Karriere

Umfrage: Wie KI den Arbeitsalltag bereits heute bestimmt

Eine Studie liefert Antworten zur Künstlichen Intelligenz in der betrieblichen Praxis, zu Veränderungen bei Berufsbildern und in welchen Bereichen die Technologie am häufigsten eingesetzt wird.
09.08.2023

Trotz des Einsatzes von KI herrscht in den meisten Unternehmen Konsens darüber, dass eine menschliche Qualitätskontrolle unerlässlich und der Mensch damit unverzichtbar ist.

 

Seit Monaten prägt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in Form von Anwendungen wie ChatGPT und Co die gesellschaftliche Debatte und polarisiert das Meinungsbild. Wie aber reagieren deutsche Unternehmen bereits jetzt auf den technologischen Fortschritt?
Die Studienergebnisse einer neuen Trendbefragung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) geben Einblicke, wie stark die Thematik die Unternehmen aus Sicht des HR-Managements, dem eine Schlüsselrolle bei der Implementierung von KI im Unternehmen zukommt, bereits heute beschäftigt:

  • 28 Prozent der Befragten setzen KI bereits ein,
  • über 90 Prozent gehen von neuen Jobprofilen und Berufsbildern in den kommenden drei bis fünf Jahren aus,
  • 21 Prozent wollen spezialisierte Stellen mit Fokus auf KI ausschreiben,
  • 80 Prozent erkennen Weiterbildungsbedarf in KI und
  • 87 Prozent sehen in KI Chancen, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.

„Sachlicher Umgang“ mit der Thematik

„Ende letzten Jahres konnten noch die Wenigsten mit dem Begriff der generativen Künstlichen Intelligenz etwas anfangen“, blickt Ralf Steuer, Geschäftsführer der DGFP, auf die Ergebnisse. „Im Rahmen unserer Studie sehen wir einen erfrischend sachlichen Umgang mit der Thematik, der weder von Hysterie noch von blinder Euphorie geprägt ist: Es werden Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen und sukzessive neue Anwendungsbereiche erschlossen.“

In Bezug auf die Rolle des Personalmanagements sagt Steuer: „Die Einführung von KI kann bedeutende Veränderungen in den Arbeitsabläufen, der Unternehmenskultur und den Kompetenzanforderungen mit sich bringen. Das HR-Management spielt eine entscheidende Rolle bei der Implementierung von KI in einem Unternehmen. In Anbetracht der digitalen Wende, die HR fast 20 Jahre vor enorme Herausforderungen gestellt hat, zeichnet sich hier eine frühe Weichenstellung ab.“

Stellen mit KI-Know-how

„Ein Großteil der Befragten geht davon aus, dass die Technologie im Begriff steht, in den kommenden drei bis fünf Jahren Jobprofile und Berufsbilder zu verändern“, erläutert Studienleiter Kai H. Helfritz, Leiter Mitgliedermanagement & Kooperationen bei der DGFP. Bereits jetzt plane ein nicht geringer Teil der Befragten sogar, spezialisierte KI-Stellen auszuschreiben.

Das Stimmungsbild sei jedoch nicht von Angst geprägt – im Gegenteil: „Die Mehrheit der Befragten erkennt in den neuen Anwendungen Chancen, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sind sich die Befragten einig, dass die menschliche Qualitätskontrolle unerlässlich ist und den Menschen unverzichtbar macht“, sagt Helfritz.

Weiterbildung für KI

Mit Blick auf die Skills von Bewerber:innen zeichnet sich bei den befragten Unternehmen ab, dass in Zukunft vermehrt KI-Skills benötigt werden, insbesondere in den Bereichen IT, Marketing/Kommunikation sowie HR. Das sind laut Studie auch die drei Bereiche, in denen KI bereits heute am häufigsten zum Einsatz kommt, besonders zum Erstellen von Programmen, Bildern oder Texten. Vor diesem Hintergrund erkennen über drei Viertel der Befragten einen Weiterbildungsbedarf von Mitarbeitenden im Umgang mit KI.

In Bezug auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen eröffnet die Studie ebenfalls ein homogenes Meinungsbild: Fast 90 Prozent des HR-Managements sehen einen dringenden gesetzlichen Handlungsbedarf, um Verbraucher, Mitarbeitende und Kunden zu schützen.

Umgang mit rechtlichen Risiken

„Das HR-Management hat verstanden, dass es vielfältige Einsatzmöglichkeiten für KI gibt, etwa in Form von Chatbots, digitalen Assistenten oder für den Wissenstransfer beim Offboarding“, kommentiert Helfritz. „Gleichzeitig werden aber auch die Risiken erkannt, die mit der Anwendung von KI einhergehen und arbeitsrechtliche, datenschutzrechtliche und urheberrechtliche Fragen aufwerfen.“

In diesem Zusammenhang spricht DGFP- Geschäftsführer Steuer eine klare Empfehlung aus: „Der Ruf nach Gesetzgebung ist zwar ein verständlicher Reflex nach Sicherheit, versperrt aber auch den Blick auf den eigenen Handlungsspielraum.

An erster Stelle brauche es unternehmensinterne Regelungen, Schulungen und Pilotprojekte, um die Einsatzmöglichkeiten von KI zu testen, zu reglementieren und verantwortungsvoll zu nutzen. Ein Großteil der befragten Unternehmen sei hier auf einem sehr guten Weg und zeige Initiative, was letztendlich auch die Gesetzgebung beschleunigen wird. (hp)

Lesen Sie hier die Ergebnisse der Studie.