E-Mobilität

Osterloh: VW kann sich gegen Tesla behaupten

Fährt der Elektro-Überflieger Tesla dem Autogiganten Volkswagen davon? Ganz im Gegenteil, meint VW-Betriebsratschef Osterloh. Er sieht sogar einen großen Vorteil für den deutschen Autobauer.
06.09.2020

Der angekündigte Elektrotransporter VW Buzz. Der Wolfsburger Autobauer sieht sich bei der E-Mobilität gegenüber Tesla gut aufgestellt.

Der Automobilkonzern Volkswagen ist aus der Sicht von Betriebsratschef Bernd Osterloh auf einem guten Weg, sich gegen den Elektroauto-Pionier Tesla zu behaupten. "Inzwischen sind wir mitten drin in der Elektrifizierung unserer Flotte", sagte Osterloh der Zeitung "Welt am Sonntag".

Er sehe gute Chancen, dass VW den US-Hersteller Tesla bei den Stückzahlen und bei der Software überholen könne. Vor dem Auto-Spitzentreffen am Dienstag bei Kanzlerin Angela Merkel sind auch wieder zusätzliche Staatshilfen für die Branche im Gespräch.

Forderung nach staatlichem Beteiligungsfonds

An der Schalte mit Merkel wollen die Ministerpräsidenten, Manager und Gewerkschafter teilnehmen. Dabei soll es um den Strukturwandel in der Branche hin zu E-Mobilität, Digitalisierung und Datenanwendungen gehen. Aber auch die schwache Nachfrage in der Corona-Krise und Möglichkeiten, den Autoabsatz anzukurbeln, dürften diskutiert werden.

IG Metall, Grüne und SPD machten sich für einen staatlichen Beteiligungsfonds stark, der sich etwa bei Zulieferern engagieren könnte, die von der Corona-Krise gebeutelt sind. Der Chef des Kölner Autobauers Ford, Gunnar Herrmann, sprach sich erneut für eine Kaufprämie für Autos mit sparsamen Verbrennermotoren aus.

Osterloh: Stückzahl von bis zu 1,5 Mio. E-Autos schon vor 2023

Die Bestellungen von Elektro- und Hybridautos sind dank der auf sie beschränkten Fördermittel zuletzt gestiegen. Da die verfügbaren Modelle und Produktionskapazitäten in Deutschland jedoch noch recht überschaubar sind, drohen Herstellern und besonders den Zulieferern klassischer Benziner- oder Dieseltechnik drastische Einbrüche.

Osterloh erklärte mit Blick auf den amerikanischen E-Auto-Pionier: "Wenn Tesla drei Fabriken aufbaut, in denen man zwischen 300.000 und 500.000 Autos bauen kann, dann reden wir von einer Stückzahl zwischen 900.000 und 1,5 Millionen." Der Betriebsratschef betonte: "Das wollen wir 2023 auch erreichen, wahrscheinlich schon früher."

Modularer Elektrobaukasten als Vorteil

VW habe mit dem modularen Elektrobaukasten einen großen Vorteil, sagte Osterloh. "Darauf können wir beliebige Fahrzeuge aller Marken bauen." Tesla baut derzeit eine Elektroautofabrik in Grünheide bei Berlin. Ab Sommer 2021 sollen dort rund 500 000 E-Autos im Jahr vom Band rollen. Die komplette umweltrechtliche Genehmigung durch Brandenburg steht allerdings noch aus.

Nach Osterlohs Worten könnten Elektroautos auch im Stammwerk Wolfsburg gebaut werden. "Es besteht natürlich die Möglichkeit, den Standort Wolfsburg auf Elektroautos umzurüsten", sagte er. "Wenn die Stückzahlen der Verbrenner stark runtergehen, dann werden wir als Betriebsrat fordern, dass wir hier auch ein Batteriefahrzeug fertigen."

Musk mit Stippvisite bei Diess

Laut "Handelsblatt" machte Tesla-Chef Elon Musk bei seinem Deutschlandbesuch auch eine Stippvisite bei Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess. Ein VW-Sprecher bestätige dem Bericht zufolge das Treffen der beiden Vorstandschefs. Zum Inhalt machte er keine Angaben. Diess und Musk schätzen einander und haben sich in der Vergangenheit gegenseitig dafür gelobt, dass sie es jeweils mit der Elektromobilität ernst meinen.

Musks Flieger landete demnach am Mittwochabend auf dem Flughafen Braunschweig - und VW hatte eigens die neuen E-Fahrzeuge ID3 und ID4 nach Braunschweig gebracht, um sie dem Tesla-Chef vorzustellen. Bei der Gelegenheit drehte Musk auch eine Runde auf dem Flughafengelände. Diess schwärmte der Zeitung zufolge schon 2017 als damaliger Markenchef von Volkswagen bei der IAA: "Tesla wird der relevanteste Wettbewerber für Volkswagen." (dpa/hcn)