Karriere

Unternehmen werben mit höheren Löhnen und Teilzeit

Arbeitgeber passen ihr Leistungsangebot an und reagieren so auf den schrumpfenden Pool an verfügbaren Fachkräften. Das ist ein Ergebnis des Arbeitsmarktbarometers der ManpowerGroup.
16.01.2024

Auf Gehaltserhöhungen setzen 36 Prozent der HR-Manager.

Wer im Wettbewerb um die besten Talente punkten möchte, muss die individuellen Bedürfnisse der Bewerbenden kennen, im Recruiting-Prozess gezielt darauf eingehen und schnell sein. Satte 82 Prozent der HR-Manager hierzulande berichten von Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen.

Mit Blick auf die aktuellen Daten des Arbeitsmarktbarometers sagt Iwona Janas, Country Manager der ManpowerGroup: "Ganz gleich, ob Gen Z, Silver Worker und Beschäftigte mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen: Arbeitnehmende erwarten von ihren Arbeitgebern Verständnis für ihre jeweilige Lebens- und Familiensituation und fordern entsprechende Angebote auch immer deutlicher ein." 

Die Besten für sich gewinnen

Laut der Befragung versuchen 39 Prozent der Unternehmen, sich mit einer flexibleren Gestaltung der Arbeitszeit (Teilzeit, variable Arbeitszeiten) als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Sie wollen damit einen Wettbewerbsvorteil erzielen – bei der Gewinnung und Bindung von Beschäftigten. 36 Prozent der HR-Manager setzen auf eine Anhebung der Löhne. Mit mehr Freiheiten bei der Wahl des Arbeitsortes (Standort, Hybrid, Remote) möchten 30 Prozent überzeugen.

Außerdem locken 23 Prozent der Arbeitgeber neue Mitarbeitende mit Einstiegsprämien. 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben sogar an, Fachkräfte an das Unternehmen binden zu wollen, die sie nicht zwingend benötigen. Eine Senkung der eigenen Anforderungen an die Bewerbenden kommt hingegen nur für 18 Prozent infrage. Lediglich 17 Prozent versuchen, offene Stellen durch internationales Recruiting zu besetzen. 

Punkten mit Soft Skills

Neben der fachlichen Eignung legen Arbeitgeber bei der Auswahl neuer Mitarbeitenden auf bestimmte Soft Skills besonders großen Wert. Gute Jobchancen hat, wer in den Bereichen Zusammenarbeit & Teamfähigkeit (42 Prozent) sowie Verantwortungsbereitschaft & Verlässlichkeit (38 Prozent) überzeugen kann. Auch Belastbarkeit & Anpassungsfähigkeit (32 Prozent), die Fähigkeit für initiatives Handeln (26 Prozent) sowie zur Kreativität & Originalität (21 Prozent) sind für Arbeitgeber wichtige Skills.

Fachlich stark nachgefragt: Qualifizierte Bewerber in den Bereichen IT/Datenverarbeitung, Fertigung & Produktion sowie Betrieb & Logistik. Aber auch im Ingenieur- und Personalwesen sowie in der Verwaltung und bei der Bürounterstützung ist der Talentmangel groß.

Fachkräftemangel bleibt weltweit auf Rekordhoch

Hierzulande hat sich der Fachkräftemangel innerhalb von zehn Jahren auf 82 Prozent verdoppelt, verglichen mit 40 Prozent im Jahr 2014. Weltweit liegt der Durchschnittswert bei 75 Prozent. Im Ländervergleich nimmt Deutschland mit Griechenland und Israel den zweiten Platz ein.

Vom Fachkräftemangel betroffen sind alle untersuchten Branchen. Mit 89 Prozent verzeichnet dabei aber der Bereich Konsumgüter & Dienstleistungen den größten Mangel an Fachkräften. Auch im Gesundheitswesen & Life Sciences (88 Prozent) und der Transport- & Logistik- und Automotivbranche (87 Prozent) wird händeringend Personal gesucht.

Die gute Nachricht: Den geringsten Mangel melden Unternehmen aus dem Energie- und Versorgungssektor mit 63 Prozent. Aber auch hier liegt die Nachfrage nach Fachkräften deutlich über dem Angebot.

Kompetenzentwicklung als Chance

Mit höheren Investitionen in berufliche Weiterbildung und Qualifizierungsmaßnahmen können Unternehmen die Auswirkungen des Fachkräftemangels abschwächen. "Für Unternehmen liegt darin die enorme Chance, Mitarbeitende zu unterstützen, ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln und ihnen dabei zu helfen, neue Fähigkeiten zu erlernen und sie somit auf die Anforderungen der Arbeitsplätze der Zukunft vorzubereiten", so Janas. 

Sinnvoll ist also ein Maßnahmenmix: mit attraktiven Angeboten locken – und im Betrieb unterstützen und fördern. (bs)