ÖPNV

Autobesitzer unterschätzen Gesamtkosten des eigenen Autos massiv

Wüssten mehr Menschen, wie teuer sie ihr Auto wirklich zu stehen kommt, wäre Deutschland bei der Verkehrswende ein gutes Stück weiter, sagen Forscher. Sie fordern mehr Transparenz und gezielte Aufklärung.
27.04.2020

Im Stau steht niemand gern, doch viele Deutsche hängen an ihrem Auto.

Autobesitzer in Deutschland haben offenbar keine klare Vorstellung davon, wie teuer ihr Pkw in Wirklichkeit ist. Sie unterschätzen die Gesamtkosten ihres eigenen Pkw systematisch um bis zu 50 Prozent. Dies führt dazu, dass alternative Angebote wie der ÖPNV und nicht-fossil betriebene Fahrzeuge weniger attraktiv erscheinen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie von Wissenschaftlern des RWI, der Universität Mannheim und der Yale University.

Demnach bewerten die Befragten die Gesamtkosten des Autobesitzes um durchschnittlich 221 Euro pro Monat zu niedrig. Das sind 52 Prozent der eigentlichen Kosten. Diejenigen, die sämtliche Kostenfaktoren berücksichtigten, schätzen diese immer noch um durchschnittlich 161 Euro bzw. 35 Prozent zu niedrig ein.

Wertverlust und Fixkosten nicht im Blick

Unterschätzt werden vor allem der Wertverlust des Automobils, aber auch Fixkosten wie Steuern und Versicherungen sowie Reparaturkosten. Einzig die Kosten von Diesel oder Benzin werden von den Verbrauchern im Durchschnitt weitgehend korrekt bewertet.

Die Forscher gehen davon aus, dass eine höhere Transparenz über die wahren Kosten den Pkw-Besitz in Deutschland um bis zu 37 Prozent senken könnte. Auf diese Weise würden 17,6 Millionen Autos von den Straßen verschwinden. CO2-Emissionen von 37 Millionen Tonnen pro Jahr könnten auf diesem Wege eingespart werden – das entspräche 4,3 Prozent der deutschen Gesamtemissionen bzw. 23 Prozent der Emissionen aus dem Transportsektor.

Chancen für ÖPNV und E-Mobilität

Gleichzeitig könnte die Nachfrage nach E-Autos um bis zu 73 Prozent steigen. Die ÖPNV-Nutzung könnte sich gleichzeitig um 8 bzw. 12 Prozent erhöhen.

Die Untersuchung ist in Zusammenarbeit mit dem Umfrageinstitut Forsa entstanden. Genutzt wurde deren repräsentatives Panel deutscher Haushalte. Knapp 5500 Autobesitzer gaben Schätzungen zu ihren monatlichen Kosten der Pkw-Nutzung an. Die von der Stiftung Mercator geförderte Forschung erscheint im Fachjournal "Nature". (amo)