E-Mobilität

2018 erstmals mehr als eine Million Stromer

Laut einer aktuellen Analyse von PwC wurden 2018 in den großen Märkten weltweit insgesamt 1,1 Millionen reine Elektroautos verkauft. Das ist eine Zunahme um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
10.02.2019

Der Absatz der rein batterie-elektrischen Fahrzeuge, wie zum Beispiel der Tesla Model 3, ist in den großen weltweiten Märkten mittlerweile an den Hybriden vorbeigezogen.

 

Im vergangenen Jahr sind in den USA, China sowie den fünf großen europäischen Märkten erstmals mehr als 1 Million reine Elektro-Fahrzeuge verkauft worden. Das zeigt die vierteljährliche Autofacts-Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC auf Basis von Zulassungszahlen in den großen globalen Automärkten. Konkret wurden in China, den USA und den fünf führenden europäischen Ländern (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien) zusammen rund 1,1 Millionen "Vollelektriker" neu zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Zunahme von rund 70 Prozent.

"Die Millionen-Marke kennzeichnet einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Elektromobilität. Auch wenn der Marktanteil hierzulande noch minimal ist – der internationale Trend wirkt sich schon jetzt positiv auf die Akzeptanz der Elektro-Autos als Alternative aus", sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. Das könnte in Zukunft Hersteller veranlassen, mehr Produktauswahl zur Verfügung zu stellen, und die Energie-, Umwelt- und Verkehrspolitik motivieren, ihre Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Erstmals mehr Vollstromer als Hybride

Hybrid-Fahrzeuge und Plug-ins eingerechnet, wurden 2018 in den USA, China und den europäischen Top-5-Märkten 2,6 Millionen elektrisch oder teilelektrisch angetriebene Autos neu zugelassen – was angesichts von insgesamt etwa 96 Millionen Fahrzeugen weltweit schon einen Marktanteil von 2,8 Prozent ergibt. Dabei war das Wachstum bei den Mild- und Voll-Hybriden – trotz einer Zunahme von 20 Prozent auf eine Million Fahrzeuge – merklich schwächer als bei den Plug-ins (plus 64 Prozent auf rund 538.000 Fahrzeuge) und den reinen batterie-elektrischen Fahrzeugen. Die Folge: Bezogen auf alle E-Autos in den sechs analysierten Automobilmärkten stieg der Marktanteil der reinen Elektroautos von 36,8 auf 42,9 Prozent, womit der "Vollstromer" erstmals am "Hybrid" vorbeizog.

"Diese Entwicklung ist aus unserer Sicht einschneidend. Denn nachdem jahrelang debattiert wurde, welcher alternativen Antriebsform die Zukunft gehört, zeigt unsere Analyse nun ganz klar, dass der ‘Vollelektriker’ auf dem Weg ist, sich als weltweit dominante alternative Antriebstechnologie zu etablieren", sagt Christoph Stürmer, Lead-Analyst von PwC Autofacts. "Wenn sich der Trend aus 2018 in den führenden Märkten fortsetzt, dann wird schon in diesem, spätestens aber im kommenden Jahr jedes zweite neu zugelassene Elektroauto ein reiner ‘Stromer’ sein."

Große regionale Unterschiede

Markant sind weiterhin die Unterschiede zwischen den großen Märkten. Während in China im vergangenen Jahr auf 1.000 Neuzulassungen bereits 34 Vollelektriker kamen, waren es in den großen europäischen Ländern gerade einmal acht – und rein auf Deutschland bezogen übrigens elf. Dazu passt, dass in China schon jetzt zwei Drittel aller verkauften E-Autos reine Stromer sind, während in Europa mit einem Anteil von fast 70 Prozent noch immer die Hybride dominieren.

Völlig anders entwickelt sich derweil der US-Markt, wo komplett elektrisch betriebene Autos mittlerweile "als Statussymbol sowie als Statement gegen den SUV-Boom" gelten, so PwC-Experte Stürmer. Die Konsequenz: In den USA wurden im vergangenen Jahr bereits fast 225.000 reine Batterie-Fahrzeuge neu zugelassen, gemessen an den 2017er-Zahlen ein überaus hoher Zuwachs von 115 Prozent.

Modelloffensive bei E-Autos

Natürlich spielen hierbei auch Sondereffekte eine Rolle: Der Schub in den USA beruhte nicht zuletzt auf dem Produktionsanlauf des Tesla Model 3, dessen Verkauf in den großen europäischen Ländern erst in diesem Jahr startet. Viel entscheidender sei aber, dass sich die Vollelektriker absehbar auch hierzulande durchsetzen, so Kuhnert: "Auf Basis der neuen CO2-Flottengrenzwerte für 2025 und 2030 sind die Hersteller zu Produktoffensiven gezwungen. Alleine in 2019 und 2020 erwarten wir in Deutschland ca. 30 Neueinführungen von batterie-elektrischen Modellen, wie zum Beispiel den I-Pace von Jaguar, den Taycan von Porsche oder den Tesla Model 3."

Zudem kommt die Analyse zu dem Ergebnis, dass der E-Auto-Absatz vor allem dort boomt, wo Verkehrs-, Umwelt- und Energiepolitik denselben Zielen folgen. Das gilt nicht nur für China, wo die gesamte Energieversorgung seit Jahren immer stärker elektrifiziert wird, sondern zum Beispiel auch für Norwegen, wo Strom bereits jetzt den größten Anteil am Energiemix ausmacht – und es ineffizient wäre, nur für das Auto dauerhaft ein paralleles Versorgungssystem aufrechtzuerhalten. Kuhnerts Fazit: "Auch hierzulande gehen wir in die richtige Richtung, die energiepolitischen Implikationen der angestrebten Verkehrswende stärker in den Fokus zu nehmen." (dpa/hp)