E-Mobilität

Studie: Diesel-Trucks werden zum Auslaufmodell

Alternative Antriebe sollen 2025 in Lkw-Flotten bereits fast 50 Prozent ausmachen - so das Ergebnis einer Bain-Studie. Abomodelle, Pay-per-Use-Konzepte und Mietkauf sollen der Kundschaft den Umstieg erleichtern.
12.04.2022

Alternative Antriebe werden sich in Lkw-Flotten durchsetzen - sagt die Unternehmensberatung Bain & Company. (Symbolbild)

Im Jahr 1924 sind die ersten Diesel-Lkw auf der IAA der Öffentlichkeit vorgestellt worden – ab 2024 könnten sie in Europa allmählich aus dem Straßenbild verschwinden. Denn Trucks mit alternativem Antrieb gewinnen an Bedeutung. Das ist das Ergebnis des "European Truck Market Outlook 2022" der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company.

Dazu hat Bain 565 Flottenverantwortliche in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien befragt. Rund 60 Prozent würden demnach in drei Jahren Lkw kaufen, die mit Strom oder Wasserstoff fahren oder zumindest hybrid sind. So soll 2025 nahezu die Hälfte ihrer Flotten aus Trucks mit alternativen Antrieben bestehen.

Größter Umbruch

"Die Branche steht vor ihrem größten Umbruch seit 100 Jahren", betont Eric Zayer, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. "Immerhin aber ist die Ausgangslage der europäischen Truck-Hersteller komfortabel."

Tatsächlich habe sich die messbare Kundenloyalität um rund ein Drittel verbessert. "Die Lkw-Produzenten ernten nun die Früchte ihrer intensiven Bemühungen, die Gesamtbetriebskosten ihrer Fahrzeuge zu senken, deren Zuverlässigkeit zu erhöhen und den Vertrieb noch gezielter auf die Kundenbedürfnisse auszurichten", so Zayer.

Pilotphase endet

30 Prozent der Flottenbesitzer und -betreiber denken demnach darüber nach, in drei Jahren einen Lkw mit klassischem Dieselmotor anzuschaffen. In Deutschland sind es 28 Prozent – nach 50 Prozent im Jahr 2018.

"Der Diesel wird allmählich zum Auslaufmodell, da sein CO2-Ausstoß die Klimabilanz der Kundschaft belastet", erklärt Jörg Gnamm, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. "Damit endet für Lkw-Hersteller auch die Pilotphase für neue Antriebskonzepte."

Reichweite entscheidet

Dabei sind für die Kunden noch die Gesamtbetriebskosten eines Lkw das wichtigste Entscheidungskriterium - gefolgt von Zuverlässigkeit und Service. Doch im Geschäft mit alternativen Antrieben interessieren sich die Flottenverantwortlichen zuvorderst für die Reichweite des Fahrzeugs, dahinter rangieren Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit.

Allerdings hätten viele der Befragten noch Zweifel, ob sich die Fracht mit einem elektrischen Antrieb allein termingerecht transportieren lässt. Daher würden sie sich Stand heute eher für ein Hybridfahrzeug entscheiden. "Auf Dauer werden sich Elektro- und Wasserstofffahrzeuge durchsetzen", ist sich Gnamm jedoch sicher.

Abomodelle im Vormarsch

Auch scheuen zahlreiche Flottenverantwortliche noch die Anschaffungskosten, heißt es. Diesen Bedenken könnten Hersteller mit Abomodellen oder Pay-per-Use-Konzepten begegnen. Bei solchen Angeboten würden sich 42 Prozent der Befragten leichter tun, sich für einen Truck mit alternativem Antrieb zu entscheiden. Schon die Studie im Jahr 2018 hatte gezeigt, dass der Besitz von Fahrzeugen bei der Lkw-Kundschaft an Bedeutung verliert.

Durch die neuen Kundenwünsche geraten die Truck-Produzenten dabei in Zugzwang: Sie müssen ihre Modellpalette um neue Antriebe erweitern und zugleich ihre Geschäftsmodelle grundlegend überarbeiten. Vorreiter sollten sich zudem frühzeitig Zugriff auf eine funktionierende Ladeinfrastruktur sichern. (jk)