Studie: Großraumbüros führen zu Leistungseinbußen
Flexiblere Arbeitsformen, eigenständige Zeiteinteilung und variable Arbeitsplatzgestaltung: Das verspricht „New Work“ als moderne Arbeitswelt. Doch das dabei weit verbreitete Konzept des Großraumbüros schneidet bei der individuellen und organisationalen Leistungsfähigkeit am schlechtesten ab. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Übersichtsstudie von Marcel Hülsbeck, Professor an der Hochschule München. Gleichzeitig werben Unternehmen wie Google, die neue Büroformen international populär gemacht haben, mit dem „glücklichsten, produktivsten Arbeitsumfeld der Welt“.
Drei Bürokonzepte standen im Fokus der Untersuchung: Einzel- und Gemeinschaftsbüros als abgeschlossene Räume für ein bis drei Personen mit zusätzlichen Besprechungsräumen; Großraumbüros als große, offene Räume, in denen viele Mitarbeiter:innen ihre Arbeitsplätze haben; tätigkeitsbezogenes oder flexibles Arbeiten, ebenfalls im offenen Großraumbüro, jedoch ohne feste, zugeordnete Arbeitsplätze.
Als die effektivsten Umgebungen für Wissensarbeiter:innen erweisen sich laut der Studie Einzel- und (kleine) Gemeinschaftsbüros. Autor Marcel Hülsbeck: „Unser Anliegen ist, die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit von Entscheidern in Unternehmen bekannt zu machen, da neuartige Bürokonzepte mit viel Aufwand eingeführt werden, in der Annahme, dass dies zu Produktivität oder Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen beitragen würde. Allerdings zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studien, dass das Gegenteil der Fall ist."
Kosteneinsparungen versus Produktivitätsverluste
Traditionell versuchen Firmen, ihre Ausgaben für Büroflächen gering zu halten. Großraumkonzepte werden auch häufig aus Gründen der Kostenersparnis umgesetzt. Die Studie zeigt jedoch, dass die eingesparten Immobilienkosten mit Leistungseinbußen einhergehen. Ein Grund: Der Umgebungslärm liegt meist über dem empfohlenen Maximum von 46 Dezibel.
Entwicklung von Räumen aus Nutzerperspektive
Hülsbeck leitet Vorschläge für eine bessere Gestaltung produktiver Räume ab: Der Arbeitsplatz sollte den Anforderungen an die spezifischen Aufgaben angepasst werden. Ruhige Bereiche seien ebenso nötig wie Raum für Zusammenarbeit. Ein Bürokonzept, das die optimale Mischung dieser Anforderungen beinhalte, sei eine strategische Managementaufgabe. Zudem zeigt die Untersuchung, dass Mitarbeitende die Kontrolle über ihren eigenen Arbeitsplatz haben wollen. Idealerweise sollten die Nutzer:innen somit selbst im Zentrum der Planung von Büroräumen stehen. (bs)
Die Studie berücksichtigte 429 englischsprachige empirische Studien, die zwischen 2005 und 2022 veröffentlicht wurden. Im Fokus standen Arbeiten, die den Zusammenhang zwischen Bürokonzepten, Mitarbeiter:innenverhalten und Unternehmensleistung empirisch untersuchen - in Unternehmen, aber auch in Organisationen wie öffentlichen Verwaltungen.