Karriere

Präsenzpflicht führt zu emotionaler Erschöpfung

Daten einer aktuellen Homeoffice-Studie zeigen: Das Arbeiten im Büro hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Beschäftigten.
23.05.2024

Wird im Homeoffice effizient gearbeitet? 31 Prozent der Führungskräfte sehen das kritisch im Vergleich zu 15 Prozent der Beschäftigten ohne Führungsverantwortung.

In den vergangenen Monaten hat die öffentliche Debatte um eine Rückkehr zur Präsenzpflicht deutlich an Fahrt aufgenommen. Viele Unternehmen und deren Führungskräfte scheinen sich ein Comeback des Arbeitsalltags aus Vor-Corona-Zeiten zu wünschen. Die neuesten Daten einer Homeoffice-Studie zeigen nun: Umgesetzt haben das, anders als häufig suggeriert, bislang nur 22 Prozent der Unternehmen.

Erstaunlich ist dabei, dass in diesen Unternehmen Beschäftigte wesentlich häufiger von erheblichen gesundheitlichen Problemen berichten. „Mitarbeitende mit Präsenzpflicht beklagen fast doppelt so häufig Belastungs- und Erschöpfungssymptome", sagt Florian Kunze, Autor der Konstanzer Homeoffice-Studie und Principal Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz.

Büro wirkt nicht leistungssteigernd

"Gleichzeitig stellen sie bei sich selbst kaum einen leistungssteigernden Einfluss der Präsenzarbeit fest", so der Experte. "Das sollten Unternehmen bei der Entscheidung, ob eine Rückkehr zur Präsenzpflicht umgesetzt wird, unbedingt mit in den Blick nehmen."

Seit Beginn der Coronapandemie 2020 untersucht das „Future of Work Lab“ der Universität Konstanz jedes Jahr die Einstellung von Erwerbstätigen, Führungskräften und Unternehmen zum Homeoffice. Dabei fragte das Forschungsteam auch nach dem generellen Wunsch hybrider Arbeitsformen und erhob die Meinung von Beschäftigten zu Homeoffice-Regelungen.

Homeoffice-Wunsch auf hohem Niveau

Im Vergleich zu den vergangenen Erhebungen ist der Wunsch nach Homeoffice bei der diesjährigen Befragung leicht rückläufig, allerdings auf einem generell hohen Niveau. Nach wie vor wünscht sich die Erwerbsbevölkerung in Bürotätigkeiten in Deutschland, mehr als die Hälfte ihrer wöchentlichen Arbeitszeit von zuhause aus erledigen zu können. Haben die Befragten Führungsverantwortung, werden jedoch Unterschiede sichtbar: durchschnittlich 2,5 Tage im Vergleich zu 2,8 Tagen bei Angestellten ohne Führungsrolle.

Das könnte auch an der generellen Einstellung zu Homeoffice-Regelungen und deren Auswirkungen liegen: „Ein Drittel der Führungskräfte hält eine stärkere Präsenzpflicht für sinnvoll, während nur etwa ein Fünftel der Angestellten ohne Führungsverantwortung eine solche Regelung befürwortet“, erläutert Kilian Hampel, Co-Autor der Studie, die Ergebnisse.

Führungskräfte zweifeln an Effizienz im Homeoffice

Das wird umso deutlicher bei der Frage, ob im Homeoffice effiziente Arbeitsprozesse gewährleistet sind: 31 Prozent der Führungskräfte sehen das kritisch im Vergleich zu nur 15 Prozent der Beschäftigten ohne Führungsverantwortung.

Die Herausforderung für Unternehmen besteht also darin, sowohl auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Beschäftigten einzugehen als auch die betriebswirtschaftlichen Perspektiven der Führungskräfte zu berücksichtigen. (sh)

Hier geht es zur Studie.