ÖPNV

Ein Roboter säubert Sitze im Nahverkehr

Der autonom agierende Dampfsauger des Fraunhofer IFAM arbeitet mit heißem Trockendampf. Er verbraucht wenig Wasser und versprüht keine Chemie.
19.09.2022

Der mobile Reinigungsroboter desinfiziert Sitze im "Ideenzug" der S-Bahn Hamburg.

Den Praxistest hat der Blechkollege schon hinter sich: Ein mobiler Serviceroboter des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM hat in der Hamburger S-Bahn sauber gemacht. Der Leichtbauroboter ist in der Lage, Oberflächen in Fahrzeugen des öffentlichen Personenverkehrs umweltschonend zu reinigen und zu desinfizieren. In Aktion zu sehen ist er auf der derzeit stattfindenden Messe Innotrans in Berlin.

Der in den Fahrzeugen autonom navigierende Roboter arbeitet mit heißem Trockendampf. Dieser löst Verschmutzungen und Krankheitserreger mit deutlich verringertem Wasserverbrauch und ohne chemische Reinigungszusätze. Der abgelöste Schmutz wird dabei sofort abgesaugt. Per Kamera erkennt der Roboter Objekte und führt die Reinigungsdüse automatisch über die zu reinigenden Oberflächen.

Reinigungspersonal ist rar

Gerade in der Corona-Pandemie steht das Thema ­­­Desinfektion im Fokus. Zugleich mangelt es hierfür an Personal, während häufig enormer Zeitdruck vorherrscht. So gelte es, nicht nur den Fachkräften diese Arbeiten zu vereinfachen und sie teilweise zu entlasten, sondern auch, die Frequenz der Oberflächenbehandlung zu erhöhen, heißt es beim IFAM.
 
Der Roboter hat ein Gesamtgewicht von 330 kg. Er kann Spalte und kleinere Absätze eigenständig überwinden, sich um die eigene Achse drehen und in jede erdenkliche Richtung in der Ebene fahren. Er hat eine Spitzengeschwindigkeit von 1 m/s und kann mit seinem Roboterarm bis zu zehn Kilogramm tragen.

Akkus können die Stromversorgung sichern

Derzeit wird das Reinigungsgerät noch über ein mitgeführtes Kabel mit Strom versorgt. Künftig hingegen könne die Versorgung über Akkus untersucht und realisiert werden, um die Autarkie des Systems zu steigern.

In der Hamburger S-Bahn habe der Roboter gezeigt, dass sich sowohl Fensterscheiben als auch Sitzbänke in einem Zugwaggon vollautomatisiert reinigen lassen, fasst Projektleiter Björn Reichel zusammen. Mit kleinere Anpassungen sei es dann möglich, die Fenster und Sitzbänke eines gesamten S-Bahn-Zugs zu reinigen, ohne Frischwasser nachfüllen oder die Akkus des Systems aufladen zu müssen. (wa)