Karriere

Studie: Soft Skills werden bei Tech-Talenten vernachlässigt

Untersuchungen von Experis zeigen, dass Arbeitgeber bei der Talentakquise einen kreativeren und innovativeren Ansatz verfolgen müssen. Der IT-Dienstleister weist vier Wege auf, um mehr IT-Fachkräfte zu finden.
27.06.2022

Viele Unternehmen suchen nach IT-Fachkräften. Dabei werden einer Studie zufolge jedoch oft die Soft-Skills unterschätzt. (Symbolbild)

Während sich der Bedarf an IT-Fähigkeiten schneller als je zuvor entwickelt und spezialisierte Technologiefachkräfte sehr gefragt sind, werden wichtige Soft Skills, auch bekannt als "Power Skills", im Rekrutierungs- und Ressourcenbeschaffungsprozess oftmals vernachlässigt. Ein Bericht des IT-Dienstleisters Experis macht deutlich, dass Arbeitgeber ihre Talentstrategie kreativer und agiler gestalten müssen – sowohl innerhalb als auch außerhalb ihres Unternehmens.

Die Studie legt dabei nahe, dass sich Personal-Führungskräfte von Personaldaten, einer klaren Talent-Philosophie und der Bereitschaft zum Experimentieren leiten lassen sollten.

"Allgemein-Kandidaten" wenig genutzt

"Die IT-Branche wächst schnell", sagt Jonas Prising, Vorsitzender und CEO der ManpowerGroup. "Während es eine akute Nachfrage nach technischen versierten Kandidaten gibt, gibt es ein großes Potenzial bei anpassungsfähigen Allgemein-Kandidaten, das häufig nicht genutzt wird."

Das könne nachteilig sein, weil gerade die Soft Skills dieser Personen oft am schwierigsten zu finden seien. Unternehmen sollten sich intern umschauen, um das Potenzial ihres Personals vollständig zu erkunden und ihre Mitarbeiter neu zu qualifizieren, um Lücken zu füllen und ihren Fachkräftebedarf zu decken, so Prising weiter.

Fehlende Erfahrung

Auf die Frage, warum sie Schwierigkeiten hätten, Stellen im technischen Bereich zu besetzen, gaben 34 Prozent der Personalchefs an, dass die Kandidaten nicht über die richtigen technischen Fähigkeiten verfügten, 32 Prozent erklärten, sie hätten nicht die nötige Erfahrung. 27 Prozent gaben an, dass sie nicht über die richtigen "Soft Skills" verfügten.

Die Studie besagt auch, dass 22 Prozent der Personalchefs die größten Schwierigkeiten dabei haben, IT-Projektmanager zu finden, gefolgt von Cybersicherheitsanalysten, Softwareentwicklern und Spezialisten für KI/maschinelles Lernen (alle 20 Prozent). Zu den wichtigsten Soft Skills, nach denen Arbeitgeber für technische Positionen suchen, gehören laut Experis kritisches Denken und Analyse, Kreativität und Originalität, Argumentation und Problemlösung, Zuverlässigkeit und Selbstdisziplin sowie Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit.

Vielfalt berücksichtigen

"Unabhängig von der Branche konzentriert sich das Gespräch über die Lücke bei den technologischen Fähigkeiten oft auf die oberen und auf die Einsteiger-Positionen und ignoriert die aktuellen Mitarbeiter, die über gute technische Fähigkeiten und ein intuitives Gespür für das Geschäft verfügen, denen es jedoch möglicherweise an Kontakt mit neuen Technologien und einem Plan für ihre zukünftige Karriere mangelt", ergänzt Ger Doyle, Leiter Experis, Digital & Business Innovation.

Bei so vielen Unternehmen, die um die Anwerbung von IT-Mitarbeitern aus demselben Talentpool konkurrieren, bietet sich für Arbeitgeber eine einmalige Gelegenheit, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Oft werden Kandidaten übersehen, weil ihnen traditionelle Qualifikationen fehlen. Darüber hinaus sind Rekrutierungsstrategien, die eine größere geschlechtsspezifische und ethnische Vielfalt berücksichtigen, bei der Suche nach den richtigen IT-Fachkräften von Bedeutung.

Cybersicherheit und IoT im Mittelpunkt

Die im Bericht veröffentlichten Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter 40.000 Arbeitgebern in 40 Ländern und sollen zeigen, dass Unternehmen Investitionen in Technologie beschleunigen und dabei die Bereiche Cybersicherheit (46 Prozent), Internet der Dinge (IoT) (44 Prozent), E-Commerce-Plattformen (43 Prozent) und Cloud Computing (41 Prozent) in den Mittelpunkt stellen.

Der Bericht enthält vier Möglichkeiten, wie Unternehmen neues Denken zum Leben erwecken können:

  • Internen Mitarbeitern eine Chance geben: Jedes fünfte Unternehmen weltweit habe demnach Probleme, qualifiziertes technisches Personal zu finden, und Kompetenzen im IT-/Datenbereich sind für 30 Prozent der Unternehmen am schwierigsten zu finden. Unternehmen müssetn sich zunehmend intern umsehen, um die Stellen zu besetzen, die sie benötigen, sie müssen das Potenzial ihrer vorhandenen Belegschaft ausschöpfen und Mitarbeiter neu qualifizieren, um Lücken zu schließen und die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern.
  • Versteckte Talente finden: Die Realität des Technologiesektors sieht so aus, dass Arbeitgeber anpassungsfähiger sein müssen, neue Quellen für Talente erschließen und ihre Mitarbeiter auf der Grundlage ihres Potenzials und nicht unbedingt ihrer bisherigen Erfahrung einstellen müssen, heißt es. Traditionelle Ansätze, die sich darauf konzentrierten, die Kandidaten nach ihren Qualifikationen und Erfahrungen zu filtern, erkennen möglicherweise Kandidaten nicht, die über die von den Arbeitgebern geforderten Eigenschaften verfügen.
  • Der Datenstrategie vertrauen: Um bessere Ergebnisse aus Rekrutierungs-, Bindungs- und HR-Strategien zu erzielen, könnten Unternehmen Datenanalyse-Tools nutzen und so bessere Entscheidungen zu treffen und die Fluktuation zu reduzieren. Da jedes dritte Unternehmen weltweit plane, mehr in KI-Technologie einschließlich maschinellem Lernen zu investieren, würden die Tools zur Eignungs- und Persönlichkeitsbewertung im Laufe des nächsten Jahres effektivere Einstellungsentscheidungen ermöglichen.
  • Mit Zuversicht führen: Unternehmen, die sich an Kultur und Werten orientieren, werden demnach diejenigen sein, die sich am besten an die neue Arbeitswelt anpassen und den Kampf um die besten Talente gewinnen. Bezeichnenderweise gaben 7 von 10 Arbeitnehmer an, dass es ihnen wichtig sei, Führungskräfte zu haben, denen sie vertrauten und von denen sie sich leiten lassen könnten, und zwei von drei möchten für Unternehmen arbeiten, deren Werte sie teilten. (jk)