E-Mobilität

Wiesbaden als Blaupause für Elektromobilität

Die Stadt hat mit Unterstützung von Beratern ein Konzept für Ladeinfrastruktur erstellt, das sie anderen Kommunen als Leitfaden zur Verfügung stellt.
21.12.2022

Vor allem in innerstädtischen Bereichen, wo private Lademöglichkeiten eher selten sind, muss öffentliche Ladeinfrastruktur stark ausgebaut werden.

Städte und Kommunen stehen vor der Herausforderung, ihre Infrastruktur für den Markthochlauf der E-Mobilität fit zu machen. Die Stadt Wiesbaden hat deshalb mit dem Beratungsunternehmen Drees & Sommer ein Konzept zum Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur erarbeitet. Dessen Ergebnisse stehen der Öffentlichkeit in einem „Leitfaden zum Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur“ zur Verfügung. Eingeflossen sind dabei auch Erkenntnisse aus Experteninterviews des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML.

Wiesbaden ist eine der wenigen deutschen Großstädte ohne U-Bahn- oder Straßenbahn-Netz. Nahverkehr wird in Form von Bussen und Schnell- beziehungsweise Regionalbahnen bedient. 2021 kamen in Wiesbaden 96,2 Autos auf 100 Haushalte. Statistisch gesehen besaß also fast jeder Haushalt einen Pkw. Viele Einpendler verschärfen die ohnehin angespannte Verkehrssituation. Die Grenzwerte des Stickstoffdioxid-Jahresmittelwerts wurden bis 2019 mehrfach überschritten.

Die Agenda ist klar

Damit ist die Aufgabe für die kommenden Jahre klar: Der Anteil an E-Fahrzeugen im Individualverkehr muss steigen, Rad- und Fußverkehr muss gefördert, der ÖPNV gestärkt und innovative Konzepte für den innerstädtischen Lieferverkehr entwickelt werden.

„Alle, die zukünftig ein E-Auto besitzen möchten, sollen in unserer Stadt die Möglichkeit haben, dieses einfach und preiswert zu laden“, erklärt Stadtrat Andreas Kowol, Dezernent für Bauen und Verkehr der Stadt Wiesbaden. „Dafür werden wir nun die Voraussetzungen schaffen. Wir arbeiten dazu eng mit Parkhausbetreibern, Energieversorgern, Unternehmen, Einzelhandel, Wohnungsbaugesellschaften und der Wissenschaft zusammen.“

Bedarf in der Innenstadt ist besonders hoch

Für eine valide Planungsgrundlage ermittelte Drees & Sommer den Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet. Das Ergebnis: Bis 2030 werden in Wiesbaden rund 50.000 Elektroautos erwartet. Das entspricht 35 Prozent der Gesamtzulassungen. Daraus ergibt sich für 2030 ein Bedarf von 1700 öffentlichen Ladepunkten. Besonders hoch ist der Bedarf im innerstädtischen Gebiet, wo nur selten private Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Die wichtigsten Ergebnisse des Umsetzungskonzeptes, des Dialogprozesses sowie der Experteninterviews haben die Projektpartner in einem Leitfaden für Kommunen gesammelt. „Auch wenn es für den Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur keinen Standardprozess gibt, können Städte und Kommunen dennoch voneinander lernen. Für die Verwaltungen ist es jetzt wichtig, den zukünftigen Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur zu kennen und ein Umsetzungskonzept als langfristige Planungsgrundlage zu erstellen“, erklärt Daniela Kirsch vom Fraunhofer IML. Der Leitfaden solle als Kompass und Orientierungshilfe dienen, damit Kommunen es in der Umsetzung leichter haben. (wa)

Der Leitfaden zum Download.