ÖPNV

Der Bahnhof als Mobilitätsplattform

Intelligente Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel und höhere Aufenthaltsqualität sind wichtige Bausteine der Verkehrswende.
27.07.2022

Bahnhöfe sind nicht nur Stationen des Schienenverkehrs. Sie brauchen auch eine emotionale Qualität.

Wie können Bahnhöfe gestaltet werden, dass Reisende einfacher die „erste“ und „letzte“ Meile bewältigen können? Die intelligente Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln ist ein wichtiger Baustein der Verkehrswende. Aber auch die Steigerung der Attraktivität von Bahnhöfen als Aufenthaltsorte gehört dazu. Im Projekt „Bahnhof der Zukunft“ entwickelt ein Konsortium unter Leitung des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) einen Maßnahmenkatalog dafür.

Anschlussmobilität ist ein entscheidendes Kriterium für die Attraktivität der Bahnmobilität. Die erste und letzte Meile bilden das Nadelöhr zum Ziel- und Ankunftsort, sagt Jutta Deffner vom ISOE. Für Deutsche Bahn, Verkehrsunternehmen, Mobilitätsanbieter und Kommunen sei die komfortable, einfache und verlässliche Verknüpfung mit dem Verkehrsmittel der Wahl eine echte Herausforderung.

Der Bahnhof muss zum Treffpunkt werden

„Wir forschen für einen konsequenten Wandel vom Bahnhof als Station des Schienenverkehrs hin zu einer Mobilitätsplattform, die einen Gewinn für Reisende und Gäste darstellt,“ sagt Deffner. Ein Ziel sei deshalb auch, Maßnahmen zu identifizieren, wie die Attraktivität von Bahnhöfen und ihrem Umfeld erhöht werden können – indem sie zugleich Treffpunkte und Orte für Kultur, Gastronomie und Freizeit werden.

Für die Studie werden Bedürfnisse von Reisenden an Bahnhöfen erhoben. Darauf aufbauend entwickeln die Forschenden Maßnahmen, die nicht nur die technische Seite der Mobilitätsfunktion von Bahnhöfen in den Blick nehmen, wie Wegweisung, Sicherheit oder Barrierefreiheit. Es gehe auch darum, symbolisch-emotionale Aspekte der Mobilität zu berücksichtigen, sagt Deffner.

Virtual-Reality-Simulationen

Ist eine Maßnahme umsetzbar, wird sie visualisiert - entweder zweidimensional oder mit Virtual Reality. So können potenzielle Nutzer die Vorschläge prüfen. Dadurch entsteht eine Art Werkzeugkasten, der es Bahnhofsbetreibern oder Kommunen ermöglicht, geeignete Lösungen zu wählen.

Das Projekt wurde im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums durch das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZFS) beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) vergeben. Forschungs- und Praxispartner sind das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) mit dem Designinstitut für Mobilität und Logistik (DML), Nuts One, Berlin, Gateways, Amsterdam sowie Aproxima Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung Weimar. Die Laufzeit endet im Februar 2025. (wa)