Karriere

Innogy-Manager nach Säureattacke zurück

Vor einem Jahr wird Innogy-Finanzchef Bernhard Günther Opfer eines Säureangriffs. Noch immer fehlt von den Tätern jede Spur. Am Mittwoch trat er erstmals wieder öffentlich auf – und äußerte eine Hoffnung.
13.03.2019

Bernhard Günther, Finanzvorstand der RWE-Tochter Innogy

Bevor die nüchternen Zahlen präsentiert werden, wird es kurz emotional bei der Bilanzpressekonferenz des Energieversorgers Innogy. "Ich bin froh, dass ich nach dem schrecklichen Säureattentat vor einem Jahr heute hier wieder Schulter an Schulter mit Bernhard Günther stehe", sagt Vorstandschef Uwe Tigges in Richtung seines Finanzchefs. Günther sind die Folgen des brutalen Angriffs noch anzusehen. Er trägt eine getönte Sonnenbrille und ein schwarzes Band um die Stirn. "Ich freue mich hier zu sein", sagt der 52-Jährige. Das sei "vor einem Jahr alles andere als klar gewesen". Es ist am Mittwoch der erste öffentliche Auftritt des Managers seit der Attacke.

Günther kommt an einem Sonntagmorgen im März 2018 vom Joggen zurück. In der Nähe seines Wohnhauses im Düsseldorfer Stadtteil Haan überfallen ihn zwei Unbekannte. Werfen ihn zu Boden, schütten ihm ätzende Säure ins Gesicht und fliehen. Der 52-Jährige erleidet schwerste Verletzungen. Rettungskräfte bringen ihn mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik. Er schwebt zeitweise in Lebensgefahr – und kehrt doch wenige Wochen später an seinen Arbeitsplatz zurück.

Bis heute viele Unklarheiten

Der Fall schlägt bundesweit hohe Wellen. Doch wer waren die Angreifer? Warum suchten sie sich Günther als Opfer aus? All das ist noch immer unklar. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal stellte im September 2018 die Ermittlungen vorerst ein. Neue Hinweise gab es zumindest, nachdem Innogy im November eine Belohnung von bis zu 80.000 Euro aussetzte. Diese würden geprüft, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Ein großer Durchbruch sei aber noch nicht gelungen.

Es ist vielleicht die letzte Bilanzpressekonferenz von Innogy. Wenige Tage nach dem Überfall auf Günther war bekannt geworden, dass die RWE-Tochter Innogy vom Konkurrenten Eon übernommen werden soll. Günther muss jetzt die Integration der beiden Firmen mit vorantreiben.

Günther hofft auf Aufklärung

Der Manager hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Täter gefunden werden. "Ich fände es schwer erträglich, wenn dieser Fall tatsächlich unaufgeklärt bleiben sollte – sowohl von meinem Gerechtigkeitsgefühl her als auch für die Sicherheit meiner Person und meiner Familie", sagte er der "WAZ" (Donnerstag). Für die weitere Heilung der Verletzungen brauche er noch Geduld. Damit sei ein Manager aber nicht unbedingt am reichhaltigsten gesegnet. (dpa/ls)