Karriere

New Work bei den SWM

Werner Albrecht, Geschäftsführer Personal, Immobilien und Bäder bei den Stadtwerken München, über die Vorgaben für mobiles Arbeiten, wie oft er selbst zu Hause arbeitet und ob er die Mitarbeiter bei einer Gasmangellage ins Homeoffice schicken würde.
06.12.2022

Werner Albrecht ist seit November 2013 Geschäftsführer Personal, Immobilien und Bäder bei den Stadtwerken München (SWM).

New Work ist eines der großen Schlagwörter derzeit. Wie setzen Sie das Thema bei den SWM um?
Im Grunde genommen haben wir uns mit diesem Thema schon vor Jahren, lange vor Corona, beschäftigt. Wir haben uns Gedanken dazu gemacht, wie wir die Veränderungen der Arbeitswelten antizipieren. Das eine Thema dabei ist die Verfügbarkeit über die Zeit, das zweite die Verfügbarkeit über den Ort. Beides ist mit dem mobilen Arbeiten verbunden. Corona hat uns dabei um zehn Jahre nach vorne katapultiert. Wir hätten für diese Entwicklungen als Gesellschaft insgesamt viel, viel länger gebraucht. Ich finde es sehr positiv, dass das jetzt so rasch geht.

Auf dem Weg zu Ihrem Büro bin ich durch einen Flur gelaufen, in dem nur wenige Mitarbeitende zu sehen sind. Das Raumkonzept wirkt sehr modern mit vielen offenen, schallgedämmten Flächen und kleinen Einheiten zum konzentrierten Arbeiten oder intensiven Austausch. Aber warum ist es so leer?
Wir haben die zwei neu gestalteten Etagen für die 200 Mitarbeitenden des Personalbereiches 2020 in der Coronazeit bezogen. Bis heute werden die Räume leider nicht unter Volllast genutzt.

Wegen Home-Office? Welche Regelungen gelten bei Ihnen?
Wir haben drei Betriebsvereinbarungen, wir sind ja ein sehr heterogenes Unternehmen. Im Zentralbereich, also Personal, Finanzen und Vertrieb, gilt die Regelung, dass die Mitarbeitenden in Abstimmung innerhalb des Teams und mit ihrer Führungskraft selbst entscheiden können. Um die persönlichen Begegnungen zu bewahren, sollten die Mitarbeitenden im Schnitt mindestens einen Tag pro Woche in Präsenz arbeiten. Wir handhaben das aber sehr flexibel. Wenn jemand an einem Projekt arbeitet, sind in Absprache mit der Führungskraft auch mehr Home-Office-Tage möglich.

Und in den anderen Bereichen?
Auch in den Bereichen Mobilität und Technik gelten flexible Vorgaben im durchschnittlichen Umfang von bis zu drei Tagen pro Homeoffice in der Woche. Wir müssen auch immer die Mitarbeitenden im Blick haben, bei denen kein Home-Office möglich ist. Hier versuchen wir zu ermöglichen, dass auch sie möglichst weitgehend über ihre Arbeitsweise – Stichwort Flexible Dienstpläne – bestimmen können.

Eines der Ergebnisse einer Studie ist, dass sich die Mitarbeiter im Home-Office selbst für sehr produktiv halten, während die Führungskräfte die Sorge haben, dass die Effizienz leidet. Wie ist Ihre Einschätzung?
Wir machen uns mehr Sorgen darüber, dass die Mitarbeitenden im Home-Office viel enger getaktet sind, als sie es früher im Büro waren. Ein Beispiel: Unser Gebäude ist sehr weitläufig, dort können durchaus Wegzeiten von einigen Minuten anfallen. Diese fallen weg, wenn man nur noch in den nächsten Teams-Termin wechseln muss. Wir merken auch, dass Mitarbeitende noch abends Mails beantworten. Das gehört ja durchaus zu den Vorteilen des flexiblen Arbeitens, weil man sich auf die Belange der Familie besser einstellen kann. Aber es birgt auch Risiken. Diese müssen wir im Blick behalten.

Was sagen Sie Ihren Führungskräften?
Wenn sie an der Effizienz zweifeln, dann weise ich darauf hin, dass auch die Anwesenheit im Büro nicht automatisch Leistung garantiert.  In den zwei Jahren Corona haben wir doch gelernt, wie Führung auf Distanz funktioniert. Darüber hinaus ist es für ein Unternehmen heutzutage unbedingt notwendig, mobiles Arbeiten anzubieten, denn viele junge Leute wählen die SWM als Arbeitgeber sonst gar nicht mehr aus.

Gibt es bei Ihnen noch feste Arbeitsplätze?
Als wir die neuen Bürokonzepte für unseren Personalbereich geplant haben, hatten viele Mitarbeitende sehr große Bedenken vor „Großraumbüros“. Aber wir konnten sie davon überzeugen, dass unser Ansatz damit nichts zu tun hat. Sie haben kein eigenes Büro, aber einen eigenständigen Bereich, den sie auch selbst gestalten können. Wir haben auch eine sogenannte Clean Desk Policy, dies bedeutet, dass die Schreibtische aufgeräumt hinterlassen werden müssen. Insgesamt findet das Konzept große Akzeptanz.

Wie arbeiten Sie selbst? Befinden wir uns hier in Ihrem Büro?
Nein, auch ich habe kein eigenes Büro mehr. Wir sind hier in einem größeren Besprechungsraum, den ich meist nutze, wenn ich im Unternehmen bin. Er ist ein bisschen komfortabler und für Besucher ansprechend eingerichtet, zum Beispiel mit Bücherwänden. Aber auch ich räume den Besprechungstisch abends so auf, dass ihn morgen jemand anderes nutzen kann. Das wird auch angenommen.

Auch Sie machen also Home-Office?
Ja, sehr konsequent. Auch ich habe teilweise drei bis vier Tage von zu Hause gearbeitet, je nachdem wie hoch die Inzidenzen waren. Dabei ging es mir auch um eine Vorbildfunktion. Tatsächlich bin ich momentan wieder häufiger im Büro, aber arbeite trotzdem ein bis zwei Tage pro Woche mobil, auch ein bisschen in Abhängigkeit von meinen Dienstreisen.

Sollte eine Gasmangellage kommen: Würden Sie Ihre Mitarbeiter ins Home-Office schicken?
Das hat bei Corona Sinn gemacht, weil da die Sorge um die körperliche Unversehrtheit im Vordergrund stand. Jetzt würden wir beim Prinzip der Freiwilligkeit bleiben. Denn jeder, der möchte, hat hier im Unternehmen seinen Arbeitsplatz.

Wo spielt das Thema Energiekrise momentan in der Personalarbeit die größte Rolle?
Zum einen fragen die Mitarbeitenden – es geht ja aufs Jahresende zu und ich bin auf vielen Betriebsversammlungen –, was wir als Arbeitgeber angesichts der hohen Energiepreise für sie tun können. Sehr stark bewegt die Mitarbeitenden auch die Frage, wie wir als Unternehmen damit umgehen, wenn vielleicht viele Kunden ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können. Da spielt dann die Angst um den Arbeitgeber, um den eigenen Arbeitsplatz hinein. Aber darum muss man sich bei den SWM zum Glück keine Sorgen machen.

Das Interview führte Elwine Happ-Frank

Lesen Sie das ausführliche ZfK-Interview mit dem SWM-Personalchef Werner Albrecht in der am Montag erschienenen Dezember-Ausgabe der ZfK. Informationen zu einem Abonnement finden Sie hier.