Karriere

Plattform macht Mitarbeiter innovativ

Wie das Innovationsmanagement vorangetrieben werden kann, zeigen die Stadtwerke Bonn. Damit will der Versorger die Belegschaft stärker in Entwicklungsprozesse einbinden. Ein ZfK-Interview über die Strategie.
20.09.2023

Die Stadtwerke Bonn haben das Innovationsmanagement eng mit dem Team für CO2-Neutralität verzahnt. Im Bild ein 3D-Drucker.

Mit intelligenten Innovationen wollen die Stadtwerke Bonn zukunftsfähig und spätestens 2035 klimaneutral sein. So wird beispielsweise nun aus der thermischen Abfallverwertung wertvolle Energie gewonnen. Bereits seit 2020 ist das Thema Innovationsmanagement im Konzern und bei seinen 2600 Mitarbeitenden etabliert. Ein Interview mit Mirko Heid, Prokurist & Bereichsleiter Konzernstrategie der Stadtwerke Bonn, und Calvin Deppisch, stellvertretender Fachbereichsleiter Konzernentwicklung & Innovationsmanager der Stadtwerke Bonn.

Herr Heid, wofür steht Innovationsmanagement bei den Stadtwerken Bonn und warum wurde es zum Thema?

Innovationsmanagement bei den Stadtwerken bedeutet für uns, innovative Ideen und Technologien zu identifizieren, zu testen, umzusetzen und zu fördern, um unseren Konzern weiterentwickeln zu können. Selbstverständlich durchlief der Stadtwerke Bonn Konzern seit seinem Ursprung im Jahr 1879 auch vor der Etablierung des Innovationsmanagements verschiedene Innovationzyklen.
Dennoch haben wir uns aufgrund sich dynamisch ändernder Herausforderungen und regulatorischer Rahmenbedingungen sowie der immer kürzer werden Technologiezyklen dazu entschieden, das Innovationsmanagement an einer Stelle im Konzern zu bündeln, um ein systematisches und strategisches Vorgehen gewährleisten zu können. Über die unterschiedlichen Geschäftsfelder hinweg werden somit Synergien, beispielsweise bei dem Einsatz von Technologien, identifiziert und ermöglicht. Eine enge Verzahnung besteht seitens des Innovationsmanagements mit dem Team der CO2-Neutralität, um den Einsatz von Technologien oder auch die Auswahl von Start-ups auf das Ziel der CO2-Neutralität 2035 und die dafür notwendigen Maßnahmen ausrichten zu können.

  • Mirko Heid, Prokurist & Bereichsleiter Konzernstrategie der Stadtwerke Bonn.

Herr Deppisch, können Sie von konkreten Erfolgen bei den Stadtwerken berichten, die auf das Innovationsmanagement zurückzuführen sind?

In den vergangenen Jahren lag ein besonderer Fokus auf der Weiterentwicklung der Mobilitätskette in Bonn. Arrondierend zum öffentlichen Personennahverkehr wurden verschiedene Sharing-Angebote implementiert. Unter anderem haben wir den Aufbau eines E-Roller-Sharing-Systems im Eigenbetrieb sowie die Etablierung der regionalen Mitfahr-App „SWB Mitfahren“ in Kooperation mit dem Start-up goFLUX begleitet. Über die Mitfahrplattform konnten seit dem Start im August 2022 bereits ca. 5000 Fahrten geteilt und somit rund 14 Tonnen CO2 eingespart werden.
Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr eine interne Innovationsplattform entwickelt, auf der Mitarbeitende Informationen und Inspirationen zu Technologien, Trends, Start-ups und Forschungseinrichtungen abrufen können. Mitarbeitende haben über die Plattform die Möglichkeit, zielgerichtet und nach ihren Bedürfnissen zu filtern, um passende Innovationsvorschläge für den eigenen fachlichen Arbeitsbereich zu erhalten. Um einfach in den Dialog zu kommen, besteht zudem die Möglichkeit, Kommentare auf der Plattform zu hinterlassen.

  • Calvin Deppisch, Stv. Fachbereichsleiter Konzernentwicklung & Innovationsmanager bei den Stadtwerken Bonn.

Welche Instrumente und Werkzeuge setzen Sie in Ihrem Unternehmen ein und wie werden diese von den Mitarbeitern angenommen, Herr Deppisch?

Im Rahmen des Innovationsmanagements unterteilen wir unsere Aktivitäten und Instrumente in die interne und externe Dimension. Intern legen wir einen besonderen Fokus auf die Analyse und Strukturierung von Technologien und Trends, die einen Einfluss auf unsere Geschäftsfelder nehmen. Darüber hinaus screenen wir entlang der Bedürfnisse der Geschäftsfelder Start-ups und verknüpfen diese auf unserer Innovationsplattform mit passenden Technologien.
Unser Ansatz sieht vor, dass wir Informationen zu Technologien, Trends und Start-Ups niedrigschwellig aufbereiten und diese über unsere Innovationsplattform allen Mitarbeitenden zur Verfügung stellen. Hierdurch wollen wir erreichen, dass Ansätze zu Innovationen nicht nur an vereinzelten Stellen im Konzern, sondern durch möglichst viele Mitarbeitende vorangetrieben werden können.

Was ist für die Zukunft geplant und welche Tipps können Sie anderen Stadtwerken geben, Herr Heid?

Ein Innovations-Tipp, den wir anderen Stadtwerken mitgeben können, ist die aktive Förderung einer offenen Innovationskultur, die sowohl intern als auch extern Ideen und Impulse aufnimmt. Das Einbinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Innovationsprozess und die gemeinsame Erarbeitung von Entwicklungsmöglichkeiten und Verbesserungspotenzialen sehen wir dabei als Schlüsselelement. In einem kontinuierlichen Dialog müssen interne Möglichkeiten sowie externe Anforderungen und Kundenbedürfnisse identifiziert und berücksichtigt werden, um langfristig Erfolge zu erzielen.
Dabei können insbesondere Kooperationen mit Start-ups, Forschungseinrichtungen oder anderen Organisationen nicht nur neue Ideen ermöglichen, sondern ein Netzwerk bieten, in dem Expertinnen und Experten ihr Wissen untereinander teilen und davon gleichermaßen profitieren können.
Auch in Zukunft wollen wir weiterhin auf diesen Ansatz setzen und gemeinsam nachhaltige Innovationen vorantreiben. Hierzu sind derzeit auch interne Ideenwettbewerbe bzw. Innovationskampagnen in Planung, bei denen Mitarbeitende – unterstützt durch methodische Kompetenz – über einen definierten Zeitraum an Challenges arbeiten können.

Das Interview führte Boris Schlizio.