. Zuletzt kritisierten bereits 16 Prozent der Angestellten, dass Homeoffice gewissen Berufsgruppen verwehrt blieb, so die Studienergebnisse. Vor allem litten Büroangestellte darunter. Laut IW empfanden sie die ungleichen Zugangsmöglichkeiten zum Homeoffice deutlich häufiger unfair als andere Beschäftigtengruppen.

Was kann die Lösung sein?

"In der Ausgestaltung der mobilen Arbeit im Betrieb ist daher Fingerspitzengefühl der Personalverantwortlichen gefragt", schreiben die Autoren Andrea Hammermann und Alexander Stettes vom IW. Die unterschiedlichen individuellen Wünsche und betrieblichen Anforderungen müssten ausbalanciert werden. Es braucht einen fairen Interessenausgleich innerhalb der Teams.

All das spricht dafür, dass gerade in Unternehmen, in denen beide Gruppen vertreten sind, den Beschäftigten mit Homeoffice-Möglichkeit ebenfalls Grenzen gesetzt werden. Würde diesen Angestellten die größtmögliche Freiheit bei der Wahl ihres Arbeitsorts eingeräumt, sind die Spannungen innerhalb der Belegschaft bereits vorprogrammiert. (ah)