ÖPNV

Autonome Busse fahren durch Ilmenau

Zwei Fahrzeuge des französischen Herstellers Easymile verbinden den Bahnhof mit dem Campus.
16.09.2022

Zwischen Bahnhof und Campus fährt ein autonomer Bus durch Ilmenau.

Unter dem Projektnamen Camil verbinden selbstfahrende Busse künftig die Technische Universität Ilmenau mit der Stadt. Zwei automatisiert fahrende, elektrisch angetriebene Kleinbusse pendeln zwischen Bahnhof und dem wenige Kilometer entfernten Campus. Sie sind stündlich getaktet mit den Zügen, die Erfurt mit Ilmenau verbinden. In Anwesenheit des thüringischen Ministers für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft Wolfgang Tiefensee wurden die Fahrzeuge der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das vom Ilm-Kreis initiierte Camil-Projekt dauerte von der Übergabe des Förderbescheides an das Ilmenauer Nahverkehrs-Unternehmen IOV bis zum Start des Linienverkehrs nur gut ein Jahr. Ilm-Kreis, Stadt Ilmenau und TU Ilmenau beauftragten das Büro autoBus aus Potsdam mit der Planung. Das Thüringer Innovationszentrum Mobilität, das an der TU Ilmenau angesiedelt ist, erforschte und entwickelte innovative Funk- und Fahrzeugtechnologien. Der französische Hersteller Easymile schließlich lieferte den EZ10, das weltweit am häufigsten eingesetzte fahrerlose Shuttle.

Die Menschen einbeziehen

Tiefensee sprach von Camil als einem Projekt, das sehr konkret und sehr handhabbar ist: „Das, was wir hier machen, ist insofern vorbildlich, als ein Projekt in Gang gesetzt wird, in dem man Forschungsgegenstände ganz praktisch anfassen kann und wir so Menschen einbeziehen. Der Freistaat Thüringen wird alles Erdenkliche tun, dass wir solche Projekte fördern, ausweiten und so unsere Vorreiterstellung im Mobilitätsbereich mit neuen Ideen, mit neuen Technologien ausbauen.“

Der Präsident der TU, Kai-Uwe Sattler machte den Nutzen der Forschung rund um das Projekt deutlich: „Camil ist auch ein Forschungsprojekt: Es geht um künstliche Intelligenz, Antriebstechnik, Elektronik und um Funktechnik. Und es geht auch um sozialwissenschaftliche Forschung, darum, herauszufinden, wie die Bevölkerung über Camil denkt und die Medien darüber berichten. Denn was nützt die beste Innovation, wenn die Leute die Technologie nicht annehmen, weil sie ihr nicht trauen?“

Forschung aus den Laboren nach draußen holen

Der Oberbürgermeister von Ilmenau Daniel Schultheiß sieht im CAMIL-Projekt einen Nutzen für die Zukunft: „Wir holen die Forschung aus den Laboren nach draußen und machen die Technologie auf der Straße für die Menschen erlebbar. Und wir ermöglichen einem Verkehrsunternehmen, der IOV, wertvolle Erfahrungen mit einer neuen Technologie zu sammeln.“

Der Kleinbus EasyMile EZ10 Generation 3 ist für sechs Passagiere zugelassen. Für einen barrierefreien Zugang sorgt eine automatische elektrische Einstiegsrampe. Elektrisch betrieben und nur gut vier Meter lang und knapp zwei Meter breit, ist der Bus umweltfreundlich und leise. Die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf öffentlichen Straßen beträgt 18 Kilometer pro Stunde. An Bord fährt nur ein Operator für den Notfall mit. (wa)