Karriere

Stadtwerke Offenbach wollen duale Ausbildung stärken

Die Zahl der Bewerbungen um eine Ausbildungsstelle in Stadt und Kreis Offenbach ist gesunken, das Angebot ist gestiegen. Noch stehen die Stadtwerke gut da - doch sie wissen auch, dass es schwerer wird.
04.11.2022

Wie viele andere Energieversorger haben es auch die Stadtwerke Offenbach schwerer, Auszubildende zu finden. (Symbolbild)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main, die Agentur für Arbeit Offenbach und die Handwerkskammer (HWK) Frankfurt-Rhein-Main haben Daten zum Ausbildungsmarkt 2022 veröffentlicht. Das Fazit: Die Zahl der Bewerbungen um eine Ausbildungsstelle in Stadt und Kreis Offenbach ist gesunken, während das Angebot an Ausbildungsstellen im Vergleich zum vorangegangenen Ausbildungsjahr zugenommen hat, wie die IHK mitteilt.

So hatten sich bei der Agentur für Arbeit Offenbach demnach 3266 Interessenten um einen Ausbildungsplatz beworben. Das waren 299 Personen oder 8,4 Prozent weniger als zuvor. 2104 Ausbildungsstellen wurden der Agentur für Arbeit gemeldet, was einem Plus von 4,9 Prozent entsprach. 169 davon wurden nicht besetzt - 27,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Bewerbungen gehen jedes Jahr zurück

Die Stadtwerke Offenbach - in deren Räumen die Ergebnisse präsentiert wurden - haben in diesem Ausbildungsjahr dagegen alle offenen Ausbildungsstellen besetzt. "Wir spüren jedoch deutlich, dass vor allem die Besetzung der handwerklichen Ausbildungsberufe immer schwerer wird", sagte Gerlinde Klos, Leiterin des Kompetenzcenters Personal der Stadtwerke. "Die Anzahl der Bewerbungen geht von Jahr zu Jahr zurück."

"Leider ist das Interesse für die duale Ausbildung nicht in dem Umfang da, wie es wünschenswert wäre", erhänzte Thomas Iser, Vorsitzender der Geschäftsführung, Agentur für Arbeit Offenbach. "Wir betrachten es als unsere Aufgabe, junge Frauen und Männer weiter von den vielen Vorteilen einer dualen Ausbildung zu überzeugen." Auch die Kommunikation mit den Eltern sei entscheidend.

Ausbildungsverträge im Plus

Hans-Joachim Giegerich, Vizepräsident der IHK Offenbach am Main, erklärt, Bei der IHK wurden in diesem Ausbildungsjahr 1452 Ausbildungsverträge abgeschlossen, wie Hans-Joachim Giegerich, Vizepräsident der IHK Offenbach am Main, erläuterte. Dies entspreche einem Plus von 17 Prozent. "Damit liegen wir über dem ‚Vor-Corona-Niveau‘."

Trotzdem werde der Fachkräftemangel zur Existenzbedrohung für die Unternehmen. "Die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren wird die Situation verschärfen. Deshalb hat die IHK Offenbach am Main kontinuierlich für die duale Ausbildung geworben und Berufsorientierung angeboten, auch während des Pandemie-Lockdowns und danach erst recht: zum Beispiel durch Ausbildungsbotschafter, mit Elternabenden, bei der Nacht der Ausbildung und natürlich während der Ausbildungsmesse."

Rückgang im Handwerk

Giegerich sah auch die Politik in der Pflicht. Der Branchenvertreter erwartet, dass sie sich stärker für die duale Ausbildung einsetzt: "Die berufliche Orientierung muss fester Bestandteil des Fachunterrichts werden. Die Berufsschulen müssen zukunftsfähig und digital aufgestellt werden." Auch müsse mehr geförderter Wohnraum für die duale Ausbildung angeboten werden, wie es ihn für Studierende seit langem gebe.

Florian Schöll, Geschäftsführer Berufliche Bildung der HWK Frankfurt-Rhein-Main, berichtete zudem, dass im Handwerk für dieses Ausbildungsjahr im Kammerbezirk 3343 Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden. Das entspreche einem leichten Rückgang von 1,3 Prozent. "Wir müssen den jungen Menschen das riesige Spektrum an beruflichen Möglichkeiten in unseren Betrieben deutlich zeigen", betonte Schöll. "Die Karriereoptionen sind vielfältig, ob man im Angestelltenverhältnis bleibt oder sich als Meister selbstständig macht." (jk)