Karriere

Studie: Talentförderung statt Personalnot

69 Prozent der HR-Manager sehen in den Kompetenzen ihrer Mitarbeiter die wichtigste Ressource. Hier eröffnen sich neue Chancen für die Beschäftigten.
11.01.2024

Damit Talentmanagement gelingt, investieren die Personalabteilungen bereits verstärkt in Softwarelösungen.

Arbeitskräftemangel, hohe Fluktuation und Quiet Quitting – es sind schwierige Zeiten für Personalabteilungen. Die größte Herausforderung ist es daher, kompetente Mitarbeiter zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen. Das bestätigt die Studie „Talentförderung im Fachkräftemangel“, eine gemeinsame Untersuchung von F.A.Z. Business Media mit Cornerstone.

Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen sind demnach aktuell vor allem mit dem Personalmangel beschäftigt. Gleich ob IT, Produktion, Forschung, Personalwesen oder Vertrieb – die Vakanzen sind da. Es fehlen nicht nur Akademiker, sondern vor allem auch formal ausgebildete Personen.

Unterstützung bei der Personalentwicklung

Immerhin 62 Prozent der Unternehmen geben an, interne Mobilität zu fördern, um Mitarbeiter stärker ans Unternehmen zu binden und deren Wissen langfristig zu sichern. Darüber hinaus beabsichtigen fast ebenso viele Firmen, ihre Beschäftigten bei der Entfaltung ihres Potenzials zu unterstützen.

Denn die Situation könnte sich in Zukunft noch weiter verschärfen. Das Forscherteam verweist auf seine Trendstudie „Mitarbeiterbindung 2030“, die bereits im vergangenen Jahr deutlich machte: Rund jeder zweite befragte Personalverantwortliche begründet Kündigungen von Mitarbeitenden mit fehlenden Karrieremöglichkeiten.

Talente erkennen

69 Prozent der Personalentscheider sehen in den Kompetenzen ihrer Belegschaft die wichtigste Ressource des Unternehmens – in der Industrie sind es sogar 79 Prozent. Das Bewusstsein ist da. Doch wie findet man die Talente im Unternehmen? Aktuell erfassen 96 Prozent der Befragten die Kompetenzen ihrer Angestellten zumindest einmalig oder teilweise. Der laufende Überblick über die Fähigkeiten und Wissenslücken ihrer Beschäftigten stellt die Betriebe jedoch vor große Herausforderungen. Die Hauptgründe dafür sind fehlendes Personal und oftmals zu wenig Budget für technische Unterstützung.

Die Studie zeigt deutlich: Der Großteil der Organisationen weiß um die Bedeutung und die Einsatzmöglichkeiten interner Kompetenzen, kann deren Vorteile aber noch nicht vollumfänglich nutzen.

Digitale Lösungen und Weiterbildung

Damit dies besser gelingt, investieren die Personalabteilungen bereits verstärkt in entsprechende Softwarelösungen. So nahm die Nutzung von Human-Resources-Management-Systemen in den vergangenen drei Jahren um 20 Prozentpunkte zu. Doch für spezielle HR-Software steht gerade in kleinen Personalabteilungen häufig kein Geld bereit. Daher werden diese Anwendungen verstärkt von Großunternehmen genutzt: 41 Prozent der Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern verwenden Inhouse-Installationen oder On-Demand-Lösungen. Diese erleichtern es, die Kompetenzen der Belegschaft zu erfassen, zu bewerten und zu verwalten.

Einer der wichtigsten Gründe ist die Möglichkeit zur bedarfsorientierten Weiterbildung. Um interne Talente besser fördern zu können, konzentrieren sich immer mehr Unternehmen auf die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden und nicht auf deren schulische oder akademische Abschlüsse. Etwaige Qualifikationsdefizite werden dann durch Bildungsprogramme ausgeglichen. 64 Prozent der befragten Entscheider offerieren ihren Beschäftigten Weiterbildungsmaßnahmen und unterstützen sie dadurch, die eigenen Potenziale besser zu entfalten.

Aber nur etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen schreibt offene Stellen intern aus. Selbst Mitarbeitende, die sich innerhalb ihrer Organisation weiterentwickeln wollen, sind oft auf die Nutzung externer Kanäle angewiesen. Betriebe verschenken damit Chancen.

Es besteht Handlungsbedarf

Gerade mal ein Fünftel der Befragten arbeitet mit kompetenzbezogenen Talent Pools. Dabei liegt hier eine besondere Stärke des kompetenzorientierten Personalmanagements: Dadurch, dass Mitarbeiter nicht nur nach ihren Abschlüssen, sondern entsprechend ihren individuellen Stärken und Fähigkeiten im Unternehmen eingesetzt werden, vergrößert sich der unternehmensinterne Kandidatenkreis.

Eine Win-Win-Situation: Beschäftigten eröffnen sich neue Karrierechancen, die ihnen aufgrund ihres Bildungsabschlusses womöglich versperrt geblieben wären. Unternehmen und Verwaltungen können sich über eine optimale Stellenbesetzung mit motivierterem und loyalerem Personal freuen. (bs)